im Lenbachhaus, Münche n. Die Ausstellung wurde
begleitet von einer Künstl ermonografie und von der
Mondriaan Foundation, Amsterdam, unterstützt. MV
Erwin Wurm. Haml et
Unter dem Titel «Hamlet» zeigte der österreichische
Künstler Erwin Wurm (*1954) in der Seitenlichtgal erie
des Bausvon1925 eine Serie von elf neuen Fotografien,
die anlässlich der von ihm a usgesta tteten Hamlet-Ins-
zenierun g des Zürcher Schauspielhauses, aber inhalt-
lich davon unabhängig entstanden. Mitglieder des
Ensembl es wie Joachim Meyerhoff, Jean-Pierre Cornu,
Mike Müller, Cathérine Seiffert, Micha el Ransburg
sowie der künstlerische Direktor Matthias Hartmann
ha tten sich dem Künstler als Modelle zur Verfügung
gestell t. Die Fotografien stehen in der Tradition von
Wurms «One min ute sculptures»; es gibt in ihnen keine
wieder erkennbaren Figur en oder Handlungen aus
Shakespeares Drama, Wurm k on struiert die V erbindung
eher durch parallele, äquivalente Stimmungen und Hal-
tungen. Beson ders erfreulich an der spontan aufs Pro-
gramm gesetzten stimmungsvollen kleinen Auss tell ung
war, dass eine der Arbeiten als Geschenk des Künstlers
in der Sammlung des Kunsthauses verbleibt. TB
Nic olaes Ber chem
Nicolaes Berchem, der Sohn des vor zwei Jahren prä-
sentierten bahnbrechenden Still ebenmal ers Piete r
Claesz, führte die italianisierende Richtung der niede r-
ländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts
auf ihren Höhepunkt. Die souveräne Sicherheit in der
Wiedergabe der Tiere und Menschen, in der Kompositi-
onder äusseren Welt, in der Evokation von Licht und
Atmosphäre, schliesslich das virtuose Pinselwerk und
das brillante Kolorit liess en ihn im 18. Ja hrhunder t
zum gesuchtesten holländischen Me ister werden. Nun,
nach dem Abklingen realistischer und nationalistischer
Vorurteile, k onnten in se iner ersten Retrospektive diese
Qualitäten neu genossen und studier t werden. Im Kup-
pelsaal evozierten ein paar Beispiele der Lehrer und
Koll egen das Umfeld, in dem Berchems Frühwerk ein-
s etzt. Der Hauptsaal bot die ganze Spannweite seiner
Kunst mit grossformatigen Landschaften, Allegorien
und exotischen Hafenszenen. Im Oktogo n und im
Rondell übten besonders inte nsive Kabinet tbilder ihren
Zauber aus; im hinteren Obe rlichtsaa l dominierten die
charakteristischen italienischen Szene rien, im vorde-
ren wurde eine Auswahl aus seinem ebenfalls exzel-
lenten zei chneris chen und druckgra phis chen Werk
gezeigt. – Die Ausstellung wurde zuerst im Frans Hals
M useum in Berchems He ima tstadt Haarlem ge zeigt,
wo sie Piete r Bies boer erarbeitet h atte; in Züric h zog
sie kurioserweise mehr Besucher an. Sie wurde unter-
stützt von der Ernst von Sie mens Kunststif tun g und der
Truus und Gerrit van Riemsdijck-Stiftung. ChK
Carola Giedion-Welcker und die Moderne
Carola G iedion-W el cker (1893–19 79) und ihr Ehema nn
Sigfried G iedion lernten früh zentrale avantgardistische
Künstl er kennen: Hans Arp, Co nstantin Brancusi, Kurt
Schwitters, Max Ernst, James Joyce und viele andere.
1925 übersiedelten sie nach Zürich, und bald bildete ihr
Haus einen internationalen Brennpunkt für die Moder-
ne, die sie hier nicht zul etzt durch die Zusammenarbeit
mit dem Kunstha us in bahnbrechenden Ausste l lungen
förderten. Carola Giedion-Welcker verfasste über meh-
rere Künstl er pionierhafte P ublika tionen; ihr Buch
«P lastik des 20. Ja hrhunderts – Volumen- und Raum-
ge sta ltung» (1955) gehört heute zur k unsthistorisc hen
Grundlagenliteratur . Von 1960 bis 1972 war sie Mitglied
der S amm lungsko mmission.
Die Ausste l lung war in die von ihr mitge prägten
moderne n Bestände des Kunsthau s es eingebettet,
ergänzt durch be deutende Werke aus ihrer Privat-
sammlung. Ihre ausserordentliche Persönlichkeit evo-
zie rten Brie fe, Fotografien und Publikationen aus
Archiven und dem Nachlass von G iedion-W el cker; die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit der 19