Full text: Jahresbericht 2007 (2007)

Zu Stoskopff existieren zwei parallel en tst andene Monographien: 
Bir git Hahn-W oernle: Sebastian Stoskopff. Mit einem kritischen Werk- 
verzeichnis der Gemälde (Stuttgart 1996, das Zürcher Bild Nr. 25) 
Sebastian Stoskopff . 1597–1657. Ein Meist er des Stillebens (Auss t. Kat. 
Strassburg/Aachen 1997, Kat alog von Michèle-Caroline Heck, das Zür- 
cherBildNr.18) 
1 Zumeist durch Plinius überlie f ert und seit der Renaissance zum rhe- 
torischen Gemeingut gehörig. 
2 Über das Trompe-l'œil unterrichten verschiedene hübs ch illustrierte 
Bücher, benützt: Célestine Dars: Images of Deception. The Art ofTrom- 
pe-l'œil (Oxford 1979; chronologisch aufgebaut ), Miriam Milman : Les 
illusions de la réalité. Le Trompe-l'œil (Genf 1982; systematisch aufge- 
baut, eine nützliche Definition S. 36, zu den Schran kbildern S. 44–53), 
ferner: M. Mast ai: Illusion in Art, Trompe-l'œil. A history of pict orial 
illusionism (London 1976); speziell zu Stoskopff: F abrice Faré und 
D. Chavé:Les tableaux de tr ompe- l'œil ou l'illusion au XVIIe siècle (in: 
Le Trompe-l'œil de l'Antiquité au XXe s iècle, ed. Patrick Mauriès. Paris 
1996,S.123f.,128).Vgl.auchAnm.3. 
3 Einen konzisen Überblick über diese Ent wickl ung verdanken wir Emil 
Maurer: Das früheste St illeben der Sc hweiz (Unsere Ku nstden kmäler 
41, 1990, S. 427–434, Nach trag im Jg. 42, 1991, S. 268), systematisch 
Barbara John: Stilleben in Italien. Die Anfän ge der Bildgattung im 14. 
und15. J ah rhundert (Frankfurt 1991; = Diss. Bonn) mit Abb. des frü- 
he sten Beispiels in Santa Maria Maggiore inTuscania(S.76f.mit Abb. 
21; erstmals publizi ert von Charles de Tolnay 1953); die drei Kännchen 
sind in eine o rnament ale Maler ei integriert in einer echt en Nis che. Die- 
ses Spiel von echten und falschen Nischen lässt sich ö fters verfolgen, 
so bei dem von Maurer beha ndelt en Beispiel aus dem Fextal. Die 
umsi cht ige, die verschiedenen T raditionsstränge differenzierende 
Argumentation von John macht klar, dass der vor allem seit Sterl ing 
und Gombrich beliebte Rek urs auf die ant iken Stilleben als Ursprung 
der Gatt ung inder Neuzeit nicht haltbar ist. 
Auch für das Schrankbild von Stoskopff lie sse sich eine eucharistische 
Interpretation ausdenken: Unten stünde der Wein für sich s elbst und 
die Spanschachtel, in denen u.a. auch Hostien aufbewahrt wurden, für 
das Brot; oben v erweist der der alchimistischen V erwandl ung die nen- 
de Al embic auf die Transsubstantiation, die das Materielle der Sub- 
stanzen in ihren umgestü rzte n Gefäss en und geöffneten Behältnis 
überwindet. 
4 Nachweise bei John 1991,s.Anm.3.– Vgl. auch die einleitenden Kapi- 
tel der in der folgenden Anmerku ng zitierten al lgemein en Literatur 
zum St illeben. – Diese Nischen entsprechen strukturell dem «Kast en- 
raum», in dem die szenischen Darste llu ngen gegeben wer den. 
5 Auch dies in den kunsthistorischen Darstel lu ngen des Sti llebens ein- 
leit end oft abgeha ndelt : bahnbrechend Charles Sterl ing: La Nature 
Morte de l'antiquité à nos jours (Pa ris 1952; 2. erweiterte Auflage 1959; 
zuseinerAbleitungausderAntikevgl.aberJohn,wieinAnm.3zitiert); 
kulturgeschichtlich und ikonographisch breiter ausholend: Stilleben in 
Europa (Ausst.Kat. Münster/Baden-Baden 1979); neuerer Überbli ck: 
Sibylle Ebert-Schifferer: Die Geschichte des St illebens (München 
1998); neuerdings: Die Magie der Dinge. Sti lllebenmaler ei 1500–1800 
(Ausst.Kat. Frankfurt/Basel 2008, ed. Jochen Sa nder, auf den Bestän- 
den in Frankfurt, Basel und Darmstadt beruh end). 
