Volltext: Jahresbericht 2002 (2002)

91 
die «plas tische Handschrift» in jeder Linie sichtbar 
macht. 
Pierr e Haube nsak beh errscht eine breite Skala 
von zeichnerischen Mitteln: In den frühen Arbeiten 
bevorzugt er die Feder in T usche, dann kommen Gra- 
fitstift, Kr eide, Kohl e, Farbstift und Pins el hinzu. In den 
letzten Jahren, insbesondere bei den «Cityscapes», 
häuft sich der Gebrauch der Ölkreide (Oilstick) und der 
T usche; auch die Acr ylf arbe, die in den siebziger Jah- 
ren von der Ölfarbe abgelös t worden war, kehrt in den 
Arbeiten auf P apier wieder zurüc k. Unkonventionell ist 
die V erwe ndung des Scher en schni tts und der Schablo- 
ne im Vorfeld der «Cityscape»-Bilder, der Richtwerk- 
zeuge wie Linea l, Hol zlatte n, Papierstreifen, um Ge- 
raden zu ziehe n und scharfe Kanten zu erzeugen. 
Die verw endete n Papiersorten stehen in engem 
Zusa mmenha ng mit dem F ormat und der F unktion 
seiner Zeichnungen. Für kleinere F ormate verw endet 
er das handels üblic he Zeichen- und Schreibpapier, für 
mittlere und grosse dagegen ein qua litativ hochwerti- 
ges Büttenpapier . Bei Pierr e Haubens ak gibt es kaum 
Skizzen, Studien und Entwürfe als Vorbereitung auf die 
Malerei wie beim gleichaltrigen Maler R obert Man- 
gold; er führt auch keine Skizzenbücher oder «Work 
Books » wie Brice Mar den, um seine Bildideen zu ent- 
wick eln. Die tagebucharti ge Notiz sucht man vergeb- 
lich, so wie jeden direkten a utobiographischen Bezug. 
Pierr e Haubens ak arbeitet auf dem P apier wie auf 
der Leinwa nd in grossen Zyklen ohne bes timmtes 
Konzept; nach oft jahrelanger Aus einanders etzung 
schält sich ein Thema hera us, das rückblick end in sei- 
nen Entwicklungsphas en rekonstruiert werden kann. 
Die innere Geschlossenheit jedes einze lnen Werkes, 
seine Autonomie, erschliesst sich erst ric htig im 
Zu samm enhang mit einer grösseren thematischen 
Werkgruppe. Dabei behalten auch solche Zuordnun- 
gen etwas Provisorisches, so dass Pierre Hauben sak 
un ters c hiedliche Titel für ähnliche Them en verwendet 
und sie meistens nur als Nebentitel zwischen Klam- 
mern gelte n lässt. Beze i chnungen wie «Schlacht», 
«Forêt», «Vierge», «Groteske», «Netzwerk», «Gitter», 
«Tetras», «Ne tz», «Cros slines », «Citysca pe» scheine n 
a bsic htlich so gewählt, dass sich beim Betrachte r ein 
weiter As soziationsraum öffnet, dessen Bezugspunkte 
ebenso auf die Wirklic hk eit im Bild wie auf jene 
ausserhalb des Bilde s verweisen. «Auch Bilder sind in 
einem gewissen Sinn Netzwerke von Bezugspunkten 
innerhalb und ausserhalb der 
Bildfläche.»4 
Überblicken wir Pierre Haubensaks Zeichnungen 
und Arbeiten auf P apier der letzten fünf undzw anzig 
Jahre, dann mag die verwirr ende Vielf alt zunächs t 
überraschen. Auffallend ist, wie Pierre Hauben sak 
durch Anspielungen, Wiederholungen und Verwand- 
l ungen thematis c he Bezugspunkte bildet, die er so 
lange umkreist, bis sich im Netzwerk der Zeichnungen 
eine Konstellation von M otiven, ein bes timmtes bild- 
nerisches Problem, eine veränderte Sicht auf die Wirk- 
lichkeit oder gar eine neue B ildidee verfängt. Selten 
e rlangt eine diese r Optionen die O berhand. In der 
Zeichnung bewa hrt sich Pierr e Haubens ak eine Leich- 
tigk eit und Offenheit, wie sie heute bei kaum einem 
anderen zeic hne nden Maler a nzutr effen ist. Versuchen 
wir, einige dies er B e zugspunkte näher ins Auge zu fas- 
sen, so stossen wir schon auf die erste Schwierigkeit. 
Die prägnanteste Bildidee hat Pierr e Haubens ak aus 
heutiger Sicht zweifellos in den «T etras» verwirklicht .
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.