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Arbeitsbedingungen und künstlerischen Auffassungen
ihrer Zeit zur Anschauung gebracht. – Herr Christof
Burckhardt schenkte uns eine Skulptur von Ödon Koch
aus dem Nachlass seiner Eltern; Ernst Burckhardt
gehörte zu den fortschrittlichen Architekten, der u.a.
das Corso umbaute, für dasMax Ernst sein grosses
Wandbild malte, und das Freibad Letten schuf,in dem
Koch eine grosse Mauer plastisch gestaltete.
Der Ausleihverkehr war mit 226 Gemälden und
Skulpturen und 87 Werken auf Papier ungewöhnlich
lebhaft; die Restauratoren und die Grafische Samm-
lung berichten dazu Näheres. Im Vordergrund standen
die Schweizer «Klassiker»: die Hauptwerke Segantinis
in der mit der National Gallery in London organisier-
ten Ausstellung über den italienischen Divisionismus,
je fünfzehn Gemälde und Grafiken Vallottons in unse-
rer Retrospektive, die von der Kunsthalle Hamburg
übernommen wurde. Die reich beschickte Ausstellung
«Ferdinand Hodler – eine symbolistische Vision» im
Kunstmuseum Bern bot Anlass für die Restaurierung
des «Tages», so dass die drei Fassungen im Origin al
nebeneinander studiert werden konnten. Die Buda-
pester Station hingegen wurde mit einer repräsenta-
tiven Auswahl von Entwürfen zu den Historienbildern
ergänzt. Beherrschend und arbeitsintensiv aber waren
die Ausleihen umfangreicher Bestände von Werken
Alberto Giacomettis. Im Frühjahr gingen 25 Werke an
die von Felix Baumann kuratierte Doppelausstellung
Cézanne/Giacometti, die viel besuchte Jubiläumsver-
anstaltung des Louisiana Museums bei Kopenhagen.
Im Herb st folgte die seit langem von Frau Antono-
va gewünschte Retrospektive im Puschkin Museum
in Moskau und der St. Petersburger Ermitage, die
gemeinsam mit der Fondation Beyeler organisiert wur-
de und vierzig Leihgaben der Alberto Giacometti-Stif-
tung und des Kunsthauses enthielt. Dem Besuch von
zwölf Skulpturen Giacomettis im Ägyptischen Museum
Ber lin wird 2009 der Gegenbesuch von Hauptwerken
ägyptischer Kunst in Z ürich folgen.
DamitsindwirbereitsbeidenGeschenken–zu
zahlreich fielen dieses Jahr die kleineren Erwerbun-
gen aus dem aktuellen Kunstgeschehen aus, um sie
hier einzeln zu würdigen. Dank der Zuwendung der
Hulda und Gustav Zumsteg-Stiftung konnte das quasi
unbekannte frühe Gemälde «Virginal printemps» von
Maurice Denis erworben werden, eine Trouvaille, die
sicher ganz dem Geschmack des feinsinnigen Samm-
lersundMäzensmitseinerVorliebefürdieNabisund
die Blumen entsprochen hätte. Diese Künstlergruppe
ist im Kunsthaus bekanntlich mit Hauptwerken von
Bonnard und Vuillard gewichtig vertreten, doch fehlte
ein Bild, das ihre symbolistische Dimension und deren
Bedeutung für die Ausbildung der abstrakten Kunst
verdeutlicht hätte. Zugleich ergi bt sich eine erhellende
Beziehung zu den gleichzeitigen Figurenkompositio-
nenvonFerdinandHodler,dievon der gleichen Pariser
Gedankenwelt inspiriert sind.
Als Legat von Frau Margareta Schulthess-Wart-
mannist mit der «Alp im Engelbergertal» ein bedeuten-
des frühe s Gemälde von Rudolf Koller ins Kunsthaus
zurückgekehrt, das bereits im Entstehungsjahr 1854
erworben wurde – der kostbarste Ankauf, den sich
die Künstlergesellschaft bis dato geleistet hatte. 1966
veräusserte man es zusammen mit ein paar anderen
Bildern zur Finanzierung des «Grand intérieur aux six
personnages», das Hauptwerk Vuillards, das dieser
Vallotton schenkte und das sich René Wehrli keines-
falls entgehen lassen wollte. – Von dem begabten,
aber jung verstorbenen Arnold Steffan, dem Sohn des
bekannten Alpenmalers Gottfried Steffan, vermachte
uns Frau Rosa Anderegg das reizvolle, 1870 in Mün-
chen gemalte Selbstbildnis: Flöte spielend sitzt der
Künstler im charakteristisch ausgestatteten Atelier;
auf der Staffelei steht eine Landschaft im Geschmack
derEcoledeBarbizon,anderWandhängteineRepro-
duktion der «Steinklopfer» von Courbet. Wie in den
ähnlichen Darstellungen von Johann Lingelbach (1 650) und Johann Caspar Weidenmann ( 1836) sind hier die