SAMMLUNG
Das bede ute ndste Ereignis für die Sammlun g im
Berichtsjahr war die grosszügige Präsentation einer
Auswahl von Meisterwerken im grossen A usstellun gs-
saal, eine alte Idee, die freilich nie auch nur er nsthaft
geplan t, geschweige denn realisiert wurde. Die Veran-
staltung, die auf Seite 15 näher beschr ieben wird,
ermögli cht e es zuglei ch, in den Sammlun gs r äumen
mehrere W erkkomplexe auszubreiten, die lei der nur
selten gezeigt werden können. So erschienen in einem
Raum die frü hen italienischen T afeln zusammen mit
den Flügeln des ehemaligen Hochaltars der Münchner
Frauenkirche, in einem anderen eine Auswahl von
Bildern der Maîtres naifs de la réali té einschliesslich
Adolf Dietrichs.
Überhaup t war das Jahr durch viel Bewegung in den
Sammlun gs r äumen gepr ägt, teils wegen Ausstellun-
gen, teils infolge der im Sommer einsetzenden
Baumassnahmen. Die grosse Giacometti-Ausstellung
bedeutete zugleich das Ende der 1990 eingerichteten
Präsentation seiner Werke im oberste n Geschoss des
N eubaus. Hier wurde Hugo Loetscher und die Fotografie
und anschliessend eine A uswahl von Gemäld en
Hodlers, V allottons und der klassischen Moderne
gezeigt, die im Altbau der Ausstellung Sade /Surreal
weichen mussten. Ab Oktober war der Flügel gegen
die Rämistrasse gesperrt: während in den ehemaligen
Büros der Umbau für die Giaco mett i-Säle begann,
musste der erste Stock für die V orbereitung der
Anschlüsse ger äumt werden. Die wichtigsten, für die
Führunge n und pädagogischen Aktivitäten stets benö-
tig ten Werke konnten im Parterre ge hängt werden.
Nachdem sich die baubedingte A uslagerun g der De-
pots der Schweizer Malerei und Skulptur als weder
machbar noch bezahlbar erwi es, wurden im Parterre
und im ersten Stock des Neubaus provisorische Lag er-
räume eingerichtet und rund dreitausend Werke ver-
schoben . Auch die Räumun g der übri gen Ke llerr äume
der M oser- und Pfistertrakte bedeutete einen zuvor
unterschätzten Kraftakt. Die Menge unt erschi edli ch-
ster Gege nstän de – Vitrinen, Rahmen, T ransportkis-
ten, Archivalien, Möbel, Dokumentationen usw. – die
sich seit 1910 hier aufge häuft hatten, schienen nicht
enden zu w ollen und füllen gegenwärtig 26 Container
mit einem Gewi cht von 30 Tonnen. Nur ein kleiner
Teil wird an den Heimplatz zurückkommen können,
denn das Untergeschoss des Altbaus wird weitgehend
mit Klimaan lagen beleg t werden. So bot das Kunsthaus
weder im Innern noch im Äusser en, wo eine unan-
sehnliche, ausufernde B aupl atzi nstallat ion die Situa-
tion verunstaltete, einen optimalen Eindruck.
Als bedeutendster Neuzugang zur Sammlung darf
ei nmal mehr eine Erwerbung der V ereinigung Zürcher
Kunstfreunde genannt werden, das Landschaftsge-
mälde Barbizon von Henri Matisse. Ermöglicht wurde
der Ank auf durch einen substantiellen Beitrag des
Holenia T rusts im Andenken an Joseph H. Hirshhorn,
vermittelt durch Herrn Peter Alther, dem das M useum
u.a. auch das vor drei Jahren erworbene Stilleben von
Matisse verdankt. Damit erhält die einsame M argot,
das bedeutende Gemälde aus der gleichen Zeit, das be-
reits 1925 erworben wurde und immer isoliert in der
Sammlung stand, endlich ein Gege nstü ck, das zusam-
men mit den Bildern Vlamincks aus der Sammlun g
Wolf die wenigen Werke der F auves zu einer kohären-
ten Gruppe abrundet.
2000 starb Hans Naef, der bedeutende Kunsthisto-
riker, der sein Leben als P rivatgelehrter in selbs t
gesucht er , konzentrierter Einsamkeit vor allem den
P ortraitzeichnungen von Jean Dominique Ingres ge-
widmet hat te. Die Kunstgesellschaft veröffentlichte
1960 seine Studie über den umfangreichen Zeich-
nungsnachlass Karl Geisers, von dem er uns schon frü-
her die Bronze F ritzli überli ess. In A usführung seines
Willens haben seine Erben dem Kunsthaus vier faszi-
nierende Gemälde übergeben, die hier an ihn erinnern 5