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Nach einer längeren Übergangsphase präsentiert sich
die Bel egschaft der Grafischen Sa mmlung wie f olgt:
Mirjam Varadinis trat am 1. September eine volle Stel-
le als Konservatorin für Gegenwartskunst und 20. Jahr-
hunde rt an. Bernhard von W aldkir ch übernahm die
T eilzeitstelle als Konservator des 15.–19. Jahrhunderts.
Die mehrfach verlängerte Sekretariatsstelle von Regina
Vogel wurde indes sen auf den 31. Augus t aufgehoben.
Für ihre zuverlässige Mitarbeit bei Ausstellungen und
in der Verwaltung der Sammlungsinventare danken
wir Frau Vogel. Armin Simon stellt nunme hr seine
ganze Arbeitsk raft der Grafischen Samml ung zur Ver-
f ügung und übernimmt auch administrative Aufgaben.
Die Aktivit ä ten dies es Jahres wur den bes timmt
durch die Vorbereitungen auf eine Reihe von Ausstel-
lungen im neuen Kabinettraum, insbesondere aber
durch die Mitarbeit an der Koller-Ausstellung. Für die-
se Ausstellung wurden 60 Zeic hnunge n wissenschaft-
lich bearbeitet und neu pas s epartouriert. Nicht zul etzt
aus konservatorischen G ründen wurde ein Pastell aus
einem Skizzenbuch herausgelöst. Ähnliche Massnah-
men drängen sich in Zukunft für die verbleibenden
Pastelle und Kohlezeichnungen auf, die auch bei
sorgfältigem Umblättern der Seiten Schaden erleiden.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit sind im
Katalogbeitrag «Dunkel und Hell, As pekte der Zeich-
nung im Schaffen Rudo lf Koll ers» zusammengefasst.
Zu diesen Anlässen gesellte sich als eigenständiges
Projekt die Aus stellung «Liebes zauber . Gal ante Grafik
zwischen Rokoko und Symbolismus» im Haus zum Kiel,
das Bernhar d von Waldkirch im Auftrag des Museums
Rietber g in Zus amme narbeit mit dem Kunsthaus und
der Grafischen Sa mmlung der ETH kur atierte.
Durch einige Neuerwerbungen konnten Schwe r-
punk te der Samml ung verstärkt oder m arkant er-
weitert werden. Im Ber eich der Klassischen Moderne
erhielten wir Zuwachs durch zwei der meis tgesuchte n
Künstlerbücher des Surrealismus. Der Collageroman
«Une se maine de bonté» von Max Ernst setzt die
Tradition der Grafikfolgen von Max Klinger und Käthe
Kollwitz als Persiflage und Demas kierung bür ger-
licher W ertvors te llungen fort. Halb verstört, halb be-
lustigt lässt man die handkolorierten Fotografien in
Hans Bell mers Buch «Les jeux de la poupée» Revue
passieren. Im Kontext der Ausstellung «Sade/Surreal»
k onnte sich ihre obsessive er otische Energie optimal
entfalten. Die e ind rückliche Reihe von 16 Zeichnungen
des Bildhaue rs und Plastikers Hans Aeschbacher
(1906–1980) in unserer Sammlung, die vor allem im
Bereich der frühen Aktstudien und der mit Kriegsende
beginnenden Verpuppung oder Verblockung der For-
men gut bestückt ist, erhielt mit der «Zeichnung Nr.
21/1 971» Zuwachs in der Serie der dynamischen Kon-
s truktionen aus s tützenden Gerade n und raum schaf-
f enden Kreisbogensegmenten. Die Zeichnung e n die-
ser Serie entstanden ohne ges tal terische Absicht als
‹spontaner Überfall›, parallel zu seinen plastischen
Arbeiten aus Beton und Acrylglas. Aus der Ausstellung
«Pierre Haubens ak – Arbeite n auf Papier 1981–2002»
wurden vier Werke angekauft, die einen Bogen von den
ersten, noch in New York entstandenen «Crosslines»
von 1969 zu den grossformatigen «Cityscapes» der
letzten Jahre schlagen. Haubensak (*1935) rundete die
Werkgruppe durch ein grosszügiges Geschenk von vier
Zeichnungen ab, für das wir ihm an dieser Stelle sehr
herzlich danken. Nach den vier kleinen Bl eis t iftzeich-
nungen, die wir k ürzlich von Thomas Müllenbach
(*1949) erworben haben, ging dies es Jahr der lang
ge hegte Wunsch in Erfüllung, sein zeichnerisches
Schaffe n durch ein grosses Format neu zu gewichten.
Unsere Wahl fiel auf das erste Blatt aus dem Werk-
block der «Cockpits», wo das Nervenzentrum einer
Flugmaschine blank liegt. Müllenbach kopiert seine
4x5cm grosse V orlage nicht , er interessiert sich nur
am Rand für das Funktionieren der Technik. Vielm ehr
Grafische Sammlun g