des Erlebens alltäglicher Ereignisse in einer ländlichen
Ostschweiz. Aus mehr als 120000 Aufnahmen hundert
auszuwählen, die das Wesentliche des gewissenhaften
Chronisten zeigte, war nicht nur ein Wagnis, war ebenso
;ehr auch ein überraschendes Sammeln und Entdecken.
Die 73 ausgestellten Photographien in der Ausstellung als
auch die 137 abgebildeten in der Begleitpublikation
bewiesen durch das aussergewöhnliche Interesse der Besu-
cher einerseits und dem nach kurzer Zeit ausverkauften
Bildband anderseits, wie gross der Zuspruch ganz ver-
schiedenartiger Besucher auf eine Bilderwelt des Nahelie-
zenden und Altbekannten sein kann. Die Ausstellung
wurde drei Wochen verlängert und der 12. Band unserer
Publikationsreihe zur Schweizer Photographie konnte
neu aufgelegt werden. Besonders glücklich dürfen wir dar-
über sein, dass Hans Baumgartner mit geistiger Wachheit
ınd grösster Anteilnahme den Aufbau und das Ergebnis
unserer Wahl überprüfen konnte und kurz nach seinem
35. Geburtstag das Fest der Vernissage sowie seinen Erfolg
in einer umfangreichen und durchwegs lobenden Presse
mitverfolgen durfte. Und selbst die gegen tausend ihm
vorgelegten Bücher mit der Bitte um Signatur oder hand-
schriftlicher Widmung ertrug der Gefeierte mit seinem
trockenen Charme und feinem Humor.
Einen Monat vor Beendigung seiner Ausstellung, am
Abend des 28. Dezember erlag Hans Baumgartner in sei-
ner Wohnung in Frauenfeld einem Herzversagen. WB
bot den Anlass zu ihrer Verwirklichung. Anhand von 24
Gemälden versuchten wir, unterschiedliche Behandlun-
gen von der altmeisterlichen Ölmalerei bis zum Impres-
sıonismus aufzuzeigen. Während die alten Meister
bekanntlich die Oberflächen ihrer Gemälde meistens mit
Lasuren und Firnissen abschlossen, führt die Entwicklung
ım 19. Jahrhundert zu einer matten, ungefirnissten Ober-
fläche, was besonders für impressionistische Bilder von
grösster Wichtigkeit ist. Unvermeidlicherweise wirft diese
Darstellung ein Licht auf sehr fragwürdige Restau-
1erungsmassnahmen, bei denen Lasuren zerstört, unge-
firnisste Gemälde gefirnisst oder ungeeignete Kunstharz-
firnisse verwendet wurden. Hervorzuheben war die
Bedeutung der Patina, da sie über die Frage Aufschluss
bietet, ob ein Gemälde ursprünglich gefirnisst war, oder
ungefirnisst konzipiert wurde. Neben den Gemälden von
Claude Lorrain erhellten drei Gemälde von Johann Hein-
rich Füssli die Frage der Lasur bei den alten Meistern. Drei
Gemälde von Auguste Renoir, die sich im originalen
Zustand befinden, stellen Renoirs unterschiedliche Kon-
zepte der Oberfläche dar. Die Bedeutung der Wandfarbe
für die Wirkungsweise der Gemälde wurde durch einen
verschiebbaren Hintergrund demonstriert, die Wichtig-
keit der Beleuchtung, indem zu der neutralen, weissen
Lichtfarbe in Intervallen eine gelbtonige Spotbeleuchtung
hinzugeschaltet wurde. PP
AUSSTELLUNG IN DER SAMMLUNG
Von Claude Lorrain bis Giovanni Segantini —
Gemäldeoberfläche und Bildwirkung
Eine Ausstellung zu den Problemen der Oberflächenbe-
handlung von Gemälden mit Firnis und Lasuren war ein
ianggehegtes Wunschkind von uns Restauratoren; die
Erwerbung von zwei Gemälden des gleichen Meisters —
Claude Lorrain —, die schlagend den Unterschied von
Kunst- und Naturharzfirnis für die Bildwirkung zeigten,