AUSSTELLUNGEN IN DER SAMMLUNG
Füssli und Shakespeare
Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik
[m Rahmen des Shakespeare-Programms des Schauspiel-
hauses zu den Zürcher Festspielen wurde im Füssli-Saal
und in den zwei angrenzenden Kabinetten, ausgehend
von den vier Gemälden mit Shakespeare-Themen, eine
Ausstellung mit 23 Zeichnungen und Aquarellen sowie
10 Graphiken aus eigenem Besitz eingerichtet. Füsslis
Beschäftigung mit dem englischen Dramatiker reicht
zurück in seine Zürcher Jugendzeit. Unter dem Einfluss
von Bodmer war er zu einem der besten Kenner der eng-
lischen Philosophie und Literatur herangewachsen. Ihn
interessierten vor allem Szenen massloser Leidenschaft,
durch die der Mensch gezwungen wird, seinen Cha-
rakter zu verändern. Das beherrschende Dunkel, aus
dem die Gestalten seiner Bilder schemenhaft auftauchen
und wieder verschwinden, ist in der Ästhetik des Sub-
limen verankert. Als Musterfall galten ihm die Hexen-
szenen in Macbeth, die er zu Gleichnissen für die Kon-
frontation des Menschen mit den Ausgeburten seiner
(magination umgestaltete. Die literatur- und kunstkriti-
schen Lehrjahre führten Füssli schliesslich nach Rom,
wo er sich auf die Künstlerlaufbahn vorbereitete. Unter
dem Einfluss Michelangelos entwarf er eine Shakes-
peare-Gedenkhalle nach dem Muster der Sixtinischen
Kapelle. Durch das Zusammentreffen seines Shakes-
peare- und Michelangelo-Kultes und angeregt durch
seine Theaterbesuche, entstanden einige seiner berühm-
testen Kompositionen, zu denen zweifellos die beiden
grossen Gemälde zum Sommernachtstraum und das Bild
zu den Lustigen Weibern von Windsor in unserer Samm-
lung zu zählen sind.
Mit Shak’n Shakespeare, einer Produktion des Schauspiel-
hauses unter der Leitung von Andreas Krämer und Boris
Pfeiffer, kam während fünf Abenden Bewegung ins
Haus. Ulrike Knospe, Stephan Dietiker und Ingo Heise
gelang es, durch die szenische Aufführung einer Aus-
wahl von Shakespeares Sonetten auch das junge
Publikum zu begeistern. BvW
AUSSTELLUNGEN DER SCHWEIZERISCHEN
STIFTUNG FÜR DIE PHOTOGRAPHIE
Rene Groebli - Magie und Melancholie
Die erste von der neuen Leitung der Schweizerischen
Stiftung für die Photographie organisierte Ausstellung
war dem Werk des Zürchers Rene Groebli (*1927) ge-
widmet, eines der wichtigen Schweizer Fotografen der
Nachkriegszeit und unbestrittenen Pionier der Farbfo-
tografie. Erst nach seiner Ausbildung als Dokumentar-
film-Kameramann entdeckte Groebli die Fotografie und
arweckte grosses Aufsehen mit extrem dynamischen Auf-
nahmen einer Zugfahrt, die er 1949 als kleines Büchlein
nit dem Titel Magie der Schiene publizierte. Eine neu
zusammengestellte Version dieser filmisch-assoziativen
Bilderreihe bildete denn auch den Auftakt der Ausstel-
ung; sie führte über eine Neuauflage seiner sinnlich-ero-
tischen Serie Das Auge der Liebe in Platindrucken, frühe
Bewegungsstudien und digital vergrösserte Abzüge von
Farbexperimenten (ursprünglich Dye-Transfer Prints),
die im Kontext seiner Arbeit als Werbe- und Industrie-
fotograf während der Fünfziger- und Sechzigerjahre ent-
standen, bis hin zu seinen zwei späten grossen Schwarz-
weiss-Arbeiten über Irland und New York. Letztere,
in einer Reihe von «Trilogien» angelegte Serie zeigte
Groebli auch als geschlossenes, in limitierter Auflage
gedrucktes Portfolio mit dem Titel N.Y. Melancholia.
Aufnahmen von verbrannten Bäumen kontrastieren
darin mit traumhaften Ansichten von einsamen Stras-
senschluchten und Wolkenkratzern — eine Ballade von
"eben und Tod, ein Abgesang auf die moderne Zivilisa-
tion. Die Ausstellung zeigte auf eindrückliche Weise
Groeblis leidenschaftliche Suche nach subjektivem Aus-
druck und fotografischer Poesie zwischen Schwarzweiss
ınd Farbe, zwischen Bewegung und «Still-life», zwischen
Magie und Melancholie. MG
Vom Staunen erzählen. Hans Peter Klauser, Fotografien
1933-1973 -
1998 gelangte der Nachlass von Hans Peter Klauser
1910-1989) in die Schweizerische Stiftung für die Photo-