Abrufbare Programme über Sekten mit Weltend-Dro-
hungen, eine filmische Collage, Science-Fiction-Lite-
ratur komplettierten die lebendige Installation. Im
Graphischen Kabinett wurden Apokalypsezyklen aus
den Beatus-Handschriften, von Dürer, Redon, Dore,
Zeichnungen von Leonardo da Vinci, Ensor, Kubin und
Victor Hugo gezeigt, akzentuiert von Skulpturen von
Alberto Giacometti und Germaine Richier. Das «Prinzip
Hoffnung» schliesslich evozierten Zeugnisse von Henry
Dunant, Martin Luther King, von Emma Kunz, Rudolf
Steiner, von EVA & ADELE und Beuys’ «Olivestone».
HSz
Walter de Maria — «The 2000 Sculpture»
Die 1992 im Kunsthaus erstmals gezeigte, in zehn Jahren
Entwicklungsarbeit für dessen grossen Saal entstandene
«Feld»-Skulptur wurde, wie mit dem Künstler seit
langem verabredet, als Begleitung zum Übergang von
1999 zu 2000 wiederum in derselben solitären Form
ausgebreitet. Angesichts des Countdowns in ein neues
Jahrtausend wollte das Kunsthaus weder Ängste noch
übertriebene Hoffnungen wecken, sondern Stille, Ruhe,
Schönheit, Fragilität schenken. «The 2000 Sculpture»,
die nur während des Tageslichts sichtbare Skulptur, mar-
kierte den Abschluss des Ausstellungstriptychons (Richt-
kräfte für das 21. Jahrhundert und Weltuntergang &
Prinzip Hoffnung). Das Werk, das der «The 2000 Sculp-
ture»-Stiftung gehört, wurde anschliessend in der
grossen Halle der Nationalgalerie im Hamburger
Bahnhof zu Berlin präsentiert. Zur Ausstellung erschien
eine erweiterte Fassung des vergriffenen Katalogs von
1992. HSz
AUSSTELLUNGEN IM GRAPHISCHEN KABINETT
Helene de Mandrot und
«La Maison des Artistes» in La Sarraz
Die 1867 geborene Genfer Aristokratin Helene de
Mandrot war vor allem eine Inspiratorin und Mäzenin,
die den Aufbruch der schweizerischen und internatio-
nalen Moderne massgeblich mitgetragen hat. Auf ihre
Initiative wurde 1928 in ihrem Waadtländer Schloss La
Sarraz der «Congres International d’Architecture Mo-
derne» ins Leben gerufen, der als CIAM das «Neue
Bauen» der Dreissigerjahre propagierte. Le Corbusier
errichtete für sie 1931 eine Villa im südfranzösischen Le
Pradet, wo die starke und schillernde, eigenwillige und
catkräftige «Grande Dame» der frühen Schweizer
Moderne 1948 starb. 1929 hatte das Schloss zudem den
«Congres du Cinema Independant» beherbergt, sodass
sich der illustre Kreis von Künstlern und Intellektuellen
noch vergrösserte. Die Gästebücher von La Sarraz und
die dort gesammelten Werke von Hans Arp, Max Ernst,
Oskar Schlemmer oder Moholy-Nagy zeugen vom
«Geist des Ortes» —- einer Inspirationsquelle und einem
Zufluchtsort der internationalen Avantgarde.
Viele Zürcher frequentierten die «Maison des Ar-
tistes», so der erste Sekretär des CIAM und bekannte
Architekturtheoretiker Sigfried Giedion, Max Bill und
Alfred Roth - Anlass genug, die vom Musee des Arts
Decoratifs Lausanne und dem Spezialisten Antoine
Baudin vorbereitete und von einem Buch begleitete Aus-
stellung auch in Zürich zu zeigen. Neben Dokumenten
zu Leben und Wirken von Helene de Mandrot, neben
ihren künstlerischen und kunstgewerblichen Arbeiten,
den Gästebüchern und stimmungsvollen Requisiten aus
dem alten Schloss wurde ihre Sammlung antiker und
avantgardistischer Skulptur ausgebreitet, die sie 1948
dem Kunsthaus vermachte, darunter Werke von Lip-
chitz, Rabinowitsch und Duchamp-Villon. GM
Susanne Weirich
Susanne Weirich wurde 1962 geboren und lebt und
arbeitet heute in Berlin. Unsere kleine Retrospektive
zeigte vier Arbeiten aus den Jahren 1993 bis 1998: Die
Videoinstallation Ich habe die Apokalypse verpasst (1993)
befragt die grassierende öffentliche Bekenntniskultur in
zehn Interviews, die die Künstlerin mit Zeitgenossen
führte. Zu sehen ist allerdings in Begleitung des Origi-
naltons auf zehn im Halbrund aufgestellten Monitoren
nur ihr eigenes Gesicht, mal stumm, mal die Lippen