Wissenschaftliche Bearbeitung und Konservierung
Die Aktivitäten in der Graphischen Sammlung kon-
zentrierten sich in diesem Jahr auf die Redaktion des
Sammlungskatalogs «Ferdinand Hodler, Tanz und Streit,
Zeichnungen zu den Wandbildern Blick in die Unend-
lichkeit, Floraison und Die Schlacht bei Murten». Wie in den
beiden vorhergehenden Katalogen wurden sämtliche
720 Werke abgebildet und durch einleitende Kommen-
tare erschlossen. Das Hauptinteresse galt den Studien
zu Blick in die Unendlichkeit, dem zwischen 1910 und
1916 entstandenen Wandbild für die Treppenhalle des
Kunsthauses. Gestützt auf Archivunterlagen und die
im Musee d’art et d’histoire von Genf aufbewahrten
Skizzenbüchern (Carnets) wurde der Werdegang dieses
Bildes zum ersten Mal genau nachgezeichnet. Diese
monographische Aufarbeitung verdankt wesentliche
Einsichten dem Dialog mit der Hodler-Forscherin Frau
Gabriela Christen, die eine Dissertation über dieses
Wandbild an der Universität Bern vorbereitet.
Neuland beschritten wir in der klaren Abgrenzung
der Ideen- und Kompositionsskizzen für Floraison, die
bis dahin häufig mit Blick in die Unendlichkeit ver-
wechselt wurden. Am offensten bleiben die Bewegungs-
studien, die Hodler noch unabhängig von einer be-
stimmten Kompositionsidee entwarf, während die
Figurenstudien genau zugeordnet werden können. Das
für die Zürcher Universität bestellte Wandbild be-
schäftigte Hodler von 1914 bis zu seinem Tod und
blieb im Entwurfsstadium stecken. Die im Kunsthaus
aufbewahrten Skizzen und Entwürfe im Massstab 1:20
geben nicht nur einen gründlichen Einblick in den
Schaffensprozess seiner späten Kompositionen, sie ver-
mitteln den Eindruck, Hodler habe seine reifsten Bild-
gedanken der Zeichnung anvertraut. Dies wird deut-
lich, wenn man die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten
von Floraison mit den Studien zu Dre Schlacht bei Murten
vergleicht. Lyrische und expressive Bewegungselemente
wechseln sich ab, werden einmal als Tanz, ein andermal
als Streit inszeniert. Ein gleiches rhythmisches Gefühl
für die Wechselwirkung der Gegensätze zeichnet die
Skizzen der beiden letzten Jahre aus, unabhängig von
ihrer Zugehörigkeit zum einen oder anderen Wandbild.
Im Rahmen ihres dreimonatigen Volontariats be-
arbeitete Frau Iris Wien, M.A. die nicht ganz vollstän-
dige Folge der 80 Radierungen Los Caprichos von Goya.
Sie konnte den Nachweis erbringen, dass die meisten
Blätter der ersten Ausgabe entstammen, die 1799 im
Eigenverlag des Künstlers in einer Auflage von 275 bis
300 Exemplaren erschien.
Der Schweizer Künstler Christian Marclay stöberte
die graphischen Bestände nach Stilleben, Genredarstel-
lungen und Historien durch, auf denen Musikinstru-
mente abgebildet sind. Von den 70 für seine Ausstellung
Arranged and Conducted by Christian Marclay ausgesuch-
ten Werken auf Papier aus fünf Jahrhunderten wurden
die meisten zum ersten Mal vollständig inventarisiert,
passepartouriert und gerahmt. Zusammen mit Gemäl-
den und Photographien aus den Beständen unserer
Sammlung entstand die frei arrangierte «Wall of Sound»,
ein Klanggebilde, das sich über die Schranken der
wissenschaftlichen Bearbeitung und Konservierung hin-
wegsetzte. Obschon der «Tages-Anzeiger» einen unent-
geltlichen Katalog publizierte, blieb die erhoffte grössere
Resonanz aus.
By WW
BIBLIOTHEK
EDV
1997 konnte die Bibliothek mit einem elektronischen
Bibliothekssystem ausgerüstet werden. Für diesen Zweck
stand ein sehr knappes Budget von Fr. 80 000.— zur Ver-
ügung, aus dem sämtliche Investitionen zu bestreiten
waren. Nachdem schon im vorhergehenden Jahr die auf
dem Markt angebotenen Produkte überprüft worden
waren, konnte das Projekt im ersten Quartal 1997 sehr
rasch realisiert werden. Dabei ist der vorgegebene finan-
zielle Rahmen eingehalten worden. Lediglich die Ver-
kabelung in der Bibliothek wurde wie geplant zusätzlich
aus Mitteln für die Haustechnik finanziert. Die Kosten
sind vor allem durch zwei Faktoren niedrig gehalten
worden: