RESTAURIERUNG
Seit den siebziger Jahren durften wir für die Restaurie-
rung von Zeichnungen und Druckgraphik mit Frau
Annegret Bürki in Bern eng zusammenarbeiten. Schon
früh hatte sie sich auf die Behandlung von Arbeiten auf
Papier spezialisiert, und so waren wir sehr froh, unsere
Werke kompetenten Händen übergeben zu können.
Etliche hundert Blätter hat sie zu unserer steten Zufrie-
denheit für die Graphische Sammlung behandelt, und
wir möchten ihr auch an dieser Stelle für diese grosse
Arbeit danken. Schon länger liess sie uns wissen, dass sie
ihr Arbeitspensum reduzieren möchte, und so haben wir
uns nach langen Diskussionen zu einer Reorganisation
der Restaurierungsabteilung entschlossen. Da sich Jean
Rosston im Bereich der Graphik stets weitergebildet hat,
übernimmt sie nun die Papierrestaurierung. Gleichzeitig
wurde das Pensum von Hanspeter Marty auf seinen
Wunsch von vier auf drei Tage reduziert. Um diese Ver-
luste von Arbeitszeit im Bereich der Gemälde und
Skulpturen zu kompensieren, wurde die befristete Assi-
stentenstelle, die auch für die Weiterbildung des Nach-
wuchses sehr wichtig ist, reaktiviert und mit Natalie
Ellwanger besetzt.
Claude Lorrain «Pastorale mit Konstantinsbogen»
Die Gemälde von Claude Lorrain erfuhren in der Ver-
gangenheit oft zu weitgehende Reinigungen, die ihre
räumliche Wirkung stark beeinträchtigen. Die alten Fir-
nisse und Lasuren auf unserem 1996 angekauften
Gemälde Pastorale mit Konstantinsbogen von 1648 waren
ebenfalls durch vorangegangene Eingriffe weitgehend
entfernt. Von partiellen Verlusten abgesehen, sind die
darunter liegenden Farbschichten dennoch im Zusam-
menhang erhalten geblieben. Eine gezielte Bearbeitung
der Oberfläche liess ein gutes Resultat vorhersehen.
Zuerst musste der verfälschende Kunstharzfirnis
unter Schonung der gut ausgeführten Retouchen im
Himmel abgenommen werden. Nach partiellen Vorre-
touchen wurde über die gesamte Landschaft ein einheit-
lich gelb gefärbter Dammarfirnis aufgetragen. Schon
diese Massnahme führte als Ersatz für die verlorenen
Lasuren zu einer Aufhellung und einer erheblichen
Differenzierung der nachgedunkelten Partien, was
gleichzeitig zu der charakteristischen, fliessenden Raum-
entfaltung führte, die der Intention des Künstlers nahe-
kommt. Die finsteren Teile der rechts im Gegenlicht
stehenden Bäume liessen sich allerdings nicht mehı
präzisieren, weil dort die originale Oberfläche zu stark
zersetzt ist. Eine imitatorische Ergänzung musste unter-
bleiben, weil sie sich neben der Qualität des Meisters
stets störend bemerkbar machen müsste. Dennoch
erfüllt es uns mit Freude, dass das Kunsthaus über zwei
Gemälde von Claude Lorrain verfügt, die sich durch
einen hohen Authentizitätsgrad auszeichnen. PP
Claude Monet «Le Parlament, coucher de soleil», 1904
In den drei Wintern um die Jahrhundertwende ver-
brachte Monet längere Zeit in London und versuchte,
die unterschiedlichsten dunstverhangenen Lichtsituatio-
nen an der Themse in drei grossen Bildserien zu erfassen
und auf die Leinwand zu bannen: Das Gemälde Le
Parlament, coucher de soleil ist eines dieser Werke. Nach-
dem 1995 Walter Haefner dieses Bild dem Kunsthaus
geschenkt hatte, kam der Wunsch auf, den Zustand
dieses Gemäldes näher abzuklären. Bei einer lange