Full text: Jahresbericht 2005 (2005)

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Die Bestände des 20. Jahrhunderts erhielt en durch 
drei gros szügige Schenk ungen eine markante Erwei- 
terung. Bruno und O dette Giaco metti vermachten uns 
ein Konv olut von insges amt 17 Zeichnungen von Alber- 
to G ia cometti. Diese mit Bleistift, Feder oder Kugel- 
schr eiber auf Papier ausge f ührten Arbeiten sind alle 
zwischen 1917 und 1963 e nts tanden, zeigen die Mutte r 
des Künstlers und stellen eine wunderbar e Ergänzung 
zu den bereits in der Grafischen Samml ung aufbe- 
wahrten Werken dar. 
Des Weiteren schenkten uns Bruno und Odette 
Giacometti 59 Skizzen b ücher von Giovanni Giacometti 
aus den Jahren 1884–1931. Damit ist nun erstmals auch 
Albertos Vater in der Grafischen Sa mmlung in allen 
Phasen und F acette n repräsentativ vertreten. Die Skiz- 
zenbücher enthalten Zeichnungen in verschiedenen 
T echnik en (Bleistift, Farbstift, Feder, Kohle, Kreide, 
Rötel und Aquarell) und sind teilweise auch signiert 
und datiert. Wir freuen uns sehr über dies en Zu wachs 
der Samml ung und möchten uns an dies er Stelle 
nochmal s herzlich für die Sc he nkungen bedanken. 
Von der F amilie Faralda und Adriana Grass-Bett- 
schen erhielten wir die Gelegenheit, aus dem küns t- 
lerischen Nachlass von Paul Grass ( 1926–2003), des 
Plastikers, Zeichners , Lyrikers und Lehrers an der 
Schul e für Gestaltung und Kunst Züric h, eine r eprä- 
se ntative Gr uppe von 60 Zeichnungen für unsere 
Samm lung auszu suchen. Die Vermittlung wurde in 
verdankenswerter Weise von der Malerin und Autorin 
Evi Klie mand hergestellt. Ihre bei Bente li erschienene 
Mo nographie über Paul Grass erschliesst einen eben- 
so eigenwilligen wie unscheinbaren Künstler am Ran- 
de des offiziellen Kunstbetriebs. Wir haben uns für 
zwei G ruppen von Ze i chnungen entschieden: 41 Skiz- 
zen zum plas tischen Werk, die als integraler Teil einer 
Bilddokumentation in einem schwarze n Or dner aufbe- 
wahrt werden, und 18 Filzs tif tze i chnungen aus den 
siebziger Jahren, die meistens beim Hören von Le - 
sungen und Konzerten am Rundfunk entstanden sind. 
Wie beim übr igen Schriftwerk verw endete Grass auch 
hier dünne , holzha lti ge Zettel vorwiegend im A6-F or- 
mat. Zwischen den kalligrafischen Notaten und dem 
Auto matismus der Ze ic hnungen e ntspannt sich ein 
Dialog. «Es ist», schreibt Evi Klie mand, «als witterte 
das Wort den Raum, als heite rte der Raum sich auf 
über den Strichfeldern.» Die ver gitterte n Wortland- 
schaften erin nern an Blais e Cendrars «Prose du 
Transsibérien», das dial ogische Prinzip, das für die 
täglichen Erlebnissituationen zu einfachsten Zette ln 
Zuflucht nimmt, finden wir überraschend wieder in 
Jos eph Grigelys (*1956) «Conversation Piece s» (vgl. 
Jahresbericht 2003, S. 8). Beim amerikanischen 
Gegenwartskünstler sind es biografische Motive, die 
eine Verständigung mitte ls Zette ln notwendig machen, 
während sich Grass ein, wie Kliemand es nennt, « wort- 
mächt iges Gehege» baut, um in einer G ra twanderung 
zwischen Dial og und Selbstgespräch über alles und 
jedes mit einem unbe kannte n Anderen zu k ommuni- 
zier en.   
Auch im Bereich junger Gegenwartskunst konn- 
ten die Bes tände durch zahlreiche Neuerwerbungen 
vers tärkt werden. Dabei wur den geziel t Werke von 
Kunstschaffenden angekauft, die bereits in den letzten 
Jahren E ingang in die Samml ung gefunden hatte n. 
Denn Ziel ist es, nicht nur e inzelne Blätter von 
bestimmten Künstlern zu sammeln, sondern mit der 
Zeit W erkgruppen anzulegen, die eine substanziellere 
Aussage über das jew eilige Schaffen erlauben. 
Vor einem Jahr hatten wir eine Serie von Zeich- 
nungen des jungen georgischen Künstlers Andro 
Wekua (*1977) angekauft (sie he Jahresbericht 2004). 
Wir freuen uns, dass wir nun zwei neue Colla gen dieses 
vielversprechenden und inzwischen internationa l 
erfolgreichen Künstlers erwerben konnten. Im Ver- 
gleich zur früheren Serie, in der das Unheilvolle schon 
Grafische Sammlung
	        
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