gende Euvre. Als Schlüsselbild entpuppte sich Wege,
Jardin des Bastions von 1942; die Beiläufigkeit der Sze-
nerie findet sich bereits ebenso wie die aufgeklappte
3ildebene und die leere Bildmitte.
{n Genf lernte Hanny Fries den Schriftsteller Ludwig
Hohl kennen. Die intensive Annäherung an die Welt der
Literatur liess nun das Zeichnen dominieren mit Illustra-
tionen, etwa für die «Guilde du Livre» oder gar für Zei-
tungsreportagen. Die nach Themen und Reisen geord-
nete Auswahl aus einem immensen Fundus und Vitrinen
mit Ansichtskarten, Korrespondenzen, Lieblingslek-
türen erlaubten einen Einblick in den literarisch-zeich-
nerischen Kosmos der Künstlerin. Die Ausstellung
schloss mit dem Kapitel «The Remains of the Day», in
dem eine noch verborgene Facette der Künstlerin an-
deutungsweise sichtbar wurde: Nacht-Traum-Bilder, ver-
dunkelt, geheimnisvoll.
Gleichzeitig produzierte der NZZ-Verlag eine vorzüg-
liche Monographie von Ludmila Vachtova, während
Peter Münger und Valerie Fischer einen dokumentarisch
biographischen Film drehten. Der grosse Verkaufserfolg
der Retrospektive inspiriert die Künstlerin hoffentlich zu
einem mit Spannung erwarteten Spätwerk. GM
VIDEO - Aus der Sammlung
Dank der Initiative von Ursula Perucchi, die 1979 mit
dem Aufbau einer Sammlung begann, verfügt das Kunst-
haus über einen international bedeutenden Bestand von
Videotapes. Die Sammlung gibt einen repräsentativen
Überblick über die Entwicklung des Mediums, von den
späten Sechzigerjahren bis zur Gegenwart. Das Haupt-
gewicht liegt dabei auf der schweizerischen, deutschen
und US-amerikanischen Produktion der Siebziger- und
der Achtzigerjahre. Die Sammlung ist ausführlich doku-
mentiert und kommentiert in dem von Ursula Perucchi-
Petri herausgegebenen Band: Künstler-Videos. Entwicklung
und Bedeutung. Die Sammlung des Kunsthauses Zürich
(Kunsthaus Zürich, Sammlungsheft 20; Buchausgabe:
Ostfildern-Ruit: Cantz, 1996). Aufgrund der Fragilität
von Videobändern wurde Anfang 1999 eine Sanierung
der Sammlung in Angriff genommen. In deren Verlauf
soll sichergestellt werden, dass die z.T. raren, fragilen
Werke auch in den kommenden Jahrzehnten erhalten
und vorgeführt werden können. Zu hoffen bleibt, dass
gelegentlich auch der marginale Ankaufskredit, der für
Videokunst zur Verfügung steht, deren Stellenwert im
heutigen Kunstschaffen angepasst werden kann.
Man kann getrost argumentieren, dass es der Sache
eher gemäss gewesen wäre, das zwanzigjährige Bestehen
der Videosammlung des Kunsthauses mit einer Veran-
staltungsreihe zu begehen, in deren Verlauf eine Aus-
wahl von Arbeiten sukzessiv und isoliert voneinander
präsentiert worden wäre. Die Ausstellung, mit 12 Projek-
uonskabinen und einer Installation als Zentrum, hatte
dagegen den Vorteil der Indiskretion: sie wies nach-
drücklich hin auf einen kleinen, diskreten, aber erfreuli-
chen Teil der Sammlungen des Museums und sollte auch
die langjährige Arbeit würdigen, die von Ursula Perucchi
and - kurz, aber intensiv - von Bernhard Fibicher dafür
geleistet wurde. In dieser Form einen repräsentativen
Überblick über die Sammlung oder gar eine «Geschichte
der Videokunst» bieten zu wollen, wäre indes wenig
sinnvoll gewesen. Eine Ausstellung, die simultan eine
grössere Anzahl von Programmen präsentiert, lässt nur
sine bestimmte Art von Aufmerksamkeit zu, und längst
nicht alle Videoarbeiten sind dafür geeignet. Manches
muss für sich, isoliert, in Ruhe und konzentriert wahrge-
nommen werden. Es gibt aber genügend Werke, die sich
dem Zapping per Flanerie fügen, die kurze Erzähl- und
Handlungseinheiten bieten und eine eher offene und
seiläufige Wahrnehmung gut ertragen. Gezeigt wurden
Arbeiten von John Baldessari, Stefan Banz, Sadie Ben-
ning, Marie Jose Burki, Davix, Christoph Draeger &
Martin Frei, Ursula Hodel & Jack Pierson, Christian
Marclay, Muda Mathis, Pipilotti Rist, Dieter Roth,
Roman Signer und William Wegman. TB