ALTERTUM
UCRIECHENLAND
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;chen über die Tiere stellte, zerspaltete er die Menschengesamtheit in viele einzelne, setzte jeden
ıinzelnen in Gegensatz zu den übrigen, und machte denn letztlich sich selbst, den solcherart
isolierten, den nackten, naiv egoistischen Einzelmenschen zum Sinn der Welt. Er haßte alles
Fremde, seiner Überlegenheit bewußt, verachtete die mechanische Arbeit als seiner adligen
Schönheit nicht gemäß, als dem Menschen nicht gemäß, indem er das Götterhafte des Menschen
ınsah, das im Kinde lebendig ist: Die zwerkfreis. ausenblicksgefangene. schönferische Daseins-
just.
Freilich unterschied sein waches, sezierendes Denken folgerecht auch in dem natürlichen
Sriechen Geist und Materie, Liebe und Haß, Schönheit und Häßlichkeit, Gut und Schlecht, aber
nn leidenschaftlichem Optimismus heilte er alle Widersprüche und formte durch abgemessene,
harmonisierende Gliederung der Einzelteile ein Ideal in angestrebter hoher Schönheit, Und indem
er sein Idol, sein eignes Ich, durch diese edle Maßhaltung bändigte, mit göttlichem Jugendglanz
ınd den reichen Gaben des begabtesten Menschen überschüttete, entstand das unvergleichliche
Abbild (Abb. 206) eines bewußten Aristokratismus, eines Ausbundes körperlicher und geistiger
Menschenformung und -schulung, wie es seit Jahrtausenden die Menschheit unbestritten und mit
Recht unangefochten beherrscht: Klar, gesund, blühend, klingend reinsten Klanges, sieghaft
jelbstverständlich, ganz natürlicher, schönst denkbarer Menschenkörper,
Die Grunderscheinung der griechischen Kunst ist ideale menschliche Körpernacktheit,
von Anbeginn an, und in ihrer engsten Nähe ideale freie Natürlichkeit. Der Grieche faBie den
Zegriff -- von nun an datiert begriffliches Denken — des Reinmenschlichen, des Bloßmensch-
Abb. 211. Venus vom Esquilin
Ram Wanservatarcennalaret
Diese in Zahl und Takt ertönende Harmonie der griechischen Statuen und Tempel steht
1eben dem großen, durch Ähnlichkeiten und sinnliche Beziehungen erreichten Einklang mittel-
alterlicher Skulpturen und Munster wir neben dem akzentuierten Rhythmus des Hexarmeters
jer Gleichklang des Stab- und Endreims,
Gleichfalls die Spannung greller Gegensätze durch einen rhythmischen Zauber zu besänftigen,
st die Aufgabe der Bemalung gewesen,
Vor dem leuchtend blauen Relieferunde hoben sich die goldenen Gestalten ab, mit wenigem
wohltemperiertem Rot, Grün, Schwarz oder Braun gehöht. Der Nammende Kontrast kann nicht
schroff genug vorgestellt werden; aber das Verhältnis der Farben zueinander, ihr Gegeneinander-
tönen wird so rein und klar gespannt gewirkt haben. wie Gold zum Elfenhein der Chryselephantinen
KUH. Nazkihei" ..
7,8
Zeichnungen von Alberto Giacometti in:
>arl Emil von Lorck: Nacktheit als Lebensausdruck in der bildenden Kunst. S. 170. 177 (Inv. GS 188)