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Ausstellungen
Van Gogh, Cézanne, Monet
Die Sammlung Bührle zu Gast im Kunsthaus Z ürich
Der vonEmilG.BührlegestifteteAusstellungsflügeldes
Kunsthauses wurde 1958 mit einer Präsentation seiner
aussergewöhnlichen Sammlung eröffnet. Seine Familie
brachte anschliessend den grösseren Teil in eine Stif-
tungein,dieseit1960inderVillaanderZollikerstras-
se öffentlich zugänglich war und biszudemdreisten
Raubüberfall 2008 etwa 10’000 Besucher imJahr hatte.
Dasswir uns zusammen mit der Stiftung entschlossen
haben, die Sammlung wieder im Kunsthaus zu zeigen,
ist primär der angestrebten Kooperation in der Kunst-
haus-Erweiterung zu verdanken – und eine Reverenz
andenbedeutendenSammlerundStifter.Nachdemdie
Präsidentin der Stiftung, Frau Hortense Anda-Bührle,
und der Stiftungsrat unsere Idee gutgeheissen hatten,
das Jubiläumsjahr mit dieser Präsentation zu eröffnen,
gruppierte ihr Direktor Dr. Lukas Gloor in enger und
vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus
dierund150BilderundSkulpturenineinemeindrucks-
vollen Parcours, der alle Facetten dieser ausseror-
dentlich reichen Sammlung zeigte, von den mittel-
alterlichen Skulpturen über die holländischen und
italienischen Barockmeister, die französische Kunst
des 19. Jahrhunderts mit dem fulminanten Höhepunkt
des Impressionismus und Postimpressionismus bis
zu den Meisterwerken der klassischen Moderne. Über
130’000 Besucher kamen und staunten, darunter viele
Zürcherinnen und Zürcher, von denen viele die Schät-
zezumerstenMalüberhauptin Augenschein nahmen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Präsentation war die
ausführliche biografische Dokumentation über den
Sammler und Unternehmer Emil Bührle, die Geschich-
te seiner Erwerbungen, die Herkunft seiner Bilder und
die Kunsthändler, mit denen er zusammenarbeitete.
Durch ein umfangreiches Forschungsprojekt waren
zuvor alle Provenienzen erschlossen und veröffentlicht
worden und damit war eine wesentliche Grundlage zu
dieser ebenso notwendigen wie schönen Ausstellung
geschaffen, die ein grosser Erfolg für die Stiftung und
das Kunsthaus war und die angestrebte Zusammenar-
beitinnaherZukunftindasBewusstseineinerbreiten
Öffentlichkeit gerückt hat. ChB
Thomas Str uth, Fotografien 1978–2010
Das Kunsthaus Zürich war die erste Station von Tho-
mas Struths bislang grösster und umfassendster Ret-
rospektive; sie wird ebenfalls in Düsseldorf, London
undinPortogezeigt.DieAusstellungbotmitüberhun-
dert Werken einen Überblick über Struths Schaffen der
letzten drei Jahrzehnte. Ausserdem wurde im Kunst-
haus erstmals eine Gru ppe neuer Arbeiten vorgestellt.
Spätestens seit dem Erfolg seiner «Museumsbilder»
Anfang der neunziger Jahre zählt Thomas Struth
(*1954) zu den weltweit wichtigsten und einflussreichs-
ten Fotokünstlern. Er entwickelt sein Werk mit langem
AteminthematischenSequenzenundbewegtsichzwi-
schen Dokument und Interpretation, zwischen sozialer
Stu die und psychologischer Deutung. Die nachdenk-
liche Behutsamkeit, die seine Methode auszeichnet,
verbindet Struths Œuvre nicht nur mit der Geschichte
der klassischen Fotografie, sondern – durch sein stän-
diges Befragen der eigenen Techniken der Repräsen- tation – auch mit der zeitgenössischen Kunst.