der wissenschaftlichen Bearbeitung und Veröffentli-
chung unseres umfassenden Bestandes von Hodler-
Zeichnungen anhand der Originale dargestellt wurde. In
den vier Kabinetten, dem Saal und der Loggia, die den
Blick auf das Wandbild Blick in die Unendlichkeit freigibt,
kam die Auswahl aus den über 700 Skizzen und Ent-
würfen besonders gut zur Geltung, entstanden diese
doch für die drei letzten grossen Wandbilder: Blick in die
Unendlichkeit im Kunsthaus, Floraison für die Zürcher
Universität, Die Schlacht bei Murten im Schweizerischen
Landesmuseum. Im vierhundertseitigen Sammlungs-
katalog wird die Entstehungsgeschichte der Komposi-
tionen von Blick in die Unendlichkeit und Floraison zum
ersten Mal in allen Einzelheiten rekonstruiert. Beson-
dere Beachtung wurde den «rhythmischen Strukturen»
ın Hodlers Spätwerk geschenkt (gleichmässig-dynamisch
und explosiv-statisch). Seinen Hang zum obsessiven
Zeichnen, der sich vor allem im Spätwerk manifestiert,
kann man mit seiner alles durchdringenden rhythmi-
schen Vorstellungskraft erklären, die Figuren und Land-
schaften, Formen und Farben nach einer unsichtbar ord-
nenden Typologie der Empfindungen einteilt. BvW
Die Sammlung Bernhard Mayer
Der Schweizerische Kunstverein gehört zu jenen Gesell-
schaften, die im Zeichen gemeinsamer kultureller oder
sportlicher Interessen zwischen 1798 und 1848 den
nationalen Zusammenschluss beförderten; so wollte
auch er etwas zum Bundesjubiläum beitragen und regte
sine Serie von Ausstellungen zur «Kunst des Sammelns»
schweizerischer Kunstliebhaber an. Für die Zürcher
Kunstgesellschaft, Gründungsmitglied und mit Abstand
grösste Sektion dieses Dachverbandes, bildete dies einen
willkommenen Anlass, die kaum bekannte und kleine,
aber erlesene Sammlung vorzustellen, die Bernhard
Mayer in den zwanziger Jahren zusammengetragen
hatte: Meisterwerke von Cezanne und Renoir über van
Gogh und Ensor bis zu Picasso und Matisse, Jawlensky,
Kandinsky und Klee. ChK
Giovannı Segantini — Das Alpentriptychon
Was sich vernünftigerweise schon anlässlich der grossen
Segantini-Ausstellung 1990 hätte ereignen sollen, war
nun dank glücklicher Umständen möglich: Das Alpen-
'riptychon konnte aus seiner allzu engen Aufbewah-
rungsstätte ın St. Moritz erlöst und wenigstens vorüber-
zehend in einem angemessenen Raum und einem
zrösseren Kontext gezeigt werden. Der Hodler-Saal im
Moser-Bau von 1910 erwies sich als ideal, die Wirkung
als überwältigend - und viele der zahlreichen Besucher
ragten, weshalb dieser Höhepunkt der Kunst des 19.
lahrhunderts in der Schweiz nicht hier bleiben könne...
Anlass der Veranstaltung war der Umbau des Segantini-
Museums und die Restaurierung der drei grossen
Gemälde im Atelier des Kunsthauses, die Paul Pfister
ınd Moritz Bösiger durchführten. ChK
AUSSTELLUNGEN DER SCHWEIZERISCHEN
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE
Ferdinand-Hodler-Fotoalbum
Über 400 Photos aus den Sammlungen des Hodler-
Spezialisten Jura Brüschweiler und der Stiftung für Pho-
tographie wurden während fünf Jahren gesichtet, identi-
ziert und für Katalog und Ausstellung ausgewählt. Von
der Klassenphoto des Neunjährigen über die Einzel- und
Gruppenportraits mit Künstlern und Freunden bis zu
den Aufnahmen, die Hodler beim Arbeiten im Atelier,
ım Garten und noch bei seinem letzten Spaziergang am
Tag vor dem Tod zeigen, wurde erstmals die über-
raschend vielfältige und aufschlussreiche Bilderchronik
seines Lebens ausgebreitet. Trotz der anregenden und
yräzısen Ergänzung mit Gemälden, Skizzen und Doku-
nenten fand die Ausstellung beim Publikum leider nicht
die gebührende Aufmerksamkeit. Nach der Besichtigung
der umfangreichen Gemäldeausstellung «Von Anker bis
Zünd» waren die meisten Besucher zu erschöpft, um die
sorgfältig abgestimmten beiden Hodler-Präsentationen
ınd die Photographien der Genfer Landesausstellung
von 1896 noch eingehender zu betrachten. WB