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unter der farbig-schönen Oberfläche aufschien, die
Arbeite n aber immer eine gewisse Leichtigkeit behiel-
ten, sind die beiden Werke «Burning Palm Tree» (20 04)
und «P arking 1» (20 05) düsterer und geschlossener
geworden. Es sind Arbeiten, die von einer ge heimnis-
vollen Atmosphäre geprägt sind und in denen sich per-
sönliche Erinnerungen des Künstlers mit f iktiven Ele-
men ten vermischen.
Auch vom holländischen Künstler Erik van Lieshout
(*1968) konnten wir als Ergänzung zur Arbeit «Pim
F ortuyn» (2003 ) eine weitere Gruppe von Zeichnungen
ankaufen. Wie schon das grosse Blatt zeichnen sich
auch die neuen Werke durch einen kräftigen, aus-
drucksstarken Strich aus. Sie zeigen aber auch ver-
mehrt ein starkes mal erische s Element. Erik van
Lies hout war urs prünglich Mal er, und dies er Hinter-
grund wird in seinen neuesten Experime nten mit Farbe
und anderen Materialien deutlich spürbar. Von diesem
Künstler wird im Kunsthaus Züric h nicht das letzte Mal
die Rede sein – in Zusammenarbeit mit dem Museum
Boijmans-Van Be uningen in Rotterdam ist für 2007
eine Einzelausstellung mit Erik van Lies hout gepla nt.
Dank dem Anka uf der Gruppe junge Kunst erhiel-
ten zudem die in den letzten Jahren erworbenen Zeich-
nungen von David Chieppo eine schöne Er gänzung, so
dass die Grafische Sa mmlung nun über eine umfa s-
sende Werkgruppe dieses 1973 in New Haven gebore-
nen, seit mehreren Jahren in der Schweiz lebenden
Künstlers verfügt.
Der äs thetischen und inhaltlichen Sprache von
Andro Wekua und David Chieppo v erwandt ist die Arbeit
des 1975 in Genf geborenen Künstlers Marc Bauer. Von
ihm konnten wir eine Grup pe von Ze i chnungen erwer-
ben, in denen er von Erinnerungen an s einen Grossva-
ter mütterlicherseits a usgeht, der den italienischen
Faschisten nahe s tand. In der 1 8-teiligen Serie «Eine
kleine Geschichte der Infamie» (20 05) verbindet Bauer
diese pers önliche Geschichte mit weltpolitischen und
his torischen Ereignis sen und kreiert dabei eine neue
Form von Na rration, die keinem linearen Mus ter f olgt,
so ndern fragmentartig eine neue Perspektive eröffnet
und dadurch die Konstruktion von Macht offen zu legen
versucht. Die Zeichnungen aus Ölkreide und Bleistift
vereinen etwas sehr Brutales und Fragiles.
E inblick in seine innere Welt gibt uns auch der
ös terr eichische Künstler Cons tantin Luser (*1976), der
in se inen Zeic hnunge n Landkarte n s eines eigene n
Gehirns entwirf t, die Parameter von Aussen- und
Innenwelt befragt und verschiebt. Konstruktionen ganz
anderer Art schafft Mélanie Gugelmann (*1970), von
der wir letztes Jahr ebenfalls eine grossformatige
Papierarbeit gek auft haben, die die urbane Lebenswelt
thematisie r t.
Im Bereich der Dr uck grafik konnten wir von Mona
Hatoum (*1952) die sehr schöne Arbeit «Hair there and
every where» (200 5) erwerben – eine poetische Varia-
tion zu dem in ihrem Werk immer wiederkehrenden
Sujet des menschlichen Haares. Zudem kauften wir
von Christiane Baumgartner (*1967) die Serie
«1 Sekunde» (2004), in der die Künstlerin eine Film-
se kunde in ihre 24 Bilder zurüc k zerlegt und diese
dann als Holzs c hnitte dr uckt.
Neben den Ausstellungen und Neuankäufen war
die Grafische Sammlung im letzten Jahr mit einer
besonders grossen Anz ahl von Leihgesuchen beschäf-
tigt. So wur den in enger Zusammenarbeit mit der Res-
taurierungsabte ilung im Zu samm enhang mit den
Leihgaben für die grosse Dada-Ausstellung im Centre
Georges P ompidou, Paris (5.10.2005–9.1.2006) die vor-
handene n Daten von mehr als 40 Werken aus dem
Bes tand der Grafischen Sa mmlung er gänzt und um
neuere wissenschaftliche Erkenntnisse ber eichert.
Aus Anlass einer Retrospektive im Kulturspeicher
Würzbur g und in Halle an der Saale wurden zudem 52
Zeichnungen des Künstlers Hans Reichel ( 1892–1958)
wis s enschaftlic h aufgearbeitet und maltechnisch ana-
l ysiert. Die Werke, die eine Nähe zu Arbeite n von Paul
Klee zeigen, kamen 1967 durch ein Legat von Willy Jun-
ker in den Be sitz der Grafischen Samm lung. Es han-
delt sich hauptsä c hlich um aquarellierte und getusch-
te Zeichnungen aus dem Spätwe rk des Künstlers, in
denen sich abstrahierte Formen aus der realen Welt
mit gegenstandslosen E rf indungen und Improvisa-
tionen verbinden.