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Das von Rolf und Margit Weinberg geschenkte «Profil
eines bä rtigen Mannes» von Jean Auguste Domin ique
Ingres erschien wegen des Kunstharzfirnisses und der
forcierten Reinigung von Ohr, Wange und Nasenwurzel
flach und ohne Volumen. Als wir den Firnis abnahmen,
entdeckten wir in den weniger gereinigten Pa rtien die
originale, vom Maler aufgetragene Patinaschicht. Wir
e ntschie den uns, diese an den genannten Stellen wie-
der zu ergänzen, was der Stu die ihre Kohärenz z urück-
gab und dem Kopf wieder zu seiner klassizis tischen
Plastizität verhalf. Während Ingres seine vollendeten
Gemälde wahrscheinlich firnisste, so unterliess er dies
bei der Studie; auch dies respektierten wir, in dem wir
der Oberflä che eine matte Ers che inung gabe n.
Verglichen mit andern frühen Werken Poussins
ist die Erhaltung der Körperteile auf uns erm Bild
«Schlaf ende Venus von Satyren überrascht» erkenn-
bar besser erhalt en. Hingegen ist die Landschaft mit
ihren Bäumen und der Himmel mit verfärbten Retu-
schen, Abscheuerungen und Ausbleichungen durch-
se tzt, so dass die Bildwirkung sehr beeinträchtigt war.
So waren die Ausbleichungen zu regenerieren und die
verfärbten Retuschen und Abscheuerungen zu retu-
schieren. Den leicht gelben Firnis hat man hier hinge-
gen erhalte n, weil dieser die Bildwir k ung ents c heidend
fördert. Durch diese Mas snah men kann das Gemä lde
mit seiner Entwicklung von Bildraum und Volumen
heute in seiner Erhaltung als massgebend gelt en.
Im Gegensatz dazu steht die «Bewegte See mit
Fischerbooten» von Abraha m van Beyeren aus der
Samm lung Koetser. Während die See mit den Fischer-
boot en nicht zu bek lagen ist, so hat der gesamte
Himmel anlässlich alter Re s taurierungen durch Ver-
putzungen und verschiedene dicke Übermalungen
sehr gelitten. Hätte man hier die Übermalunge n ent-
fernt, so hätte man nur einen dera rt ruinöse n Zus tand
zu Tage geför dert, der die Erarbeitung einer einiger-
massen akzeptablen Bildwirkung verunmöglicht hätte .
So beschränkten wir uns da rauf, die alten Überma lun-
gen stufenweise auf eine dünne Schi cht zu reduzieren
und durch neue lasierende Retuschen in das Bild ganze
einzufüg e n.
PP
Im Februar musste das Gem älde von Robert Dela unay
«F ormes circulaires. Panneau mural» ber eits zum
d ritten Mal innerhalb von 25 Jahren im Restaurie-
rungsatelier des Kuns thaus gefestigt werden. Das
Werk hat eine problematische Ma lschic ht, die sich
besonders in den gelbe n und orangefarbenen Partien
in Scholl en von der Leinwand ablöst. Eine F arbschi cht-
fes tigung war dringend erfor derlich. Dazu musste das
248 cm x 461 cm grosse Gemälde in waagrechte Lage
gebracht werden; es beanspruchte bis zum Abschlus s
der F estigungsmassnahmen A nfang April den gesa m-
ten Arbeitsplatz im Ate lier . Die Blasenbildung, das
aus geprägte Craquel é, sowie eine starke Runze lbil-
dung in den gl eichen Ber eichen gaben Anlass zu
maltech nischen Unter suchung e n, die zusa mmen mit
dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft
d ur chgeführt werden. Die Untersuchungsergebnisse
werden nach Abschluss aller Analysen auf der Web-
Site der Restaurierungsabteilung präsentiert. Dabei
stehen F ragen zur Maltechnik von Robert Delaunay im
Vordergrund, allem voran die Analyse der von ihm
verw endete n Gelb- und Orangepigmente , weil hier die
Ursache für die erneuten Malschichtablösungen ver-
mutet werden. Auch F ragen nach möglichen Lasuren
und Fir nis sen, Bindemitteln, Farbzusätzen oder Verdi-
ckungsmitteln soll nachgegangen werden.
Der W eb-Auftr itt der Restaurierungsabteilung
wurde im Sommer überarbeite t und um eine Auf listung
der Aufgaben- und Tätig k eitsbereiche der Restaura-
toren ergänzt. Künf tig soll diese Seite über aktuelle
Restaurierungsprojekte informieren. Restaurierung