üterter ft. Dreigehnter Yuftrut
Lerma. Prinz, ich ehre
Den Schmerz, der Sie unbillig macht.
Karlos. OD Gott!
3955 ®ott! — Gott! Beiwahre mich vor Arawohn!
Vera, Auch
Erimnr’ ich mich bes Nönig8 eigner Worte:
Aie vielen Dank, fagt’ er, al8 ich hereintrat,
Din ich für dieje Neuigkeit Cuch {huldig!
Kurios, D ftille! Stille!
Lerma, Herzog Alba foll
3960 Gefallen fein — dent Prinzen Ruy Gomez
Tas qroße Siegel abgenommen und
Dem Marquis übergeben fein —
Karlo$ (in tiefes Grübeln vertoren). Und ntir verfchtmwiec
Warum verjchwieg er mir?
Yerma, Der ganze Hof
Staunt ihn Ichon al8 allmächtigen Minijter,
365 UIS unumfcdhränften Günftling an —
Kurlos, (Er bat
Mich Lich gehabt, fehr lieb. Sch war ihm teuer
Aie feine eigne Seele. DO, das weiß ih —
Das Haben tanjend Proben mir erwiefen.
Doch follen Millionen ihn, foll ihm
0 Das Vaterland nicht teurer jein al8 einer?
Sein Bufen war für einen Freund zu groß,
Und Karlos’ Ofüc zu Hein für feine Liebe.
Er opferte mich feiner Tugend. Kann
Sch idn drum fhHelten? — Ja, e8 iijt gewiß!
x Sekt ilt’8 gewiß. Seßt Hab’ ih ihn verloren.
{Er geht feitwärts und verhlillt das Gejicht.
Lrerma oa einigem Stilighweigen).
Mein befter Prinz, was fann ich für Sie tun?
Karlos (ohne ihn anzufehen).
Bum König gehen und mich auch verraten,
Sch habe nichts zu [Henken.
Lerma. Wollen Sie
Erwarten, was erfolgen mag?
Karlos (Mfünt ich auf das Geländer und fieht jtarr vor fig hinaus).
Sch hab’ ihn
880 Verloren. OD! SJebt bin ih ganz verlaffen!
Lerma (nähert fi {hın mit tetlnehmender KRührung).
Sie wollen nicht auf Ihre Rettung denken?
$arlos, Yuf meine Rettung? — Buter Menfich!
I)
Zeichnung von Alberto Giacometti in:
Friedrich Schiller: Don Karlos.
S. 247 (Inv. Nr. GS 209)
DIE BEWEGUNG IN DER KUNST
Die Skulpturensammlung deg Mü ee du Luzembourg ent-
hält unter anderen zwei Werke Re, die mich besonders
anziehen und fesseln: „das eherge Zeitalter“ und „Johannes
der Täufer“. Sie sind, wenn möglich, noch lebendiger als die
übrigen. Auch die anderen Werke des Künstlers in dieser
Sammlung sind sicher alle mit unmittelbarstem Leben erfüllt :
man glaubt tatsächlich Glieder von-Fleisch und Blut vor sich
zu haben; sie atmen alle, diese beiden jedoch bewegen sich
außerdem noch,
Als ich eines Tages den Meister in Meudon besuchte, teilte
teilte ich ihm meine Vorliebe für diese beiden Gestalten mit.
Bei diesen beiden, sagte er; habe ich in der Tat den mi-
mischen Ausdruck sehr stark betont. Übrigens möchte ich noch
einige andere meiner Werke nennen, deren Beseeltheit und
lebendige Bewegung mir nicht minder unmittelbar zu wirken
scheint: zum Beispiel meine „Bürger von Calais‘, meinen
„Balzac‘ und meinen „schreitenden Mann“.
Und selbst bei solchen, die weniger Lebhaftigkeit verraten,
habe ich mich immer bestrebt, irgendeine Gebärde anzudeuten.
Die Darstellung vollkommener Fuhe ist bei mir etwas ganz
Seltenes. Ich habe immer versucht, das seelische Leben durch
die Beweglichkeit der Muskeln wiederzugeben.
Sogar in meine Büsten habe ich meistens eine ganz be-
stimmte Neigung, einen deutlichen Hang, irgendeine ganz aus-
gesprochene Richtung hineingelegt, um die Bedeutung der
Physiognomie zu steigern, ;
Kunst ohue Leben ist undenkbar. Wenn cin Bildhauer
6
Zeichnung von Alberto Giacometti in:
Auguste Rodin: Die Kunst. Gespräche des Meisters.
S.49(Inv. Nr. GS 207)