Full text: Jahresbericht 2007 (2007)

im Lenbachhaus, Münche n. Die Ausstellung wurde 
begleitet von einer Künstl ermonografie und von der 
Mondriaan Foundation, Amsterdam, unterstützt. MV 
Erwin Wurm. Haml et 
Unter dem Titel «Hamlet» zeigte der österreichische 
Künstler Erwin Wurm (*1954) in der Seitenlichtgal erie 
des Bausvon1925 eine Serie von elf neuen Fotografien, 
die anlässlich der von ihm a usgesta tteten Hamlet-Ins- 
zenierun g des Zürcher Schauspielhauses, aber inhalt- 
lich davon unabhängig entstanden. Mitglieder des 
Ensembl es wie Joachim Meyerhoff, Jean-Pierre Cornu, 
Mike Müller, Cathérine Seiffert, Micha el Ransburg 
sowie der künstlerische Direktor Matthias Hartmann 
ha tten sich dem Künstler als Modelle zur Verfügung 
gestell t. Die Fotografien stehen in der Tradition von 
Wurms «One min ute sculptures»; es gibt in ihnen keine 
wieder erkennbaren Figur en oder Handlungen aus 
Shakespeares Drama, Wurm k on struiert die V erbindung 
eher durch parallele, äquivalente Stimmungen und Hal- 
tungen. Beson ders erfreulich an der spontan aufs Pro- 
gramm gesetzten stimmungsvollen kleinen Auss tell ung 
war, dass eine der Arbeiten als Geschenk des Künstlers 
in der Sammlung des Kunsthauses verbleibt. TB 
Nic olaes Ber chem 
Nicolaes Berchem, der Sohn des vor zwei Jahren prä- 
sentierten bahnbrechenden Still ebenmal ers Piete r 
Claesz, führte die italianisierende Richtung der niede r- 
ländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts 
auf ihren Höhepunkt. Die souveräne Sicherheit in der 
Wiedergabe der Tiere und Menschen, in der Kompositi- 
onder äusseren Welt, in der Evokation von Licht und 
Atmosphäre, schliesslich das virtuose Pinselwerk und 
das brillante Kolorit liess en ihn im 18. Ja hrhunder t 
zum gesuchtesten holländischen Me ister werden. Nun, 
nach dem Abklingen realistischer und nationalistischer 
Vorurteile, k onnten in se iner ersten Retrospektive diese 
Qualitäten neu genossen und studier t werden. Im Kup- 
pelsaal evozierten ein paar Beispiele der Lehrer und 
Koll egen das Umfeld, in dem Berchems Frühwerk ein- 
s etzt. Der Hauptsaal bot die ganze Spannweite seiner 
Kunst mit grossformatigen Landschaften, Allegorien 
und exotischen Hafenszenen. Im Oktogo n und im 
Rondell übten besonders inte nsive Kabinet tbilder ihren 
Zauber aus; im hinteren Obe rlichtsaa l dominierten die 
charakteristischen italienischen Szene rien, im vorde- 
ren wurde eine Auswahl aus seinem ebenfalls exzel- 
lenten zei chneris chen und druckgra phis chen Werk 
gezeigt. – Die Ausstellung wurde zuerst im Frans Hals 
M useum in Berchems He ima tstadt Haarlem ge zeigt, 
wo sie Piete r Bies boer erarbeitet h atte; in Züric h zog 
sie kurioserweise mehr Besucher an. Sie wurde unter- 
stützt von der Ernst von Sie mens Kunststif tun g und der 
Truus und Gerrit van Riemsdijck-Stiftung. ChK 
Carola Giedion-Welcker und die Moderne 
Carola G iedion-W el cker (1893–19 79) und ihr Ehema nn 
Sigfried G iedion lernten früh zentrale avantgardistische 
Künstl er kennen: Hans Arp, Co nstantin Brancusi, Kurt 
Schwitters, Max Ernst, James Joyce und viele andere. 
1925 übersiedelten sie nach Zürich, und bald bildete ihr 
Haus einen internationalen Brennpunkt für die Moder- 
ne, die sie hier nicht zul etzt durch die Zusammenarbeit 
mit dem Kunstha us in bahnbrechenden Ausste l lungen 
förderten. Carola Giedion-Welcker verfasste über meh- 
rere Künstl er pionierhafte P ublika tionen; ihr Buch 
«P lastik des 20. Ja hrhunderts – Volumen- und Raum- 
ge sta ltung» (1955) gehört heute zur k unsthistorisc hen 
Grundlagenliteratur . Von 1960 bis 1972 war sie Mitglied 
der S amm lungsko mmission. 
Die Ausste l lung war in die von ihr mitge prägten 
moderne n Bestände des Kunsthau s es eingebettet, 
ergänzt durch be deutende Werke aus ihrer Privat- 
sammlung. Ihre ausserordentliche Persönlichkeit evo- 
zie rten Brie fe, Fotografien und Publikationen aus 
Archiven und dem Nachlass von G iedion-W el cker; die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit der 19
	        
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