Full text: Jahresbericht 2003 (2003)

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Das Gleiche gilt für die schöne Landschaft von Fran- 
çois Diday, die Dr. W erner E. Sebes dem Kunsthaus 
schenkte, ein Spätwerk, das in s einer atmosphärisch 
weichen Stimmung und dem r uhigen Motiv am Lac 
d’ A nnecy die früheren heroisch-romantischen Ge- 
birgs sze nerien hinte r sich lässt und von der neuen 
«paysage intime» berührt erscheint. Mit der Schen- 
kung aus der Samm lung von Rolf und Margit Wein- 
berg kommt erstmals eine Arbeit von Jean Augus te 
Dominique Ingres, ein f rüher männlicher Studienkopf, 
in die Sa mmlung; das interessanteste der vier Ge- 
mälde ist eine farblic h wie malerisch ebens o subtil e 
Kopie von Edgar Degas nach einem enigmatischen 
Renaissance-Porträt im Louvr e. Aus der Bereinigung 
der Verteilung des Legate s von Curt und Erna Bur gau- 
er zw ischen dem Kunstmuseum W interthur und der 
Zür cher Kunstgesellschaft erhielt diese ein weiteres 
Frühwerk von Hockne y und das kleine Gemälde 
«Vögel» von Max Ernst, das ein reizvolles Paar mit dem 
«Les cages sont toujour s imaginaires» bildet. 
Die Diskussionen im «Kunstrat», in dem sich die 
Konservatoren des Hauses regelmässig treffen und 
u.a. die Ankäufe besprechen, kreisten w eiterhin um die 
spannenden neuen E ntwicklungen im Bereich der 
Malerei. Die Bedeutung Bernard F rizes für die mit 
sinnlicher Lust an Farbe und M aterial gepa arte kon- 
zeptuelle E rfor schung des M ediums Malerei erweist 
sich immer entschiedener; die zehnteilige Arbeit 
«V auxhal l» verdeutlicht im Kontras t zu dem im letzten 
Jahr erworbenen «Agencé» s einen Ans atz in der 
Thematisierung des Herstellungsprozesses. Ein un- 
mittelbares Auskosten der Farbpaste bietet die 
Schweizerin Pia Fries. Bei Ralph Fleck und M arkus 
Gadient kommt zu der Entwicklungsarbeit am Malen 
als weitere Dimens ion und Komplik ation die U mset- 
zung realistischer Elemente; bei dem «W ildens tein 
Zykl us» des Baslers treten die eigenw erti gen Pins el- 
züge und F arbflächen in ein traumhaft schwebendes 
Wechselspiel mit Anmutungen von Bäumen und Land- 
schaftsräumen. Diese visue ll und geis tig so anregende 
Wandelbarkeit, Polyvalenz oder simultane Mehrdeu- 
tigk eit in vieler aktuellen Malerei thematisiert der Pole 
Wilhe lm Sas nal auch inhaltlich in s einer «Bromba», 
einem proteushaften Wesen aus einem pol nischen 
Kinderbuch. Andere Künstler e rneuern das klassische 
Medium im Dialog mit den neuen Techniken, so Sil via 
Gertsch oder Julia n Opie, dessen grossformatige 
Arbeit einem Beitrag von Gus tav Zumsteg verdankt 
wird. Die grosse Überraschung dies es Jahres aber war 
Francis Alÿs. Aus seiner kleinen, aber faszinierenden 
Aus stellung (s. S. 15) konnten wir das Diptychon «The 
two sisters» und eine G ruppe dazuge hör ender Zeich- 
nungen e rwerben. Der Austausch von hellen und 
dunklen Gliedmas s en der beiden Schwestern f indet 
sich erstaunlicherweise auch in unserer kl einen Tafel 
«Cos mas und Damian heilen den Diakon Justinus» von 
Fra Angelico , auf den sich Alÿs ebens o wie auf andere 
Meister des fl or entinischen Quattr oce nto öfte rs 
bezieht. 
Der Leihverk ehr hat wieder markant auf 163 
Gemälde und Skulptur en und 214 Werke auf P apier 
zugenom men. Stark ins Gewicht fallen Bet eiligungen 
an gemeinsamen Ausstellungsprojekten, wie die 
Retrospektiven zu Rudolf Meyer (86 Blätter) und 
F er dinand Hodler. Den dadurch in der Restaurierung 
anfallenden Arbeitsaufwand schildert Frau Ellwanger 
auf S. 23. 
Das von der Schwyze r Stiftung geförderte Projekt 
eines vollständigen Kataloges der Sammlu ng der 
Gemälde und Skulpturen wurde vor allem durch die 
Bearbeitung der Daten durch F ranzis ka Lentzsch 
vorangetrieben. Die d igital e Erfassung aller Gemä lde 
in Schwarz-W eiss durch Arthur Faust, unterstützt von 
Cécile Brunner, nähert sich ihrem Ende. ChK
	        
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