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Die Bestände des 20. Jahrhunderts erhielt en durch
drei gros szügige Schenk ungen eine markante Erwei-
terung. Bruno und O dette Giaco metti vermachten uns
ein Konv olut von insges amt 17 Zeichnungen von Alber-
to G ia cometti. Diese mit Bleistift, Feder oder Kugel-
schr eiber auf Papier ausge f ührten Arbeiten sind alle
zwischen 1917 und 1963 e nts tanden, zeigen die Mutte r
des Künstlers und stellen eine wunderbar e Ergänzung
zu den bereits in der Grafischen Samml ung aufbe-
wahrten Werken dar.
Des Weiteren schenkten uns Bruno und Odette
Giacometti 59 Skizzen b ücher von Giovanni Giacometti
aus den Jahren 1884–1931. Damit ist nun erstmals auch
Albertos Vater in der Grafischen Sa mmlung in allen
Phasen und F acette n repräsentativ vertreten. Die Skiz-
zenbücher enthalten Zeichnungen in verschiedenen
T echnik en (Bleistift, Farbstift, Feder, Kohle, Kreide,
Rötel und Aquarell) und sind teilweise auch signiert
und datiert. Wir freuen uns sehr über dies en Zu wachs
der Samml ung und möchten uns an dies er Stelle
nochmal s herzlich für die Sc he nkungen bedanken.
Von der F amilie Faralda und Adriana Grass-Bett-
schen erhielten wir die Gelegenheit, aus dem küns t-
lerischen Nachlass von Paul Grass ( 1926–2003), des
Plastikers, Zeichners , Lyrikers und Lehrers an der
Schul e für Gestaltung und Kunst Züric h, eine r eprä-
se ntative Gr uppe von 60 Zeichnungen für unsere
Samm lung auszu suchen. Die Vermittlung wurde in
verdankenswerter Weise von der Malerin und Autorin
Evi Klie mand hergestellt. Ihre bei Bente li erschienene
Mo nographie über Paul Grass erschliesst einen eben-
so eigenwilligen wie unscheinbaren Künstler am Ran-
de des offiziellen Kunstbetriebs. Wir haben uns für
zwei G ruppen von Ze i chnungen entschieden: 41 Skiz-
zen zum plas tischen Werk, die als integraler Teil einer
Bilddokumentation in einem schwarze n Or dner aufbe-
wahrt werden, und 18 Filzs tif tze i chnungen aus den
siebziger Jahren, die meistens beim Hören von Le -
sungen und Konzerten am Rundfunk entstanden sind.
Wie beim übr igen Schriftwerk verw endete Grass auch
hier dünne , holzha lti ge Zettel vorwiegend im A6-F or-
mat. Zwischen den kalligrafischen Notaten und dem
Auto matismus der Ze ic hnungen e ntspannt sich ein
Dialog. «Es ist», schreibt Evi Klie mand, «als witterte
das Wort den Raum, als heite rte der Raum sich auf
über den Strichfeldern.» Die ver gitterte n Wortland-
schaften erin nern an Blais e Cendrars «Prose du
Transsibérien», das dial ogische Prinzip, das für die
täglichen Erlebnissituationen zu einfachsten Zette ln
Zuflucht nimmt, finden wir überraschend wieder in
Jos eph Grigelys (*1956) «Conversation Piece s» (vgl.
Jahresbericht 2003, S. 8). Beim amerikanischen
Gegenwartskünstler sind es biografische Motive, die
eine Verständigung mitte ls Zette ln notwendig machen,
während sich Grass ein, wie Kliemand es nennt, « wort-
mächt iges Gehege» baut, um in einer G ra twanderung
zwischen Dial og und Selbstgespräch über alles und
jedes mit einem unbe kannte n Anderen zu k ommuni-
zier en.
Auch im Bereich junger Gegenwartskunst konn-
ten die Bes tände durch zahlreiche Neuerwerbungen
vers tärkt werden. Dabei wur den geziel t Werke von
Kunstschaffenden angekauft, die bereits in den letzten
Jahren E ingang in die Samml ung gefunden hatte n.
Denn Ziel ist es, nicht nur e inzelne Blätter von
bestimmten Künstlern zu sammeln, sondern mit der
Zeit W erkgruppen anzulegen, die eine substanziellere
Aussage über das jew eilige Schaffen erlauben.
Vor einem Jahr hatten wir eine Serie von Zeich-
nungen des jungen georgischen Künstlers Andro
Wekua (*1977) angekauft (sie he Jahresbericht 2004).
Wir freuen uns, dass wir nun zwei neue Colla gen dieses
vielversprechenden und inzwischen internationa l
erfolgreichen Künstlers erwerben konnten. Im Ver-
gleich zur früheren Serie, in der das Unheilvolle schon
Grafische Sammlung