Full text: Jahresbericht 1998 (1998)

Damit kommen wir zurück zur Frezen Sicht aufs Mittel- 
meer, aus der die diesjährigen Ankäufe des Schweizer 
Kredits getätigt wurden. Bereits zuvor geplant war die 
Erwerbung der grossen Dia-Installation Oxford Street von 
Beat Streuli, die erstmals in der Tate Gallery in London 
gezeigt worden war. In musikalischen Rhythmen folgen 
und überlagern sich Projektionen von Bildern der Men- 
schen aus dem Commonwealth, Einheit und Verschie- 
denheit, hektisches Geschiebe und fast meditative Stille 
merkwürdig und eindrucksvoll verbindend. Gegenüber 
der nur drei Jahre älteren grossen Video-Arbeit von 
Fischli und Weiss über das Leben in der Schweiz ergibt 
sich nicht nur der Schritt aus der fast biedermeierlich lie- 
sevoll beobachteten Kleinteiligkeit ins Metropolitane, 
sondern auch die nicht minder zeittypische Verschie- 
ung von der selbstgemachten Spurensicherung zu einer 
neuen formalen Perfektionen. Dieselbe zeigt auch Pipi- 
lotti Rists Glas, das als passender Schmuck über der Bar 
hängen bleiben wird, doch mit dem überlaufenden 
Sirup wird die Glätte erfrischend ironisch unterlaufen. 
Costa Vece lässt in seiner Video-Installation Dressed 
to Kill die Hollywood-Ästhetik auf die Schäbigkeit 
rezyklierter Warenhaus-Kartonschachteln prallen und 
konfrontiert zugleich den Einsatz der glamourösen 
Kunst-Welt in der eleganten Zweideutigkeit filmischer 
Edelkrimis mit der andersartigen Realität des Kunst- 
hauses und aktiviert und bricht mit diesem Kurzschluss 
beide zugleich. In den zwei gleichfalls hochästhetischen 
Arbeiten aus der Serie der Strippings von Teresa Hubbard 
und Alexander Birchler verbindet sich Schlichtheit und 
Komplexität, wie man es aus der holländischen Malerei 
des 17. Jahrhunderts kennt. Damit konnte zugleich die 
Sammlung der grossformatigen Photographien weiterge- 
führt werden. 
Im internationalen Bereich wurde nach ausführlichen 
Diskussionen mit der Erwerbung des Model for Tunnel - 
Square to Triangle von Bruce Nauman ein wichtiger 
Schritt in eine neue Richtung gemacht. Unter dem Ein- 
druck der grossen Retrospektive festigte sich die Mei- 
nung, dass dieser Künstler trotz der guten Vertretung im 
Museum Basel und den Hallen für neue Kunst in Schaff- 
hausen auch im Kunsthaus Zürich nicht fehlen dürfe. 
Zin erster Versuch, eine Skulptur zu ersteigern, scheiterte 
glücklicherweise, denn der grosse Ring, der kurz darauf 
erhältlich wurde, ist zweifellos eine der intensivsten 
Arbeiten aus jener zentralen Werkgruppe, die sich durch 
hre besonderen plastischen Qualitäten am besten in 
ınsere Sammlung einfügen lässt. Die monumentale 
Grösse und die geometrische Strenge des Konzepts 
assen ihn gleichwertig neben die ähnlich repräsenta- 
jven Werke von Beuys und den Amerikanern treten; eng 
verwandte, grossformatige Zeichnungen hat Ursula 
Perucchi schon vor mehreren Jahren für die Graphische 
Sammlung des Kunsthauses erworben, und schon 
zeichnet sich ab, dass auch im dreidimensionalen 
Bereich bald eine Erweiterung möglich sein wird. 
Der Leihverkehr bewegte sich mit 143 Gemälden und 
246 Arbeiten auf Papier an 66 Ausstellungen anderer 
Institute am oberen Ende der in den letzten Jahren üb- 
ichen Bandbreite. Gern unterstützt man so originell 
<onzipierte und intelligent durchgeführte Projekte wie 
Ferdinand Hodler - Piet Mondrian: eine Begegnung in 
Aarau, weniger gern repetitive und flüchtig gemachte 
Veranstaltungen wie die Giacometti-Ausstellung in 
Frankfurt, womit zugleich die beiden umfangreichsten 
Lieferungen (6 Gemälde und 81 Zeichnungen resp. 8 
Skulpturen, 4 Gemälde, 4 Zeichnungen und 50 Radie- 
rungen) genannt sind. Besonders hektisch war der 
Betrieb im September, als vier Gemälde von Monet, dar- 
unter eines der grossen Seerosen-Bilder, an die Präsenta- 
tion seines Spätwerkes in Boston, die Landschaften von 
Claude Lorrain und Domenichino nach Tokyo und 
mehrere Werke Munchs nach Lugano verschickt 
wurden. Der Aufwand für die Abwicklung dieser oft von 
Kurieren begleiteten Leihgaben für den technischen 
Dienst, die Restauratoren und vor allem für das Sekreta- 
rat wächst noch stets. Romy Storrer, die nun schon seit 
Jahrzehnten in absoluter Zuverlässigkeit und Exaktheit 
diesen «Papierkrieg» führt, wünschte, nur noch vier Tage 
pro Woche zu arbeiten; entsprechend hat Cecile 
Brunner gewisse Aufgaben des Sammlungs-Sekretariats 
übernommen.
	        
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