Volltext: Jahresbericht 2002 (2002)

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1Die 
Literatur zu Giacometti ist au sufernd, klassisch zum Werk und 
s einer Deutung Reinhold Hohl: Alberto Giacometti (Stuttgart 1971), 
zur Biographie James Lord: Alberto Giacometti. A Biography (New 
York 1985, auch deutsch und französisch), praktisch die annalistische 
Übersic ht mit vielen Quellenzitaten von Reinhold Hohl: Giacomet ti. 
Eine Bildbiographie (Stuttgart 1998). Spez iell über die Periode nach 
der A bwendung vom Surr eal ismus Alberto Giacometti, retour à la figu- 
rat ion 1934–1947 (A u sst.Kat. Genf / Paris 1986). 
2 Zit iert 
nach einem unveröffentlichten Text von Annette Bühler, dem 
ich auch im F o lgenden sehr verpflichtet bin. Sie besuchte Diego 1970 
in Paris und zeigte ihm die Figürchen. 
31934 
nann te Diego gegenüber Annette Bühler, 1938 dem Schweize- 
rischen Institut für Kunst wissen sch aft für die Inventarisierung 
(P. Chmelik, 30. Januar 1970, Inv.Nr. 16994 und 1 6995). 
4Zu 
der «L ’objet invisible» oder « Mains tenant le vide» genannten 
Skulptur siehe zulet zt Alberto Giacomet ti (Ausst.Kat. Zürich/New York 
2001), Nr. 58, S. 110f. 
5Es 
ist hier auch an den Vogel auf dem gleic hzeit ig entstandenen 
Grabstein des Vaters und auf dem Grabm al der Gerda Taro von 1937/38 
zu erin nern (Hohl 1998, Abb. S. 81, 92). 
649x69 
cm, Gesc henk von Paul und Mar grit Hahnloser an die Vereini- 
gung Zürcher Kunstfreunde. Pr ovenie nz: Diego Giacometti – Sil vio 
Berth oud. Es ha ndelt sich wohl um die erste Ausformung, ein weite - 
res Exemplar geh örte Téri ade, von einem späten Guss wur den pos tum 
Bronzegüsse hergestellt, siehe: Alberto Gia comett i. Dibujo , escultura, 
pint ura (Ausst.Kat. Madrid 1 990), no. 1 69–171 und: Alberto Giacomet - 
ti. Sculptures, peintures, dessins (Ausst.Kat. Paris 1 991), no. 68. 
7Die 
Sammlung der Alberto Giacometti-Stiftung (Zürich 1 990), Nr. 33a. 
8 Abgebildet 
in Auktionskat. Christ ie’ s Paris, 28.9.2002, lot 35. 
9 Neben 
der seit l angem bekannten Zeichnung in der Sammlung Korn- 
feld ist neuerdings aus der Success ion Anne tte Giacometti eine frühe - 
re Fassung bekan nt geworden, si ehe: Le dessin à l’œuvre (Ausst.Kat. 
Paris 2001) , no. 61. 
10 
Ein Foto von Pierre Bruguière zeigt das Schäftchen neben dem Bett 
mit einer Büste Rita (vgl. Slg.Kat. Z ürich 1990, S. 181) darauf (Hohl 
1998, Abb. S. 92, besser reproduziert in: Alberto Giacometti. Dialoghi 
con l’arte [Ausst.Kat. Mendrisio 2000], S. 27.) 
11Wir 
folgen hier Emma Brunne r-T raut: Frühformen des Erkenn ens: 
am Beis piel Altägyptens (Darmstadt 1 990), bes. S. 11f. 
12 Insbesondere 
die Serie der Köpfe der Eltern von 1927, die zu «Tête 
qui regarde» führ en und zahlreiche Werke der Reifezeit, am promi- 
nentesten «Grande tête de Diego», 1954. 
13 Alberto 
Giacometti-Stiftung, Zürich, Geschenk Bruno und Odet te 
Giacometti, zusammen mit der Zeichnung Giovannis abgebildet in: La 
mamma a Stampa. Annetta – gesehen von Giovanni und Alberto Gia- 
comet ti (Ausst.Kat. Züric h /Chur 1 990), Nr. 64f. – Ein weiteres Relief, 
vermutlich eine Landschaft darstellend, das möglic herweis e mit dem 
Stillleben-Relief verwandt war, ist nur im Hin ter grund von Fotografien 
von Emile Savit ry überlie f ert (Hohl 1998, S. 108, resp. Auktionskat. 
Christ ie’ s Pa ris, 28. 9.2002, S. 90). – Kaum bekannt sind die mit Relie fs 
ges chmück ten Türen der Gruft von Kauffmann in Bear Run bei dem 
berühmten Haus Frank Lloyd Wrights von 1954, s. Alberto Giacomet ti. 
(Ausst.Kat. Mail and 1995, ed. Casimiro Di Crescenzo), Abb. S. 24. 
sel von der neueren, subjektiv pers pektivischen Dar- 
stellungsweise zur älteren «As pektive» sehen, in der 
die Dinge parataktisch nebeneinander als «Entäusse- 
rung der v erinnerlic hte n W ahrnehmung», als « Seins- 
bilder» präs entiert 
werden.11 Paradigma 
dieser ur- 
sprünglicheren Bildsyntax ist die ägyptische Kuns t, die 
Giacometti dama ls inte nsiv studierte. Der Typus des 
Flachreliefs mit Einfas sung, linearen Unterte i l ungen, 
Aufreihung hieroglyphenhaft prägnante r Dinge, se lbst 
das l eichte Auseinanderstreben der Seitenw angen 
nach unten knüpft an diese Tradition an. Wenn Cézan- 
ne davon sprach, dass er Poussin nach der Natur neu 
machen möchte, k önnte man von Giaco metti sa gen, 
dass er die zeitl ose Gegenw art der ä gy ptischen Kunst 
im Bewusstsein der modernen Subjektivit ä t wieder 
erreichen wollte. 
Das Stilll e ben-Re lief ist im Werk Giacome tt is ein- 
zigarti g geblieben: er wird nur noch Me nschen und ein 
paar Tiere f ormen und sich entweder in Rundpla stik 
oder in Malerei ausdrücken. Die hybride Zwischenform 
wird er schon deshalb vermeiden, weil perspektivische 
Abflachungen zu den wesentlichen Mittel n für die 
spezifische Gestaltung s einer Skulpturen 
gehören.12 
Abgesehen von Auftragsa r beite n ist nur noch ein wei- 
teres Relief erhalten, das ebenfalls sehr flache, nach 
einer Zeichnung Giovannis in Marmor gearbeitete 
Gesicht der Mutter von 
1921.13 Schwank te 
er dama ls 
zwischen Malerei und Plastik, vers uchte er in dem 
Stilll e ben-Re lief möglicherwe i s e, den Durchbruch bei 
s einer Suche nach einem neuen Stil, der ihm im Som- 
mer 1937 beim Malen der Mutter und eines Apfe ls 
gel ang, in den Bereich der Skulptur zu übertragen. 
Das Re lief verbindet die beiden Kompositionen und 
realisiert sie mit ein paar im Pariser Atelier vorhande- 
nen Dingen. Das Illusionistische, das insbesondere 
dem Flachrelief eignet, liess das V orhaben glücken – 
aber für den nächs ten Schrit t, der «illusionistischen 
Skulptur» einer plötzlich in der Ferne in Erscheinung 
tretenden Person, half es ihm nur wenig. 
Christian Klemm
	        
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