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nach der s ogenan nten Wende von 1989. Er ist fa szi-
niert von den synthetischen, glitzernden Oberflächen
der Kons umw elt, die er zunächst mit der Kame ra
aufnimmt, um sie dann mittels einer Projektion in
Malerei umzusetzen. Er bedient sich dabei der Close-
up-Technik (der glänze nde Körper r echts ist Teil einer
Seilbahngonde l), mit der er s einen Sujets Monume n-
talität – und sich und dem Betrachter Distanz – ver-
schaff t.
Was für Havekost die ir onische Distanz zum Objekt
ist, findet sich auch beim Briten Julia n Opie (*1958),
allerdings in der Gattung des P orträts. Zusamm en mit
Gustav Zumsteg, dem langjährigen Mäzen des Kuns t-
hauses, entstand die Idee, ein Porträt in Auftrag zu
geben – eines der seltenen Auftrags werk e des Küns t-
lers überhaupt. J ulian Opie spielt ir onisch mit der
Tradition des europäischen Porträts, indem er sie mit
den Prinzipien der P op-Art und neuen künstlerischen
Verfahren und Materialien verknüpft. «Se nior Cura-
tor», 2003, nun als Geschenk von Gus tav Zums teg
in der Sa mmlung, t rägt, in der Art einer Comic-
Zeichnung k ondens iert, unv erk ennbar die Züge von
Christian Klemm, der seit über 20 Jahren die Ge-
schicke der Kuns thaus -Samml ung mitbestimmt.
Beding t durch den Aufschwung, den die Malerei
als küns tl erische Technik in den letzten Jahren er-
lebte, treten jene Künstler ins Blickfe ld, die w eniger
die sinnliche Macht der Malerei als ihre Funktionalität
ergründen. Die Beton ung narrative r Elemente, die
Verwendung neuer und alter Symbole, von autobiogra-
phischen und politischen Einsprengseln, sind Indizien
eines wieder erwachten Sy mbo lismus in der jüngsten
Generation internationaler Künstler . Wilhelm Sasnal,
der 1972 im polnischen Tarnów geboren wurde und an
der Kuns taka demie Kraka u s tudierte, ist ein viel ver-
s pr echender Maler und Zeichner, der uns im Rahmen
einer Aus stellung in der Kuns thall e Basel auffiel.
« Batteries and Acid», 1999, ist mit einem ironischen
U nterton als kleines Sinnbild auf die Endlichkeit zu
verstehen, und «Ohne Titel (Bromba)», 2002, geht auf
die Hauptf igur in einem populären polnischen Kinder-
buch zurück, die ihr Äusseres dauernd ändert, un-
fassbar bleibt und deshalb unheimlich wirkt. In den
sarkastischen Komme ntar mischt sich leise Resigna-
tion, ja eine unbes timmbar e, kindlic he Furcht, die zum
Motor der küns tl erischen Äus serung wird.
Francis Alÿs wurde 1959 in Antwerpen geboren
und hat nach einem Architektur- und Ingenieurstu-
dium Eur opa verlas sen, um in Mexiko zu l eben. Seit
1991 ist er künstlerisch tätig auf den Gebieten Film,
Video , Fotografie, Malerei und P erformanc e. Seine
Kunst entsteht aus einer k ontinuierlichen Folge von
Notaten spezifischer s ozial er und ökonomischer
Gegebenheiten sowie von Beoba c htungen des All tags.
Alÿs’ Werke sind aus der P e rspektive eines Wanderers,
Spaziergängers oder Passanten entwickelt, sie geben
eine Befindlichkeit oder eine Situation wieder, die
einen Ausschnitt eines grösseren Ganze n e nthält, das
im Hintergrund spürbar bl eibt. Seine Bilder halten
als Bestandteile grösserer Seque nzen in suggestiver
Weise einen Schwebe zus tand, als seien sie Fragmente
auf dem Weg zu einer fest gefügten bildlichen oder
sprachlichen Ausdrucksweise. Das relativ kleinfor-
matige Dip tychon «Two Sisters», 1999–2002, ist ein
typisches Beispiel für seine Me thode, ausgeführt in
der wiederbel ebten Technik der Öl- und Enkaustik-