Full text: Jahresbericht 2002 (2002)

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In hohem Mass war unser Atelier durch die Vorberei- 
tung s arbeiten für Ausstellungen beschäftigt. Im Rah- 
men der d ie sjährigen «Bilderwahl ! » stand zunächst 
die Restaurierung des «Höll ensturzes» des Zür cher 
Nelkenmeisters auf dem Programm. Bei der T r ennung 
der Vorder- und Rückseite dies er Altartafel wurden 
grössere B ildpartien durch die Bands äge zerstört; um 
1932 ersetzte der Restaurator Benz die älteren, eher 
flauen Ergänzungen ohne grosse Rücksicht auf den 
spätgotischen Stil mit gr oben Pinselzügen im expres- 
sionis tischen Zeitgeschmack. Die Wichtigkeit dieses 
Werkes und das Ausmass der Fehlstellen v erlangt 
nach Er gänzungen, die sich vom stilistischen und 
kunsthistorischen Standpunkt aus rechtfertigen las- 
sen. Durch eine Reihe von Studien wurde eine f undier- 
te, neue Lös ung e rarbeitet. Zu diese r Werkpräsenta- 
tion gehörte auch die Holztafel «Heilige Familie und 
Stifter» aus der W erks tatt des Joos van Cleve, die das 
Kunsthaus vor zwei Jahren mit dem Legat von Marta 
Me yer-W agner entgegen nehmen durfte. In zwei Teile 
zerbrochen, musste sie neu verleimt werden. Ein stark 
verbräunter Firnis verdeckte die F arbschi cht, den wir 
nicht ganz e ntfernte n, s ondern – wie bereits öfte rs mit 
Erfolg erprobt – in Stufen r eduzierte n, so dass die 
O berfläche der originalen Malerei völ lig unberührt be- 
las sen werden k onnte und den ausgebleichten hellen 
Partien der Inkarnate eine genügende tonale Stützung 
verblieb. Wie beim «Höllensturz» ist auch die Arbeit an 
dieser Tafel im nächsten Jahr durch ein Ausgleichen 
des Firnisses und der Re tuschen zu Ende zu führ en. 
Einen weiteren Schwe r punkt bildete die Ausstel- 
lung «Rudolf Koller». Viele s einer Gemälde fristeten 
einen Jahrzehnte dauernden Schlaf im Depot und hat- 
ten eine gezielt e, sorgfältige Reinigung ihrer Oberflä- 
che ver dient. Bei diese r Gelegenheit boten sie einen 
erhellenden Einblic k in ihre maltechnischen Geheim- 
nis se. Zur Vollendung seiner Gemälde bedien te sich 
Koller gefärbter Firnisse, um einen einheitlichen 
Gesamtton zu err eichen und zugleich die V olumina der 
Menschen und Tierk örper sowie die Raumtiefe zur 
optimalen Entfa ltung zu bringen – eine Eigenschaft, 
die allerdings nur durch eine helle, gelbtonige 
Be l euchtung zur Wirkung k ommt. 
Selte n kann bei einer R es taurierung ein so uner- 
w artet positives Resultat erreicht werden, wie dies bei 
Johan Barthold Jongkinds «Le port de chemin de fer à 
Honfleur» von 1865 zu erleben war. Die Malerei lag 
unter einem relativ ge ringfügig gelben Firn is. Da unser 
Bild als urs pr ünglich nicht gefirnisste Freilichtstudie 
zu erkennen war, gedachte man, es artgerecht zu 
e rschlies sen. Erst anlässlich der Firnisabnahme ge- 
w ahrten wir, wie sehr dieses Gemä lde neben der 
spontanen, zeichnerischen A usprägung von der fein 
abgestimmten Farbigkeit lebt. Vor dem verfehlten 
Firnisauftrag erfuhr die Oberfläche eine forcierte 
Reinigung, bei der die P atina zum Teil getilgt wur de. 
Dies führte dazu, dass selbst die mässig ausgebleich- 
ten, hellen F a rbtöne gegenüber den dunkleren, kontur- 
bildenden Partien zu wenig zur Wirkung gel angten. 
Deshalb fehlte dem Bild die ursprüngliche Kohärenz 
z wischen Farbe und Form. Durch ein gezie ltes Nach- 
patinieren erreichten wir eine wesentliche Stützung 
der ausgebleichten Töne, so dass sich das Werk nun 
un eingeschränkt in se iner präzis ausgewogenen Qua- 
lität und Frische präsentiert. PP 
Begleitung des Umbaus 
Hanspeter Marty vertrat we iterhin das Kunsthaus im 
Projektteam Bau, was sein Pensum voll in Anspruch 
nahm. Er k ümmert sich um die Bela nge des Mus eums 
und die Koor dination, trägt die Bedürfnisse und 
Ansprüche im Hause zusammen und br ingt diese in 
der Projektleitung des Umbauteams ein. 
Der erste Teil des umfassenden Sanierungspro- 
gra mms k onnte mit der Eröffnung der neuen Räume Restaurierung
	        
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