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Ort,anwelchemdieArbeitenzumThemaGartenzu
stehen kamen, während dem Elefanten sozusagen
die Aussicht auf den Heimplatz vergönnt war. Denkt
man an die Ausstellung zurü ck, sieht man wunder-
bare Farbklänge, welche in dieser Architektur mit
ihren überraschenden Durchblicken sich zeitweise
zu verselbständigen schienen. Als ob Bild und Farbe
momenthaft ihre Autonomie feiern würden, um sich im
nächsten Augenblick wieder zusammenzufinden.
In einer Nachmittagsveranstaltung kurz nach der
Eröffnung gab Katharina Fritsch in einer gut besuchten
Veranstaltung im Vortragsaal Ein blick in ihre künstle-
ris che Arbeit. – Die Ausstellung wurde unterstützt von
Swiss Re, Partner für zeitgenössische Kunst. BC
G eorges Seu rat. Figur im Raum
Eine Ausstellung über den jung verstorbenen Neoim-
pressionisten Georges Se urat ( 1859 –1891) birgt ein
gewisses Wagnis: Aus konservatorischen Gründe n
können die grossformatigen Hauptwerke überhaupt
nicht, die lichte mpfin dliche n Zeichnungen nur sel-
ten ausgeliehen werden, die meisten Gemälde sind
kleinformatig und haben den Charakter von Studien .
Dem Kunsthaus gelang es, unter dem Titel «F igur
im Raum» mehr als 75 Gem älde und Ze ichnun gen,
darunte r auch mittelgrosse und zentrale Werke, aus
viel en Museen und Privatsammlungen nach Zürich
zu holen. Zahlreiche Ölstudien zu «Un Dima nche àla
Grande Ja tte» und «Une Baignade, Asnières», jeweils
in der letzten definitiven S tudie vor der grossen Aus-
führung gipfel nd, gaben einen Eindruck von der Scha f-
fensweise Se urats und der Entw ickl ung seiner pointil-
listischen Maltechnik. Der berühm te «Eiffelturm», der
auch das Plakatmotiv a bgab, ü berras chte als kleiner
Solitär auf einer grossen blauen Wand und war das
Lieblingsbild des Publikums. Besonderen Eindruck
machte die dramaturgische Präsentation im Bührle-
Saal, der in grosse, achsial gruppierte, raumhohe
Kabine tte unterteilt w urde, die innen in mehreren
Grautönen, aussen in den drei Grundfarben gefasst
wa ren. Die Aussenwände des Saals waren verm it-
( Milan o/Torino) sowie Lars Nittv e und Lena Ess ling
(Los Angeles) unter dem Titel «Time and Pl ace» für
eine Sequenz von drei separaten Präsentationen ver-
a ntwortlic h zeichneten. Die Ausstellung im Kunst-
haus Züri ch wurde von Tobia Bezzol a und Franziska
Lentzsch kuratorisch ko ord iniert. Die architektoni-
sche Zus ammen f ührung besorgte Shideh Shaygan.
– Die Ausstellung wurde unt e rstützt von der «Züric h»
Versicherungs-Gesellschaft. TB
Katharina Fritsch
Katharina Fritsch stellte bereits zwei Jahre vor Eröff-
nung der Ausstellung im Kunsthaus Z ürich ein riesi-
gesModellbeiunsauf,inwelchessieihreWerkeim
Puppenstubenformat eingefügt hatte. Die Ausstellung
«stand» also in unsern Köpfen lange vor dem Ein rich-
tungstermin. Sie beherbergte zahlreiche neue, extra
für Zürich (und Hamburg, wo sie anschliessend in den
Deichtorhallen gezeigt wurde) geschaffene Objekte
und Bilder. Werke also, die im Zeitpunkt der Planung
noch gar nicht existierten. Es sind langwierige Prozes-
se, welche die Mitarbeit verschiedener Spezialisten –
hiergehtesumaltesHandwerkwieauchganzneues
– aber auch die Mitarbeit von Modellen beansprucht,
umdieseWerkezuerstellen.Werke,dieamSchluss
ganz leicht und strahlend dastehen, als hätten sie sich
ganz von alleine erschaffen.
Fritsch ist bekannt für ihre grossen, hypnotisch
wirkenden Skulpturen, die sich in Sekundenschnel-
le einprägen. Es ist diese visuelle «Schlagkraft», das
gleichsam auf eine Essenz hin entschlackte, konzen-
trierte Bild – das Katharina Fritsch immer wieder auf
überraschende und komplexe Weise vorführt. Die neu-
en Arbeiten sind atmosphärisch und raumbezogen –
an den Wänden erschienen grossformatige Bilder, mit
Sieben auf dünne Bildträger gedruckt, die im schönen
Oberlicht des Bührle-Saals auch ihre starke Leu cht-
kraft entfalten konnten.
Katharina Fritsch hat eine klare, offene Ausstel-
lungsarchitektur entworfen, die dynamisiert war durch zwei diagonal eingefügte Achsen. Dies war auch der