Marta Meyer-Wagner kam eine kleine Gruppe hüb-
scher Gemälde zu uns, darunter ein weiblicher Kopf
von Hodler, eines der seltenen Corrida-Bilder von
Barraud und eine frische Ölskizze zu der Heuernte von
Rudolf Koller. Eine mit «Dujardin» bezeichnete Hir-
tenlandschaft, deren Hintergrund bereits von Watteau
und dessen Nachfolgern beeinflusst ist, bietet ein in-
teressantes Zeugnis für die Beliebtheit der holländi-
schen italianisierenden Meister des 17. Jahrhunderts in
Paris zur Zeit von Louis XV und Louis XVI.
Frau Tuggener hat dem Kunsthaus eine bedeutende
Gruppe von Photographien von Jakob Tuggener ge-
schenkt - nicht zuletzt aus Anerkennung der von Gui-
do Magnaguagno organisierten Hilfeleistungen bei
der Aufarbeitung des Nachlasses und der grossen Aus-
stellung. Die zwanzig Originalabzüge ermöglichen ei-
nen repräsentativen Überblick über das spannungsrei-
che Gesamtwerk des wohl begabtesten Schweizer Pho-
tographen seiner Generation.
Wir möchten auch an dieser Stelle den Spendern,
die es ermöglichten, die Sammlung des Kunsthaus in
ihrem Kernbereich um zentrale Werke zu erweitern,
herzlich danken.
Aus dem Schweizer Kredit konnten wir mit der Vi-
deo-Installation Zhree Windows ein wichtiges Werk er-
werben, eine meditative, poetische Annäherung an
Leben und Dichtung von Robert Lax auf Patmos von
den beiden jungen Cineasten Nicolas Humbert und
Werner Penzel. Ebenso wie die Produktion und
Präsentation im Kunsthaus Zürich parallel zu Walter
Marias 2000 Sculpture wurde der Ankauf von der Bank
Hofmann und der Kuoni-Hugentobler Stiftung unter-
stützt. Auch die Magnum-Ausstellung wurde von Mul-
timedia-Installationen begleitet: aus dem Katastro-
phen-Szenariuum von Christoph Draeger wurde ein
Lichtbildkasten, aus der 7&ll-Saga von Com&Com die
Video-Bänder angekauft. Eine sehr eigene und faszi-
nierende Verbindung von Photographie und Aktion
ist Thomas Flechtner in seiner Aufnahme von Skispu-
ren im Hochgebirge gelungen. Und auch die grosse
Photographie von Lois Renner entstand als Resultat
eines speziellen Aufbaus: ein Atelier-«Stilleben» im
Sinne des Merz-Baus von Schwitters. Die Gruppe
junge Kunst der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde
hat ihren letztjährigen Ankauf von Olafur Eliasson,
die Inselserie, evokativ durch eine Leuchtturm-Serie er-
gänzt.
Im Rahmen einer von Guido Magnaguagno initi-
ierten Serie kleiner Ausstellungen lenkte jeder Kurator
im Sinne einer «carte-de-visite» die Aufmerksamkeit
auf einen ihn besonders faszinierenden Aspekt der
Sammlung. Die im folgenden Kapitel beschriebenen
Veranstaltungen endeten mit einem Rückblick auf die
Entwicklung der Sammeltätigkeit während der «Ära
Felix Baumann», der seine Leistung in diesem Bereich
durch das Zusammensehen im Längsschnitt eindrück-
lich verdeutlichte. Die Präsentation wurde anlässlich
der Abschiedsfeier für den scheidenden Direktor
eröffnet; zugleich konnten wir ihm ein Liber ami-
corum überreichen, zu dem 57 Freunde und Kollegen
eine Beschreibung eines Meisterwerks aus der Samm-
lung beigetragen haben. Nicht weniger als zwei Drit-
tel der behandelten Objekte kamen während des Wir-
kens von Felix Baumann ins Kunsthaus (Vgl. oben
Seite 5):
Mit 119 Gemälden und Skulpturen und 105 Ar-
beiten auf Papier bewegte sich der Leihverkehr im
Rahmen des Üblichen. Die Jahrtausendwende reizte
etliche Institute zu einem Rückblick auf die in unserer
Sammlung stark vertretene Kunst um 1900; besonders
reichhaltig konnten wir die entsprechende Schweizer
Veranstaltung in Solothurn, Bellinzona und Sitten
mit Werken Böcklins, Segantinis, Augusto Giacomet-
tis und einer Gruppe bedeutender Zeichnungen von
Hodler bedienen. Quantitativ dominierte in der Gra-
phik einmal mehr DADA mit Lieferungen nach Ot-
terlo, Hannover und Krakau. Technisch die an-
spruchsvollste Arbeit bildete die Ausleihe an die Aus-
stellung der Skulpturen Cy Twomblys im Kunstmuse-
um Basel, in der De Menil Foundation in Houston
und in der National Gallery of Art in Washington. Sie
bot Gelegenheit, im Zwischengeschoss wieder einmal
einige Eisenskulpturen von Luginbühl, Robert Müller
und Chillida zu präsentieren. ChK