L’Exposition National 1896 a4 Geneve -
une par Fred Boissonnas
Die Ausstellung würdigte das Schaffen des Genfer Pho-
tographen Fred Boissonnas. Seine Arbeiten waren zu
seiner Zeit so herausragend, dass die Veranstalter der
Exposition Nationale ihm einen eigenen Pavillon zur Ver-
fügung stellten. In diesem Photo-Salon stellte Bois-
sonnas einige seiner Meisterwerke aus: Portraits, Sequen-
zen mit Kindern und galoppierenden Pferden,
pictorialistische Landschaften, Szenen mit Pfahlbauern.
Soweit die damals ausgestellten Bilder noch aufzufinden
waren, wurde versucht, zeittypische Aspekte dieser
nostalgischen Photoausstellung zu rekonstruieren. Wei-
tere Aufnahmen und Dokumente vermittelten Einblicke
in den Grossanlass, der zwar - im Fortschrittsglauben
der Gründerjahre - wirtschaftliche und industrielle
Errungenschaften präsentierte, aber ebenso eine idylli-
sche Schweiz im Village Suisse mit von Sennen und
Trachtenmädchen bevölkerten Alphütten, einem Dorf-
platz und einem «echten» Wasserfall glorifizierte. WB
Über die konkreten «Fallstudien» hinaus wurde der
metaphorische Gehalt dieser Arbeiten sichtbar, die in
einem tieferen Sinn den inneren Zustand der verschie-
denen Gesellschaften ausleuchten. PPf
Geschlossene Gesellschaft
Photographien von Kristin Capp und Roger Ballen
Unter dem Titel Geschlossene Gesellschaft stellte die
Schweizerische Stiftung für die Photographie die ameri-
kanischen Photographen Kristin Capp und Roger Ballen
vor. Beide haben in den letzten Jahren mit der Kamera
eine fremde, schwer zugängliche Welt erforscht: Roger
Ballen beschäftigte sich mit weissen Südafrikanern nach
dem Zusammenbruch des Apartheidregimes, Kristin
Capp hat das Leben der Hutterer in Nordamerika festge
halten. Die streng organisierte, äusserst stabile Religions-
gemeinschaft der Hutterer, die im 16. Jahrhundert aus
der Zürcher Täuferbewegung hervorging, bildete eine
Art Gegenpol zur Situation jener Südafrikaner, die heute
sozial und wirtschaftlich am Abgrund stehen. Obschon
beide Photographen aus der Tradition der sozialdoku-
mentarischen Reportage kommen, machte gerade die
Gegenüberstellung ihrer Werke bewusst, wie weit sie sich
vom rein dokumentarischen Anspruch entfernt haben.