abstrahierende Gesetzmässigkeiten als auf abbildungs-
haften Illusionismus. So zeigen sich die geometrischen
Muster der beiden Muscheln vorn links in flächiger
Reinheit, während die Hell-Dunkel-Modellierung die
unterschiedlichen stereometrischen Grundformen zur
Geltung bringt. Bei der grossen Meerschnecke hingegen
sucht der Maler durch eine offene, mit Farbe, Licht und
Pastositäten spielende Pinselführung das Schimmernde
des Perlmutters umzusetzen. Gegenüber dem Stilleben
mit Römer und Halsuhr, das Pieter Claesz zur gleichen
Zeit in Haarlem malte und das sich heute in der Stiftung
Koetser befindet, erscheint das Pariser Werk als provin-
ziell und archaisch rückständig und zugleich der
modernen Bildauffassung näher. Darauf beruht wohl
wesentlich die stille Faszination und der geheime
Zauber, der dieses kleine Gemälde noch heute ausstrahlt.
6 Zu Stoskopff, dessen Werk umfassend im Museum in der ehemaligen
Dombauhütte in Strassburg studiert werden kann, neuerdings zwei
ausführliche Publikationen: Birgit Hahn-Woernle: Sebastian Stoskopff
(Stuttgart 1996, das Zürcher Linard-Stilleben S. 282 erwähnt, das Basler
Vanitasbild Nr. 30); Sebastian Stoskopff 1597-1657. Ein Meister des
Stillebens (Ausstellungskatalog Strassburg/Aachen 1997, das Basler Bild
Nr. 5).
7 Nr. 12 bei Segal 1988, Abbildung 185f mit einer 1640 datierten
Variante bei Rosenberg 1995.
8 Abbildung bei Fare 1974,
Christian Klemm
| Die neuste Übersichtspublikation zum Stilleben: Sybille Ebert-Schif-
ferer: Die Geschichte des Stillebens (München 1998), S. 223f zur französi-
schen Situation. Problemorientiert: Stilleben in Europa (Ausstellungska:
talog Münster/ Baden-Baden 1979).
2 Allgemein zum französischen Stilleben des 17. Jahrhunderts: Michel
Fare: Le grand siecle de la nature morte en France (Fribourg 1974), S. 17-40
zu Linard, den er zur Gründerfigur stilisiert, da der etwas ältere und
wohl bedeutendere Stoskopff als Elsässer dafür nicht in Frage kommen
darf. Anschliessend behandelt er die im Folgenden genannten Stilleben-
maler.
3 Pierre Rosenberg: Jacques Linard, «Peintre de coquilles» (In: Napoli,
l’Europa. Ricerche di Storia dell’ Arte in onore di Ferdinando Bologna. Canta-
zaro 1995, S. 231-234) erwähnt eine grössere Anzahl Muschel-Stilleben
von Linard, das Zürcher Bild S. 232f. Wie die Abbildungen zeigen,
findet er für das Thema ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Sam
Segal: A Prosperous Past. The Sumptous Still Life in the Netherlands
1600-1700 (Den Haag 1988; = Ausstellungskatalog Delft usw., 5. 77-92)
schlägt vor, das Muschel-Stilleben als Teil des sog. Prunkstillebens zu
betrachten und behandelt es in seinen Hauptvertretern wie ın den
naturwissenschaftlichen, ikonographischen und ökonomischen Aspek-
ten. Das Zürcher Bild erwähnt S. 88, abgebildet S. 89.
4 Dazu Christoph Becker: Vom Raritäten-Kabinett zur Sammlung als
Institution. Sammeln und Ordnen im Zeitalter der Aufklärung (Egelsbach
1996). - Vgl. auch Hanns-Ulrich Mette: Der Nautiluspokal. Wie Kunst
und Natur miteinander spielen (München 1995).
5 Auf dies und ähnliche Metaphorica hebt geistreich ab: Gian Casper
Bott: Der Klang im Bild. Evaristo Baschenis und die Erfindung des Musik-
stillebens (Berlin 1997: = Diss. Zürich 1992).