Full text: Jahresbericht 1999 (1999)

war der Anspruch von seiten des Gemäldes gegeben, die 
Differenz zwischen den beiden Gemäldepartien durch 
eine unterschiedliche Sättigung wieder ablesbar zu 
machen. Neben dem Gemälde L’arbre dans la gorge im 
Musee Cantonal des Beaux Arts in Lausanne ist unser 
Bild das zweite Werk Courbets mit unterschiedlicher 
Oberflächenbehandlung, das seiner ursprünglichen 
Konzeption entsprechend zurückrestauriert wurde. 
Claude Monet «Le Palais Ducal, vu de Saint-Georges 
Majeur», 1908 
Das langfristige Arbeits- und Forschungsprogramm zur 
Rückgewinnung der originalen Oberfläche von Ge- 
mälden wurde auch bei der Werkgruppe von Claude 
Monet weitergeführt. Als erstes Bild wurde die Chau- 
miere normande aus der Johanna und Walter M. Wolf- 
Sammlung von seinem verschmutzten Firnis befreit; 
1993 folgte mit ebenfalls hervorragendem Resultat La 
meule. Mit der Schenkung Walter Haefner kamen 1995 
drei weitere wertvolle Gemälde Monets ins Kunsthaus; 
im letzten Jahresbericht wurde über die Wiederherstel- 
lung des bei einer früheren Restaurierung stark beein- 
vrächtigten Le Parlament, coucher de soleil berichtet. Nun 
drängte sich eine Behandlung bei Le Palais Ducal vu de 
Saint-Georges Majeur von 1908 auf, da wir während der 
Ausleihung zur Ausstellung des Spätwerks von Monet in 
Boston und London in einigen Bereichen eine man- 
gelnde Haftung der Malschicht feststellen mussten. 
Das bei einer früheren Restaurierung doublierte und 
gefirnisste Bild reagierte auf die Klimaschwankungen 
und Erschütterungen mit vielen kleinen Farblocke- 
rungen, vor allem entlang der Ränder, im unteren 
Bildbereich und in den Gebäuden im Mittelteil. Durch 
den Einfluss des Leimes der Kleisterdoublierung auf der 
Rückseite und des Naturharzfirnisses auf der Vorderseite 
entstanden Spannungsunterschiede, welche die Ver- 
bindung der Malschichten schwächten. Nach diversen 
Vorversuchen konnte festgestellt werden, dass das Bild 
ursprünglich nicht gefirnisst war und dass sich die Span- 
nung schon durch eine Entfernung dieser «Schutz- 
schicht» wesentlich reduzieren lässt. Die Kleisterdou- 
blierung selbst haftet noch so stark, dass eine Abnahme 
nicht in Frage kommt. Nach dem Ablösen des leicht ver- 
bräunten Firnis, der im Abrollverfahren mit Wattestäb- 
chen und Lösungsmittel ohne Probleme abgenommen 
werden konnte, zeigte sich, wie sehr der Firnis diese 
Malerei entstellt hatte. Die Farbe wirkte durch die Sätti- 
gung in ihren dunklen Partien wesentlich dunkler, 
wodurch sich der Kontrast zu den hellen Partien erhöhte 
and die Bildwirkung verfälschte. Ausserdem vereinheit- 
lichte der Firnis die für eine ungefirnisste Ölmalerei 
charakteristische, unterschiedlich matte oder glänzende 
Oberfläche, die einen wesentlichen Bestandteil der 
künstlerischen Aussage ausmacht. 
Durch die Entfernung des Firnisses kam das hochdif- 
ferenzierte Kolorit mit seinen feinen Farbabstufungen 
wieder viel deutlicher zur Geltung; durch die feindiffe- 
renzierten Matt- und Glanz-Werte wird in dem Bild 
erneut die qualitätvolle Malerei Monets voll erlebbar. In 
diesem Zustand fügt sich das Gemälde harmonisch in 
die Sammlung des Kunsthaus ein, welche mit den 
beiden grossen Seerosen mustergültig erhaltene, ungefir- 
nisste Bilder seiner Hand besitzt. HpM 
Papterrestaurierung 
Die kleine Ausstellung Füssli und Shakespeare während 
der Zürcher Festspiele im Füssli-Saal erforderte die 
Montage und Behandlung etlicher Zeichnungen und 
Graphiken aus diesem wertvollsten Bestand der Graphi- 
schen Sammlung. Von den 33 ausgestellten Kunst- 
werken mussten nicht weniger als 12 restauriert werden. 
Als neues längerfristiges Projekt zur Bestandespflege 
wurde die Aufarbeitung der Jahresgaben der Schweizeri- 
schen Graphischen Gesellschaft in Angriff genommen. 
Grundlage bot der zu ihrem achtzigsten Jubiläum von 
der Graphischen Sammlung der ETH Zürich veröffent- 
lichte vollständige Katalog. Die graphischen Blätter aus 
den Jahren 1918 bis 1943 wurden restauriert und in neue 
Passepartouts aufgelegt. 
Oft führen Leihanfragen dazu, Sicherungsmass- 
1ahmen an Werken auf Papier zu ergreifen. Das gilt 
besonders für die Dada-Sammlung des Kunsthauses, die 
dank ihrer Qualität und ihres Umfangs häufig ange- 
zangen wird. Vor allem bei den Dokumenten, aber auch
	        
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