RESTAURIERUNG
Bei den Restaurierungsarbeiten stand die Fertigstellung
jener Objekte im Vordergrund, die in der Ausstellung
«Von Claude Lorrain bis Giovanni Segantini, Gemälde-
oberfläche und Bildwirkung» mit einer Restaurierungs-
probe oder einer Teilreinigung vorgestellt worden waren.
Nur Johann Heinrich Wüests «Komponierte Landschaft
mit Vieh» soll als Demonstrationsobjekt in dem Muster-
zustand belassen werden, da sich an diesem Gemälde der
ganze Fragenkomplex der Gemäldereinigung eindrück-
lich zeigen lässt. Die Aufgabe eines Museums besteht
ebenfalls im Darstellen von Restaurierungsfragen.
Das «Portrait Albert Wolff» von Edouard Manet hat
durch die vollständige Abnahme des später angebrach-
ten Firnisses den falschen Altmeisterspeck hinter sich
gelassen und zeigt heute dem Museumsbesucher in
silberner Durchsichtigkeit die überraschend spontane
Pinselschrift des grossen Meisters. Als unbegründet er-
wiesen sich die anlässlich des Restauratorenkolloquiums
geäusserten Bedenken, dass sich die Trennlinie zwischen
dem gefirnissten Teil und der zur Veranschaulichung frei-
gelegten Partie abzeichnen könnte.
Im «Selbstbildnis mit Geige» von Johannes Lingel-
bach machte der Kunstharzfirnis die dunklen Partien
schwer lesbar. Auch dieser Firnis wurde restlos ab-
genommen und die kleinen Retouchen ersetzt. Den
Fensterausschnitt, der bei der vorangehenden Restau-
rierung gesamthaft mit einem leuchtenden Blau über-
malt war, beliessen wir im originalen Grauton. Durch
das Auftragen eines Naturharzfirnisses treten nun die
tonalen Abstufungen als raumgestaltende Faktoren in
Erscheinung.
Beim «Waldbach» von Corot, der ursprünglich für die
Ausstellung vorgesehen war, ergab sich bei der Restaurie-
rung ein Problem. Das Bild war, wie alle Ölstudien des
Künstlers, ursprünglich nicht gefirnisst, wie der direkt
auf der Ölfarbe liegende Nachlassstempel der «Vente
Corot» beweist. In der Folge wurde das Blatt auf eine
Leinwand aufgezogen und mit einem schwer löslichen
Walnussöl überzogen. Dieser Firnis verband sich so sehr
mit der Farbe, dass er sich nicht mehr ganz aus der
Struktur der Farbe entfernen liess. Um der ursprüng-
lichen Wirkung nahe zu kommen, mattierten wir den
Glanz mit gebleichtem Bienenwachs. - Die Restaurie-
rungen der Gemälde von Claude Lorrain «Pastorale mit
Konstantinsbogen» und Claude Monet «Le parlement,
coucher de soleil» schliesslich können erst im nächsten
Jahr fertig gestellt werden.
Von dem Ende 1996 von Frau Staehelin geschenkten
Gemälde Vuillards «Annette et Jacques Roussel ä table»
nahmen wir einen nicht originalen, vergilbten Firnis
ab, der sich auch aus der Struktur des Kartons lösen liess.
So konnte die originale Wirkung weitgehend zurück-
gewonnen werden; das durch die Gardinen gestreute
Bildlicht vermag sich wieder voll zu entfalten.
Bekanntlich konzipierten die modernen Künstler ihre
Gemälde meistens ohne Firnis. Hingegen gehören zu
den ausgeführten Gemälden alter Meister Naturharz-
firnisse, die in ihrer Lösung bereits gelblich sind. Farb-
lose Firnisse sind ein Produkt der letzten Jahrzehnte;
sie sind auf den alten Gemälden fehl am Platz. Firnisse
wurden nicht selten zusätzlich gefärbt, um dem Bild
eine verbindende Tonalität zu verleihen. Bei Angelika
Kauffmanns Portrait von Winckelmann beliessen wir
den bestehenden, leicht gegilbten Firnis, auf welchem
wir die Lasuren retouchierten, die bei einer früheren
Restaurierung beschädigt worden waren. Durch dieses
Vorgehen wurde die ursprüngliche Modellierung des
Gewandes mit einfachen Mitteln wieder hergestellt. PP
Konservatorische Verantwortung bei Ausstellungen
Beim Aufbau von Ausstellungen stellt sich immer wie-
der die Frage, wie weit unsere konservatorische Verant-
wortung gegenüber den Objekten und den Leihgebern
gehen muss und gehen kann. Dass das Museum tadel-
lose Klima- und Lichtverhältnisse und eine professio-