6 Neu herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Oskar Bätsch- 
mann, Darmstadt 2000, die italienische Fassung Darmstadt 2002. 
7 Eingehend zu die ser T radition Massimo Ferretti: I mae stri della pro- 
spettiva (in: Storia dell 'arte italiana, Band XI (T urin 1982, S. 457–585), zu 
den Intarsien in der Sacrestia delle Messe von Manetti S. 492f. mit 
Abb. 472; zu der von der Familie der Lendinara getragenen Entwick- 
lung in der Emilia und den Ausstrahlungen ins Veneto S. 496–510. 
Interessant sind die Nachweise von John, dass solche Intarsien auch 
Parallelen in gemalten Pane elen hatten (wie Anm. 3 zitiert, S. 110–115). 
8 Allerdings lebte die Verbindung von Intars ien und Perspektiven in 
anderer Weise im Alpenländischen und Oberdeutschland noch lange 
weit er, teils in provinziell schlichten mit architektonischen Motiven 
geschmückten Tischlerarbeiten, teils mit den hochmanieristischen 
«Rollwerk-Landschaften» in der Art der Holzschnitte Lorenz St öers an 
Kabinettschränken, an denen öfters auch st illebena rtige Arrange- 
ments auft auc hen. Stilleben, oft in der Art von Trophäen als Trompe- 
l'œil, waren in der Furnierarbeit der Möbel bis zu Rönt gen und darüber 
hinaus üblich. 
Stoskopffs Italienreise ist nur durch die Bemerkung Joac him von 
Sandrarts überliefert, dass er sein en eh emaligen Lehrer 1629 in Vene- 
dig getroffen habe (Strassburg 1997, S. 34). 
9 Grundlegend Gerhard Bott: Stillebenmaler des 17. Jah rhundert s. 
Isaak Soreau – Peter Binoit (Kun st in Hes sen undam Mittelrhein I/II, 
1962, S. 27–93; das Zürcher Bild Nr.6),neuerdings Gerhard Bott: Se- 
bast ian Stoskopffs Lehrzeit in Hanau am Main (in: Strassburg 1997, 
S. 60–75). – Ob ein grosser, beso nders qualitätvoller Früchtekorb, der 
zwischen Jacob von Hulsdonck und Isaak Soreau steht, wirklich von 
Dan iel Soreau stammt, wie Grimm seit 1977 wiederho lt vorgeschlagen, 
bleibt umstritten (Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und 
deutschen Meister . Stuttgart 1988, S. 206, Abb. 134f .; die divergieren- 
den Mein ungen zusammengestellt bei Bott 1997, Anm. 20). 
10 Bezeichnenderweise wur den sie spät er in je zwei einzelne Stilleben 
zerlegt, s. Georg Flegel. 15 66–1638. Stilleben (Ausst.Kat. Frankfurt 
1993, ed. Kurt Wettengl), zu den Trompe-l'œil-Nischen und Schrank- 
bildernHanaSeifertováS.66f.mitAbb.39undNr.18–22.–Zweikleine, 
ungewöhnlich gut gemalte Stilleben von Stos kopff in Le Havre stehen 
Flegel auffällig nahe; Hahn-Woernle (Nr. 63f) und Heck (St rassbur g Nr. 
25f) datieren «wohl nach 1640», resp. «um 1637–1640»; angesichts der 
neu aufgetauchten, 1627 dati erten Vanitas (vgl. Anm. 16) und dem1627 
(evtl. 1629) dati erten Köln er Bild (Hahn-W oernle Nr. 22) wäre eine frühe 
Datierung zu überlegen. – 1622 bewarb sich Stos kopff um die Nieder- 
lassung in Frankfurt, wurde aber abgewiese n, worauf er offensichtlich 
nach Paris ging. Anfang vierziger Jahre spiel te er wieder mit dem 
Gedanken, nach Frankfurt zu übersiedel n. 
11 Das französische St illeben wurde erforscht von Mich el Faré: Le 
grand siècle de la Nature Morte en France. Le XVIIe siè cle (Fribourg 
1974) . Er stilisiert Jacque s Linard zur Gründerfigur; die Chronologie 
und Intensität der Werke macht aber klar, dass Stoskopff der führende 
Kün stler war, auch wenn offensichtlich ein lebhafte r Geda nken aus- 
tausch in der Gruppe stattfand. Dass Stoskopff um 1633 in Troyes, 
woherLinardstammte,tätigwar,undin den dreissiger Jahren wiedie- 76
	        
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