stantinsbogen wählen liess. Dass keines der drei Bilder eine
biblische oder mythologische Staffage zeigt, entsprach
wohl auch dem Willen des Auftraggebers.
Kunst und Militäringenieurwesen waren enger ver-
wandt, als uns dies heute erscheinen mag, und zwar einer-
seits über die Architektur - das Kunsthaus verwahrt noch
Entwürfe für ein Zeughausportal von der Hand Werd-
müllers —-, andererseits über die Topographie mit ihrer Ver-
messungstechnik, den Landkarten und Ansichten. So
schätzte auch der Feldzeugmeister den Umgang mit
Künstlern; zu Conrad Meyer, dem besten und vielseitig-
sten Maler und Entwerfer seiner Generation in Zürich,
pflegte er engere Beziehungen. Ihm gab er seinen militär-
untauglichen, aber künstlerisch begabten Sohn Hans
Rudolph in die Lehre. 1655/56 weilte der bereits genann-
te, reputierte holländische Landschaftsmaler Jan Hackaert
(1628-1685) für acht Monate bei Hans Georg Werdmüller
in Zürich und zog mit dem jungen Werdmüller und
Meyer ins Glarnerland und nach Graubünden, wo sie
erstaunliche Zeichnungen anfertigten. Er malte eine
monumentale Zürichseelandschaft (Rijksmuseum
Amsterdam), die von seiner üblichen Produktion völlig
abweicht - nicht undenkbar, dass ihn die überraschende
Begegnung mit den Gemälden Claude Lorrains, ihrer
grösseren Sicht und ihrem weiteren Atem zu dieser Son-
derleistung herausforderte. Der junge Werdmüller soll
vorzügliche Kopien nach den Bildern Claudes angefertigt
haben; da ihn der Vater aber stets zu allerlei Geschäften
verwendete und er sich nicht richtig zu einem professio-
nellen Künstler entwickelten konnte, nahm es ein trauri-
ges Ende mit ihm, indem er nächtlicherweis in der Sihl
ertrank, halb aus Missgeschick, halb aus Desperation. Der
«Kunstsaal» aber löste sich ab 1701 auf; die unverkäufli-
chen Reste versuchte man 1789 ohne Erfolg zu verlosen.
Sie gingen schliesslich im Konkurs des Zürcher Stadtprä-
sidenten Hans Rudolf Werdmüller 1809 auf.
Landschaft mit Wasserfall und Jägern, um 1630/35, Abb. 2
1 auf Leinwand, 61 x 83,5 cm
Stiftung Prof. Dr. L. Ruzicka, erworben dank einer Zwischenfinanzierung des
Ernst von Siemens-Kunstfonds durch Tausch, vgl. S. 7 mit S. 15
Pastorale mit Konstantinsbogen, 1648, Abb.3
Öl auf Leinwand, 98 x 147,5 cm
Zeschenk des Holenia Tust im Andenken an Joseph H. Hirshhorn
Erstveröffentlichungen:
Marcel G. Roethlisberger: The Houghton Hall Claude (Apollo, 1990, S. 300-303.
360)
Claude to Corot. The Development of Landscape Painting in France (Ausst. Kat.
Colnaghi New York 1990) no. 6, Text von Michael Kitson, bes. zur Provenienz
Marcel G. Roethlisberger: From Goffredo Wals to Claude Lorrain (Apollo. 1992.
S 209-214)
Über Technik und Zustand:
Yon Claude Lorrain bis Giovanni Segantini. Gemäldeoberfläche und Bildwirkung
‘Ausst. Kat. Zürich 1996; = Kunsthaus Zürich, Sammlungsheft 21, bes. S. 24-26),
:bendort S. 68-75 ein zu den vorliegenden Bemerkungen komplementärer Text
über die Bedeutung Claudes für die Schweizer Kunst und seine Stellung in der
Gestaltung von Licht, Raum und Atmosphäre.
Weitere Literatur:
Theodor Hetzer: Claude Lorrain (Frankfurt 1947)
Marcel Roethlisberger: Claude Lorrain. The Paintings. Critical Catalogue (New
Haven 1961)
Marcel Roethlisberger: Claude Lorrain. The Drawings. Catalog (Berkeley 1968)
Leo Weisz: Die Werdmüller. Schicksale eines alten Zürcher Geschlechtes (3 Bände.,
Zürich 1949), zu Hans Georg bes. Bd. I, S. 289-325, zu seinem Grossvater David
und dessen Bruder S. 88 ff, zum Kunstbesitz der Familie, insbes. zum Kunstsaal
im Alten Seidenhof und dessen Liquidation Bd. 3, S. 108 ff, 113 f, 93 f
Gustav Solar: Jan Hackaert. Die Schweizer Ansichten 1653-1656 (Dietikon-Zürich
1981), bes. S. 29
Houghton Hall. The Prime Minister, The Empress and The Heritage (ed. Andrew
Moore. London 1996)
Christian Klemm