Full text: Jahresbericht 2002 (2002)

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Keith Tysons Werk lässt sich kaum auf einen Ne nner 
br ingen. Als «poetisch, hu morvoll und phantastisch» 
bezeichnete es die d ie sjährige Jury des Turner-Prei- 
ses, die Tyson zum Gewinner kürte. Charakteristisch 
für das Werk des jungen Briten (*1969) ist seine stilis- 
tische Het er ogenität und die schier unerschöpfliche 
Vielf alt s einer Erscheinungsf or m en. Tyson experimen- 
tiert unaufhörlic h . Sein Ate lier gleicht einem Ver- 
suchsl abor, in dem er grundlegende F ragen der 
menschlichen Existenz und die Komplexität unserer 
Welt zu erforschen sucht. Der Versuch, das Univers um 
und unseren Platz in diese m zu erklären, zieht sich wie 
ein roter Faden durch sein Werk. F undame ntal auf die- 
ser Suche sind die Ze i chnungen an den Wänden seines 
Ateliers, die «Stud io Wall Drawings». Diese bilden sein 
Tage- und Skizzenbuch. Tyson hält darin den gedank- 
lichen Kosmo s fest, der ihn beschäftig t, zugleich sind 
die Ze i chnungen auch Ausdruck seine s Gemütszu- 
standes. Es sind V ersuchsanordnungen, in denen der 
Künstler sow ohl sehr komplexe, philosophische Fra- 
ges tel lungen wie auch ganz banale All tagsge scheh- 
nisse wie beispiel sw eise Treffen mit Künstlern und 
Galeristen oder T elefongespräche verarbeitet. Teils 
bl eiben diese Aufzeichnungen nur Skizzen, teils ent- 
stehen daraus neue Objekte, Maschinen oder Installa- 
tionen. 
Wir freuen uns, dass eine Zeichnung aus dies er für 
Tysons Werk grundlegenden Serie der «Studi o Wall 
Drawings» Eingang in die Grafische Samm lung gefun- 
den hat. Das Blatt «Game Theory» (2001) hing von 
August bis November 2001 in Tysons Studio und hält sei- 
ne Überlegungen und Versuche in diesem Zeitraum fest. 
Wie daraus zu ersehen ist, beschäftigte sich der Küns t- 
KEITH TYSON 
«GAME THEORY», STUDIO WALL DRAWING 
Denn mit Vorliebe behandeln seine Werke das 
Exemplarische im A lltäglichen des moderne n Lebens: 
Theme n der sozialen Des integration und der Ano mie, 
der Entfremdung und Einsamkeit einzel ner Indi viduen 
in einer traditionsentleerten globalisierten Zivilisation. 
Wall verknüpfte so das soziale Engageme nt einer 
dokumentarischen «co ncerned p ho tography» mit dem 
Anspruch küns tl erischer Auto nomie. Die Perfektion 
s einer Kompositionen und Inszenierungen mit ihren 
vielfältigen Referenzen an die malerische Tradition 
sowie die Originalität seine s uns entimenta l en Mora- 
lis mus machten ihn zum wel tweit e rfolgr eichs ten 
Fotokünstler des aus gehende n zwanzigsten Jahrhun- 
derts. Tobia Bezzo la
	        
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