Full text: Jahresbericht 2004 (2004)

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Das von Rolf und Margit Weinberg geschenkte «Profil 
eines bä rtigen Mannes» von Jean Auguste Domin ique 
Ingres erschien wegen des Kunstharzfirnisses und der 
forcierten Reinigung von Ohr, Wange und Nasenwurzel 
flach und ohne Volumen. Als wir den Firnis abnahmen, 
entdeckten wir in den weniger gereinigten Pa rtien die 
originale, vom Maler aufgetragene Patinaschicht. Wir 
e ntschie den uns, diese an den genannten Stellen wie- 
der zu ergänzen, was der Stu die ihre Kohärenz z urück- 
gab und dem Kopf wieder zu seiner klassizis tischen 
Plastizität verhalf. Während Ingres seine vollendeten 
Gemälde wahrscheinlich firnisste, so unterliess er dies 
bei der Studie; auch dies respektierten wir, in dem wir 
der Oberflä che eine matte Ers che inung gabe n. 
Verglichen mit andern frühen Werken Poussins 
ist die Erhaltung der Körperteile auf uns erm Bild 
«Schlaf ende Venus von Satyren überrascht» erkenn- 
bar besser erhalt en. Hingegen ist die Landschaft mit 
ihren Bäumen und der Himmel mit verfärbten Retu- 
schen, Abscheuerungen und Ausbleichungen durch- 
se tzt, so dass die Bildwirkung sehr beeinträchtigt war. 
So waren die Ausbleichungen zu regenerieren und die 
verfärbten Retuschen und Abscheuerungen zu retu- 
schieren. Den leicht gelben Firnis hat man hier hinge- 
gen erhalte n, weil dieser die Bildwir k ung ents c heidend 
fördert. Durch diese Mas snah men kann das Gemä lde 
mit seiner Entwicklung von Bildraum und Volumen 
heute in seiner Erhaltung als massgebend gelt en. 
Im Gegensatz dazu steht die «Bewegte See mit 
Fischerbooten» von Abraha m van Beyeren aus der 
Samm lung Koetser. Während die See mit den Fischer- 
boot en nicht zu bek lagen ist, so hat der gesamte 
Himmel anlässlich alter Re s taurierungen durch Ver- 
putzungen und verschiedene dicke Übermalungen 
sehr gelitten. Hätte man hier die Übermalunge n ent- 
fernt, so hätte man nur einen dera rt ruinöse n Zus tand 
zu Tage geför dert, der die Erarbeitung einer einiger- 
massen akzeptablen Bildwirkung verunmöglicht hätte . 
So beschränkten wir uns da rauf, die alten Überma lun- 
gen stufenweise auf eine dünne Schi cht zu reduzieren 
und durch neue lasierende Retuschen in das Bild ganze 
einzufüg e n. 
PP 
Im Februar musste das Gem älde von Robert Dela unay 
«F ormes circulaires. Panneau mural» ber eits zum 
d ritten Mal innerhalb von 25 Jahren im Restaurie- 
rungsatelier des Kuns thaus gefestigt werden. Das 
Werk hat eine problematische Ma lschic ht, die sich 
besonders in den gelbe n und orangefarbenen Partien 
in Scholl en von der Leinwand ablöst. Eine F arbschi cht- 
fes tigung war dringend erfor derlich. Dazu musste das 
248 cm x 461 cm grosse Gemälde in waagrechte Lage 
gebracht werden; es beanspruchte bis zum Abschlus s 
der F estigungsmassnahmen A nfang April den gesa m- 
ten Arbeitsplatz im Ate lier . Die Blasenbildung, das 
aus geprägte Craquel é, sowie eine starke Runze lbil- 
dung in den gl eichen Ber eichen gaben Anlass zu 
maltech nischen Unter suchung e n, die zusa mmen mit 
dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft 
d ur chgeführt werden. Die Untersuchungsergebnisse 
werden nach Abschluss aller Analysen auf der Web- 
Site der Restaurierungsabteilung präsentiert. Dabei 
stehen F ragen zur Maltechnik von Robert Delaunay im 
Vordergrund, allem voran die Analyse der von ihm 
verw endete n Gelb- und Orangepigmente , weil hier die 
Ursache für die erneuten Malschichtablösungen ver- 
mutet werden. Auch F ragen nach möglichen Lasuren 
und Fir nis sen, Bindemitteln, Farbzusätzen oder Verdi- 
ckungsmitteln soll nachgegangen werden. 
Der W eb-Auftr itt der Restaurierungsabteilung 
wurde im Sommer überarbeite t und um eine Auf listung 
der Aufgaben- und Tätig k eitsbereiche der Restaura- 
toren ergänzt. Künf tig soll diese Seite über aktuelle 
Restaurierungsprojekte informieren. Restaurierung
	        
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