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kommen. Die einzelnen Höhe punkte des Bestandes
wur den abgerundet oder konturiert durch Ergänzun-
gen und Konfrontationen mit wic htigen Leihgaben aus
privaten Sammlungen. So entstanden zehn Werk-
blöck e, welche einen pointierten Rückblick auf die im
weitesten Sinne fotografische Kunst der neunziger
Jahre gaben. Die Ausstellung wurde unterstützt von
der Züric h. TB
Publi c Affairs.
Von Beuys bis Zit tel: Das Öffentliche in der Kunst
Die Aus stellung begann im Erdgschoss und br eitete
sich über zwei weitere Stockwerke durch mehrere
Sammlungsräume aus. Die Werke umfassten eine
Zeitspanne von über fünfzig Jahren, wobei schon beim
Aufstieg über die grosse grüne Marmortreppe ein
noch grösserer Zeitsprung erlebbar wur de: Zwischen
Hodl ers monumentalem Gemälde «Die Einmütigk eit»
von 1913 und dem kleinen, lapidaren, in Öl auf Lein-
wand geschriebenen «Liberté» von Ben Vautier liegen
bloss 46 Jahre, allerdings auch zwei Weltkriege und
ein grosser Mentalitätssprung.
Wie sehr ‹die Öf f entlichk eit› als Thema die Praxis
des ‹Kuns tmachens › selber v erändert hat, bezeugten
gerade die oft aus fo tografischen und filmischen
Dokumenten bestehenden Zeugnisse von Aktione n der
sechziger und siebziger Jahre. Eine Zeit des allge mei-
nen Aufb ruchs, des Eingreifens und Gewahrwerdens
von Rollen und kollektiven Wunschvorstellungen. Die
Ausstellung machte die A ktualität solcher Positionen
nachvoll ziehbar, bot gleichzeitig aber Gelegenheit,
sich mit den überras c hende n, ganz anders gearteten
neuen Positionen auseinander zu setze n.
«San Keller trägt Sie hoch zur Kuns t», hiess das
Angebot des in Züric h l ebenden Berners , der sich
als Künstler einer eigenwilligen Form von «Service
Public » verschrieben hat. An gewissen v orange kün-
digten Tagen trug er die Besucherinnen und Besucher
einzel n per Huckepack auf s einem Rück en oder auf
den Armen die grosse, ‹erhebende› Treppe hinauf und
trat so auch in direkte T uc hfühlung mit seinem Pu-
blikum.
Als bleibende E rinnerung an die Präs enz der auf
die Ausstellung hinweis enden Plakate in den Stras sen
bleibt der Katalog, dessen Umschlag aus einer gefal-
teten und überdruckten Version dieses Druckerzeug-
nis ses besteht. Zudem ein Bew eis, wie sehr sich die
Arbeit des grafischen Gestalters Cornel Windlin in sei-
nem konzeptuellen Zugr iff der künstlerischen Praxis
angenähert hat.
«Public Affairs» wurde unters tützt von der Volkart
Stiftung, Keystone, Scalo und vom Migr os Kultur-
prozent. BC
AUSSTELLUNGEN IM ERDGESCHOSS
Alberto Giacometti –
Skizzenhefte und Bücher mit Randzeichnu ngen
Der neue Saal für Werke auf P apier bietet die Möglich-
keit, im Zentrum der Präsentation der Werke der
A lberto Giacometti-Stiftung zugleich einen bestimm-
ten As pekt se ines Schaffe ns in einer kleineren Aus-
stellung zu behandeln. Anlässlich der Eröffnung dieser
neuen Räume wurden entsprechend die Skizzenhefte
und Bücher mit Randze i chnungen, die Bruno und
Odette Giacom etti 1998 resp. 2000 der Sti ftung ge-
schenkt habe n, erstmals öffentlich präse ntiert . Dies es
der Forschung neu zugängliche Material eröffnet
besonders für die mittleren zwanziger Jahre und die
Zeit von 1935 bis 1937 unerwartete neue Aspekte. Die
Hefte und Bücher in den Vitrinen wur den alle paar
Wochen umgeblätte rt , damit sie in ihrer Vielf alt ric htig
zur Geltung kame n. An den Wänden wurden sie von
den zahlreichen Zeic hnunge n aus der J ugend- und
Studienze it aus dem Besitz der Stif tung begleitet. ChK
Pierre Haubensak – Arbeiten auf P apier 1 98 1–2002
Die erste Wechselausstellung im neu eröffneten Kabi-
ne ttraum war den Arbeite n auf P apier von Pierr e Hau-
be nsak gewidmet. Der seit 1977 in Züric h l ebende
Maler und Zeichner hat sich in der Schweizer Kuns t-
szene seit den frühen sechziger Jahren als stille,
beharrliche und unabhängige Künstlerpersönlichk eit