war der Anspruch von seiten des Gemäldes gegeben, die
Differenz zwischen den beiden Gemäldepartien durch
eine unterschiedliche Sättigung wieder ablesbar zu
machen. Neben dem Gemälde L’arbre dans la gorge im
Musee Cantonal des Beaux Arts in Lausanne ist unser
Bild das zweite Werk Courbets mit unterschiedlicher
Oberflächenbehandlung, das seiner ursprünglichen
Konzeption entsprechend zurückrestauriert wurde.
Claude Monet «Le Palais Ducal, vu de Saint-Georges
Majeur», 1908
Das langfristige Arbeits- und Forschungsprogramm zur
Rückgewinnung der originalen Oberfläche von Ge-
mälden wurde auch bei der Werkgruppe von Claude
Monet weitergeführt. Als erstes Bild wurde die Chau-
miere normande aus der Johanna und Walter M. Wolf-
Sammlung von seinem verschmutzten Firnis befreit;
1993 folgte mit ebenfalls hervorragendem Resultat La
meule. Mit der Schenkung Walter Haefner kamen 1995
drei weitere wertvolle Gemälde Monets ins Kunsthaus;
im letzten Jahresbericht wurde über die Wiederherstel-
lung des bei einer früheren Restaurierung stark beein-
vrächtigten Le Parlament, coucher de soleil berichtet. Nun
drängte sich eine Behandlung bei Le Palais Ducal vu de
Saint-Georges Majeur von 1908 auf, da wir während der
Ausleihung zur Ausstellung des Spätwerks von Monet in
Boston und London in einigen Bereichen eine man-
gelnde Haftung der Malschicht feststellen mussten.
Das bei einer früheren Restaurierung doublierte und
gefirnisste Bild reagierte auf die Klimaschwankungen
und Erschütterungen mit vielen kleinen Farblocke-
rungen, vor allem entlang der Ränder, im unteren
Bildbereich und in den Gebäuden im Mittelteil. Durch
den Einfluss des Leimes der Kleisterdoublierung auf der
Rückseite und des Naturharzfirnisses auf der Vorderseite
entstanden Spannungsunterschiede, welche die Ver-
bindung der Malschichten schwächten. Nach diversen
Vorversuchen konnte festgestellt werden, dass das Bild
ursprünglich nicht gefirnisst war und dass sich die Span-
nung schon durch eine Entfernung dieser «Schutz-
schicht» wesentlich reduzieren lässt. Die Kleisterdou-
blierung selbst haftet noch so stark, dass eine Abnahme
nicht in Frage kommt. Nach dem Ablösen des leicht ver-
bräunten Firnis, der im Abrollverfahren mit Wattestäb-
chen und Lösungsmittel ohne Probleme abgenommen
werden konnte, zeigte sich, wie sehr der Firnis diese
Malerei entstellt hatte. Die Farbe wirkte durch die Sätti-
gung in ihren dunklen Partien wesentlich dunkler,
wodurch sich der Kontrast zu den hellen Partien erhöhte
and die Bildwirkung verfälschte. Ausserdem vereinheit-
lichte der Firnis die für eine ungefirnisste Ölmalerei
charakteristische, unterschiedlich matte oder glänzende
Oberfläche, die einen wesentlichen Bestandteil der
künstlerischen Aussage ausmacht.
Durch die Entfernung des Firnisses kam das hochdif-
ferenzierte Kolorit mit seinen feinen Farbabstufungen
wieder viel deutlicher zur Geltung; durch die feindiffe-
renzierten Matt- und Glanz-Werte wird in dem Bild
erneut die qualitätvolle Malerei Monets voll erlebbar. In
diesem Zustand fügt sich das Gemälde harmonisch in
die Sammlung des Kunsthaus ein, welche mit den
beiden grossen Seerosen mustergültig erhaltene, ungefir-
nisste Bilder seiner Hand besitzt. HpM
Papterrestaurierung
Die kleine Ausstellung Füssli und Shakespeare während
der Zürcher Festspiele im Füssli-Saal erforderte die
Montage und Behandlung etlicher Zeichnungen und
Graphiken aus diesem wertvollsten Bestand der Graphi-
schen Sammlung. Von den 33 ausgestellten Kunst-
werken mussten nicht weniger als 12 restauriert werden.
Als neues längerfristiges Projekt zur Bestandespflege
wurde die Aufarbeitung der Jahresgaben der Schweizeri-
schen Graphischen Gesellschaft in Angriff genommen.
Grundlage bot der zu ihrem achtzigsten Jubiläum von
der Graphischen Sammlung der ETH Zürich veröffent-
lichte vollständige Katalog. Die graphischen Blätter aus
den Jahren 1918 bis 1943 wurden restauriert und in neue
Passepartouts aufgelegt.
Oft führen Leihanfragen dazu, Sicherungsmass-
1ahmen an Werken auf Papier zu ergreifen. Das gilt
besonders für die Dada-Sammlung des Kunsthauses, die
dank ihrer Qualität und ihres Umfangs häufig ange-
zangen wird. Vor allem bei den Dokumenten, aber auch