5
Wiederum stand Alberto G ia comettis Kunst im Mitte l-
punkt der Aufmerksamkeit. Kamen letztes Jahr die
wic htigen Werke der G iaco metti-St iftung im Rahme n
der umfas sende n Retr os pektive zu seine m hunderts-
ten Geburtstag auf e inmalige Art zur Geltung, so konn-
ten wir nach deren Rückkehr von New York den
Gesamtbestand in den neuen Räu men im Er dgeschos s
des Altbaus ausbreiten. Die Seitenlichtsäle, die schon
Karl Moser 1910 konzipierte und die nun von T obias
Ammann mit den heutigen technischen Anforderungen
ausgestattet und zurückhaltend modern gestaltet
wur den, e ignen sich für Skulpturen besonders. Anläss-
lich der Eröffnung Ende Mai wurde auch der mittlere
Kunstlichtsaal, der in Zukunft al lgemein Werken auf
Papier zur V erfüg ung stehen soll, in die G ia cometti-
Präsentation integriert: Ers tmals waren die Skizzen-
hefte und mit R andzeichnungen versehenen Bücher,
die Bruno und Odette Giacom etti der Stif tung in den
letzten Jahren geschenkt ha tten, öffentlich zu sehen.
Die von der St einer G ruppe und Herrn Gustav Zums teg
geför derte N eueinric htung wurde in mehreren Eröff-
nungsv era nst altungen der Öffentlichk eit vorgestellt
und mit einer eigene n Publikation markiert.
Besonderen Glanz erhiel t dies es Ereignis durch
mehrere wicht ige Geschenke. Herr und Frau Giaco-
metti über gaben der Stif tung zu diesem Anlass eine
anrühr ende Zeichnung Giov anni G iaco mettis, die den
etwa zehnjährigen Alberto mit einem Bébé auf den
Armen zeigt , und die Br onze «Lota r I», eine der drei
Büst en nach dem Fotografen Elie Lotar, an denen
Giacometti noch kurz vor seine m Tode arbeitet e. Mit
diesem ausserordentlich intens iven Kopf gelangt erst-
mals ein späte Skulptur Albertos in die Sti ftung, wie er
es anlässlich der Gründung 1965 selbst wü nschte. –
Mehrere Geschenk e ermöglichen es, der rätse lhafte n
Zwischenzeit von 1935 bis 1946, in denen A lberto seine
neue Sehweise suchte, einen eigene n Raum zu wid-
men. Paul und Margrit Hahnloser, die seit la ngem das
Kuns thaus und insbesondere die Vereinigung Zürcher
Kuns tfr eunde wohlwollend begleiten, schenkte n die-
ser das poetisch schwerelose Gipsrelief, das ein spar-
sames Stillleben auf dem Regal neben dem Bett im
Pariser Ate lier zeigt . – Noch überra schender sind zwei
aus dünnen Ästchen ges c hnitzte Figürchen von ca.
1935, die Margrit Bühler-Gredig von ihrer Tante Vetia
Michel, einer Cous ine Alberto s, erhielt und nun zu
ihrer E rinnerung von ihren Kindern der Sti ftung
ge schenkt wurden. – Dank der ta tkräft igen V ermitt-
lung von Peter Uhlman n und einem ungen annte n
Spender konnte das bedeutendste der um 1935
gezeichneten Selbstbildnisse erworben worden, das
unsere einmalige Gr uppe von Selbstporträts aufs
schönste abrundet. Herr Uhlma nn selbst schenkte der
Stiftung das Ma nuskript von «Le rêve, le sphinx et la
mort de T.», des wichtigsten Textes von Giacometti, das
etliche Varianten und mehrere zusätzliche Entwürfe zu
den Diagramme n enthält. – Schliesslich überraschte
uns Professor Rudolf W erner mit einer späten Zeich-
nung. Dankbar erwäh nen wir auch die längerfristige
Leihgabe eines Gemä ldes mit Diego im Ate lier; es ver-
tritt repräsentativ die wic htige W erkgruppe, in der Gia-
c ometti 1949 die Grundlage seines reifen malerischen
Werkes erarbeitete.
Im Berichtsjahr starb hochbetagt Curt Burgauer,
dessen lebenslanger Einsatz für die Kunst und das
Kuns thaus an anderer Stelle gewürdigt wird. Ber eits
1985 s uchte er zusammen mit Felix Baumann 36 Wer-
keaus se iner Sammlung für das Kunsthaus aus, von
welchen er unserer Samml ung immer wieder einzelne
schenkte. Mit seinem Tod gelangen nun auch die noch
v erbl eibenden 19 Werke ins Museum. Es ist, wie der
da mals publizierte Katalog zeigt, mit Abs tand die
umfangreichste und bede utends te Schenkung im
Bereich der klas sischen M oderne, die die Zürcher
Kuns tges ell schaft je erhielt. Ihre Schwerpunkte liege n Sammlu ng