Full text: Jahresbericht 1999 (1999)

AUSSTELLUNGEN IN DER SAMMLUNG 
Füssli und Shakespeare 
Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik 
[m Rahmen des Shakespeare-Programms des Schauspiel- 
hauses zu den Zürcher Festspielen wurde im Füssli-Saal 
und in den zwei angrenzenden Kabinetten, ausgehend 
von den vier Gemälden mit Shakespeare-Themen, eine 
Ausstellung mit 23 Zeichnungen und Aquarellen sowie 
10 Graphiken aus eigenem Besitz eingerichtet. Füsslis 
Beschäftigung mit dem englischen Dramatiker reicht 
zurück in seine Zürcher Jugendzeit. Unter dem Einfluss 
von Bodmer war er zu einem der besten Kenner der eng- 
lischen Philosophie und Literatur herangewachsen. Ihn 
interessierten vor allem Szenen massloser Leidenschaft, 
durch die der Mensch gezwungen wird, seinen Cha- 
rakter zu verändern. Das beherrschende Dunkel, aus 
dem die Gestalten seiner Bilder schemenhaft auftauchen 
und wieder verschwinden, ist in der Ästhetik des Sub- 
limen verankert. Als Musterfall galten ihm die Hexen- 
szenen in Macbeth, die er zu Gleichnissen für die Kon- 
frontation des Menschen mit den Ausgeburten seiner 
(magination umgestaltete. Die literatur- und kunstkriti- 
schen Lehrjahre führten Füssli schliesslich nach Rom, 
wo er sich auf die Künstlerlaufbahn vorbereitete. Unter 
dem Einfluss Michelangelos entwarf er eine Shakes- 
peare-Gedenkhalle nach dem Muster der Sixtinischen 
Kapelle. Durch das Zusammentreffen seines Shakes- 
peare- und Michelangelo-Kultes und angeregt durch 
seine Theaterbesuche, entstanden einige seiner berühm- 
testen Kompositionen, zu denen zweifellos die beiden 
grossen Gemälde zum Sommernachtstraum und das Bild 
zu den Lustigen Weibern von Windsor in unserer Samm- 
lung zu zählen sind. 
Mit Shak’n Shakespeare, einer Produktion des Schauspiel- 
hauses unter der Leitung von Andreas Krämer und Boris 
Pfeiffer, kam während fünf Abenden Bewegung ins 
Haus. Ulrike Knospe, Stephan Dietiker und Ingo Heise 
gelang es, durch die szenische Aufführung einer Aus- 
wahl von Shakespeares Sonetten auch das junge 
Publikum zu begeistern. BvW 
AUSSTELLUNGEN DER SCHWEIZERISCHEN 
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE 
Rene Groebli - Magie und Melancholie 
Die erste von der neuen Leitung der Schweizerischen 
Stiftung für die Photographie organisierte Ausstellung 
war dem Werk des Zürchers Rene Groebli (*1927) ge- 
widmet, eines der wichtigen Schweizer Fotografen der 
Nachkriegszeit und unbestrittenen Pionier der Farbfo- 
tografie. Erst nach seiner Ausbildung als Dokumentar- 
film-Kameramann entdeckte Groebli die Fotografie und 
arweckte grosses Aufsehen mit extrem dynamischen Auf- 
nahmen einer Zugfahrt, die er 1949 als kleines Büchlein 
nit dem Titel Magie der Schiene publizierte. Eine neu 
zusammengestellte Version dieser filmisch-assoziativen 
Bilderreihe bildete denn auch den Auftakt der Ausstel- 
ung; sie führte über eine Neuauflage seiner sinnlich-ero- 
tischen Serie Das Auge der Liebe in Platindrucken, frühe 
Bewegungsstudien und digital vergrösserte Abzüge von 
Farbexperimenten (ursprünglich Dye-Transfer Prints), 
die im Kontext seiner Arbeit als Werbe- und Industrie- 
fotograf während der Fünfziger- und Sechzigerjahre ent- 
standen, bis hin zu seinen zwei späten grossen Schwarz- 
weiss-Arbeiten über Irland und New York. Letztere, 
in einer Reihe von «Trilogien» angelegte Serie zeigte 
Groebli auch als geschlossenes, in limitierter Auflage 
gedrucktes Portfolio mit dem Titel N.Y. Melancholia. 
Aufnahmen von verbrannten Bäumen kontrastieren 
darin mit traumhaften Ansichten von einsamen Stras- 
senschluchten und Wolkenkratzern — eine Ballade von 
"eben und Tod, ein Abgesang auf die moderne Zivilisa- 
tion. Die Ausstellung zeigte auf eindrückliche Weise 
Groeblis leidenschaftliche Suche nach subjektivem Aus- 
druck und fotografischer Poesie zwischen Schwarzweiss 
ınd Farbe, zwischen Bewegung und «Still-life», zwischen 
Magie und Melancholie. MG 
Vom Staunen erzählen. Hans Peter Klauser, Fotografien 
1933-1973 - 
1998 gelangte der Nachlass von Hans Peter Klauser 
1910-1989) in die Schweizerische Stiftung für die Photo-
	        
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