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Die viel k ommentierte Eingliederung der Fotografie in
den Kunstbetrieb, die sich in den letzten zwei Jahr-
zehnt en des 20. J ahrhunderts vollzog, koinzidiert mit
oder – so laute te die These der Ausstellung – basiert
auf der Er oberung des grossen Formats. Denn dieses
ermöglicht ihr, sich einer urs pr ünglichen Aufgabe
zweidimensionaler, pers pektivisch-i l lusio ni s tischer
Kunst zu stell en: der Integration von zweidimensiona-
ler Bildarchitektur in die T ota lität des realen Raums .
Zudem wird das Grundproblem, das die auf eine ein-
zige Bildebene beschränkte Malerei von der Skulptur
und der Architektur unterscheidet, die Doppelna tur als
Ding und als Bild nämlich, fotografisch behandelbar .
Unter dies em Gesichtspunkt wurden die Arbeite n für
die Ausstellung ausgewählt: Fotografie, die sich der
Malerei nicht durch «malerische» Textur oder Faktur
annä hert, sondern genuin fotografisch mit deren zen-
tralen Problemen auseinandersetzt. Sie bew ahrt sich
dabei die traditionel l en fotografischen Tugenden: ein
gewisses Pa thos der Präzis ion, einen sachlichen
Blick, eine distanzierte Schärfe, eine kalkulierte
Genauigkeit des Zugriffs. Sie stellt sich aber dabei die
spezifisch künstlerische Aufgabe, mit dies en ihren
ureigenen Mitteln in der Ebene Bildarchitekturen zu
komponieren, welche ihre volle Wirkung erst in der
Eingliederung in die Dreidimensionalität des Raums
entfalten.
Und die M auerblümchen w achsen auch aus den
Wänden. Denn Fotografie wird nicht nur qua Format zu
einer Raumkunst, ihre klassischen Mitte l fügen sich
heute ein in ein offene s Spektrum neuer Techniken.
Die Grenzen zu Film und zu Video v erschwimme n,
Mischtechniken zw ischen fotografischem, elektroni-
schem und gemal tem Bild, Skulptur en auf fototechni-
scher Basis , Grossdiapositive in Leuchtkästen, raum-
greifende Mehrfach-Diaprojektionen und installative
Präsentationen serieller Grossformate intensivieren
die räumliche Präs enz. Unsere Ausstellung ging aus
von der Sammlung des Kuns thaus es. Von allen vertre-
tenen Künstlerinnen und Künstlern sind in den letzten
zehn Jahren wichtige Einzelwerke oder ganze Werk-
gr uppen zur Sa mmlung des Kunsthauses hinzuge-
Ausstellungen
William Turner
Den grössten Publikums erfol g des Jahres 2002 mit
180 000 Besuchern konnte die Ausstellung über das
Schaffen von W illiam Turner verzeichnen. Andr ew Wil-
ton von der Tate Gall ery in London erarbeitete über
mehrere Jahre den breit angelegten Überblic k, der
zunächst im F olk wang Museum in Essen in Koo pera-
tion mit der Ruhrgas AG gezeigt wurde. In Züric h war
die Präsentation im Bührlesaal durch eine grosszü-
gige Folge von Sälen gekennzeichnet, in denen sich
die mehr als 180 Exponate voll entfa lten konnten. Die
chronologische Abf olge wurde immer wiede r durch die
Gr uppierung von Motiven und A nsichten aus England
und der Schweiz unterbrochen, um insbesondere die
bes onders kostbaren und se lten gezeigten meister-
haften Aquarelle T urners zur Geltung zu bringen. Wäh-
rend die Räume in dunklem Rot und Grün die tonige
Malerei Turners unte rstützte n, brachte der l etzte Saal
mit T ageslicht und einem hellrosa Ton eine kräft ige
Zäsur. Dort bewunderte das Publikum die späten
Bilder, jene körperlos atmosphärischen, fast abs trak-
ten Kompositionen, die Turner zu einem der berühm-
testen Künstler des 19. Jahrhunderts machten.
Die T urner-Aus s te llung wurde unterstützt von
Credit Suisse Priva te Banking, der Ba ugart en- Stiftung,
der Accenture AG und der Ruhrgas AG. ChB
W allflowers – Gr osse F otografien
Balthasa r Burkhar d – Stef an Banz – Jean-Marc
Bus tamante – Fischli/Weiss – Hubb ar d/Birchler –
Stef an Hablü tzel – Beat Str euli – T homas Struth –
Jeff Wall – Jane and L ouise Wilson