Full text: Jahresbericht 1997 (1997)

Wissenschaftliche Bearbeitung und Konservierung 
Die Aktivitäten in der Graphischen Sammlung kon- 
zentrierten sich in diesem Jahr auf die Redaktion des 
Sammlungskatalogs «Ferdinand Hodler, Tanz und Streit, 
Zeichnungen zu den Wandbildern Blick in die Unend- 
lichkeit, Floraison und Die Schlacht bei Murten». Wie in den 
beiden vorhergehenden Katalogen wurden sämtliche 
720 Werke abgebildet und durch einleitende Kommen- 
tare erschlossen. Das Hauptinteresse galt den Studien 
zu Blick in die Unendlichkeit, dem zwischen 1910 und 
1916 entstandenen Wandbild für die Treppenhalle des 
Kunsthauses. Gestützt auf Archivunterlagen und die 
im Musee d’art et d’histoire von Genf aufbewahrten 
Skizzenbüchern (Carnets) wurde der Werdegang dieses 
Bildes zum ersten Mal genau nachgezeichnet. Diese 
monographische Aufarbeitung verdankt wesentliche 
Einsichten dem Dialog mit der Hodler-Forscherin Frau 
Gabriela Christen, die eine Dissertation über dieses 
Wandbild an der Universität Bern vorbereitet. 
Neuland beschritten wir in der klaren Abgrenzung 
der Ideen- und Kompositionsskizzen für Floraison, die 
bis dahin häufig mit Blick in die Unendlichkeit ver- 
wechselt wurden. Am offensten bleiben die Bewegungs- 
studien, die Hodler noch unabhängig von einer be- 
stimmten Kompositionsidee entwarf, während die 
Figurenstudien genau zugeordnet werden können. Das 
für die Zürcher Universität bestellte Wandbild be- 
schäftigte Hodler von 1914 bis zu seinem Tod und 
blieb im Entwurfsstadium stecken. Die im Kunsthaus 
aufbewahrten Skizzen und Entwürfe im Massstab 1:20 
geben nicht nur einen gründlichen Einblick in den 
Schaffensprozess seiner späten Kompositionen, sie ver- 
mitteln den Eindruck, Hodler habe seine reifsten Bild- 
gedanken der Zeichnung anvertraut. Dies wird deut- 
lich, wenn man die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten 
von Floraison mit den Studien zu Dre Schlacht bei Murten 
vergleicht. Lyrische und expressive Bewegungselemente 
wechseln sich ab, werden einmal als Tanz, ein andermal 
als Streit inszeniert. Ein gleiches rhythmisches Gefühl 
für die Wechselwirkung der Gegensätze zeichnet die 
Skizzen der beiden letzten Jahre aus, unabhängig von 
ihrer Zugehörigkeit zum einen oder anderen Wandbild. 
Im Rahmen ihres dreimonatigen Volontariats be- 
arbeitete Frau Iris Wien, M.A. die nicht ganz vollstän- 
dige Folge der 80 Radierungen Los Caprichos von Goya. 
Sie konnte den Nachweis erbringen, dass die meisten 
Blätter der ersten Ausgabe entstammen, die 1799 im 
Eigenverlag des Künstlers in einer Auflage von 275 bis 
300 Exemplaren erschien. 
Der Schweizer Künstler Christian Marclay stöberte 
die graphischen Bestände nach Stilleben, Genredarstel- 
lungen und Historien durch, auf denen Musikinstru- 
mente abgebildet sind. Von den 70 für seine Ausstellung 
Arranged and Conducted by Christian Marclay ausgesuch- 
ten Werken auf Papier aus fünf Jahrhunderten wurden 
die meisten zum ersten Mal vollständig inventarisiert, 
passepartouriert und gerahmt. Zusammen mit Gemäl- 
den und Photographien aus den Beständen unserer 
Sammlung entstand die frei arrangierte «Wall of Sound», 
ein Klanggebilde, das sich über die Schranken der 
wissenschaftlichen Bearbeitung und Konservierung hin- 
wegsetzte. Obschon der «Tages-Anzeiger» einen unent- 
geltlichen Katalog publizierte, blieb die erhoffte grössere 
Resonanz aus. 
By WW 
BIBLIOTHEK 
EDV 
1997 konnte die Bibliothek mit einem elektronischen 
Bibliothekssystem ausgerüstet werden. Für diesen Zweck 
stand ein sehr knappes Budget von Fr. 80 000.— zur Ver- 
ügung, aus dem sämtliche Investitionen zu bestreiten 
waren. Nachdem schon im vorhergehenden Jahr die auf 
dem Markt angebotenen Produkte überprüft worden 
waren, konnte das Projekt im ersten Quartal 1997 sehr 
rasch realisiert werden. Dabei ist der vorgegebene finan- 
zielle Rahmen eingehalten worden. Lediglich die Ver- 
kabelung in der Bibliothek wurde wie geplant zusätzlich 
aus Mitteln für die Haustechnik finanziert. Die Kosten 
sind vor allem durch zwei Faktoren niedrig gehalten 
worden:
	        
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