SAMMLUNG
Die letzte Erwerbung von Felix Baumann galt Alber-
*o Giacometti, dem Künstler, durch den er als Präsi-
dent der Alberto Giacometti-Stiftung dem Kunsthaus
weiterhin besonders eng verbunden bleibt. Es handelt
sich dabei übrigens um den ersten nennenswerten An-
kauf der Kunstgesellschaft in diesem Bereich seit der
Gründung der Stiftung. Das Selbstbildnis von 1923
gehört mit demjenigen von 1921, dem Bildnis der
Mutter und dem Apfelstilleben von 1937 zu den vier
wesentlichen Gemälden, die vor dem Einsetzen der
reifen malerischen Produktion 1949 entstanden und
diese in den zentralen Aspekten vorbereiten. Ermög-
licht wurde diese gewichtige Anschaffung durch die
grosszügige Spende einer halben Million Franken ei-
ner langjährigen Freundin des Museums und dem Le-
gat von Hugo Peter. Dieses umfasste den Bilder-
schmuck seiner Zürcher Wohnung, Gemälde zwischen
Impressionismus und Fauvismus von Armand Guil-
laumin bis Othon Friesz. Im Sinne von Hugo Peter,
der primär unsere Schausammlung mit einem bedeu-
tenden Kunstwerk bereichern wollte, und in Abspra-
che mit den Erben und der Testamentsvollstreckerin
wurden diese schönen, aber für eine ständige Präsen-
tation weniger geeigneten Bilder veräussert. Beide
Summen sollten nach dem Willen der Spender für ein
Werk des Postimpressionismus oder der klassischen
Moderne eingesetzt werden. Erfreulicherweise konnte
der zu Lasten des Budgets 2001 übrigbleibende Fehl-
betrag dank dem Legat von Frau Dora Riegg um
50 000 Franken reduziert werden.
Eine weitere, sehr interessante Erweiterung der Be-
stände von Werken Alberto Giacomettis verdankt die
Stiftung einmal mehr Bruno und Odette Giacometti.
Aus Freude und in Anerkennung für die grosse Mehr-
heit, mit der die Zürcher Bevölkerung dem Renova-
onskredit für das Kunsthaus und damit dem Ausbau
der neuen Räume für die Giacometti-Stiftung zuge-
stimmt hat, schenkten sie zwanzig Skizzenbücher
Albertos, die vor allem für seine frühen Jahre ganz
neue Erkenntnisse ermöglichen werden.
Zur Erinnerung an Eduard Hüttinger wurde der
Kunstgesellschaft ein Bozzetto von Giambattista Tie-
polo geschenkt. Diese brillant ausgeführte Ölskizze
für das Fresko Die Familie des Darius vor Alexander in
der Villa Cordelina bietet einen Inbegriff der venezia-
nischen Malerei, wie sie der Verstorbene besonders
liebte und in den Mittelpunkt seiner Forschungen
rückte. Tiepolo tritt hier in einen Dialog mit dem
Hauptwerk Veroneses, der in diesem Exemplum für
die Grossmut des Fürsten ein ideales Thema zur Ent-
Aaltung der künstlerischen und psychischen Aus-
drucksweite der höfischen Malerei entdeckte. Das klei-
ne Gemälde rundet in idealer Weise die Gruppe von
Werken des venezianischen Settecento im Kunsthaus
ab: in seiner künstlerischen Intensität tritt es an ihre
Spitze.
Zu Ehren von Felix Baumann und aus Dankbarkeit
für seine langjährige Tätigkeit im Kunsthaus Zürich
schenkte Curt Burgauer den bedeutenden 7@&te, buste de
femme, 2. 3. 1940 von Pablo Picasso und damit ein
Werk jenes Künstlers, der in seiner Ausstellungs- und
Publikationstätigkeit einen hervorragenden Platz ein-
nahm. Das Gemälde gehört zu den expressiven Frau-
enköpfen, die zu Beginn des Krieges in Royan ent-
standen und in denen Picasso besonders schöpferisch
und ausdrucksvoll mit den von ihm so extrem ausge-
weiteten künstlerischen Mitteln umging.
Frau Dr. Irene Rüegg vermachte dem Kunsthaus
den ihr gehörigen Teil des künstlerischen Nachlasses
ihres Gatten Ernst Georg Rüegg. Mehrere Gemälde
und vereinzelte Arbeiten auf Papier wurden ın die
Sammlung aufgenommen, die unseren bereits bedeu-
tenden Bestand sinnvoll ergänzen. Dem Wunsch von
Frau Rüegg gemäss platzierten wir zahlreiche Werke
u.a. in den Museen von Schaffhausen, Winterthur,
Herisau, dem Museum für Gestaltung und dem
Schweizerischen Landesmuseum. Als Legat von Frau