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8DassderEngelvonvornkommt,istsehrselten:Slateshates
auf einem Holzschnitt Albrec ht Altdorfers von 1513 gefunden (s.
Ausst.-Kat. Utrecht 1986 (wie Anm.1 zitiert), S.46, Abb.), vgl. auch
Francesco del Cossa (Dresden ); mehr Chanc e hätte die in Sti chen
verbreitete Komposi tio n von Federic o Baroc ci (Rom, Pinacoteca
Vaticana), in der derEngel ähnlich kniend,aber nur leicht nach vorn
gedreht erscheint.
9Wir fo lgen hier wiederum Collareta (wie Anm. 7 zitiert). Grundle-
gend die drei «Apologetischen Reden gegen die Verleumder der hei-
ligen Bilder» (726–730) von Johannes Damaskenos, die theologische
Basis für die Rechtfertigung der Bilder im zweit en Nikä num (787),
dem vorläufigen Ende des byzantinischen Bilderstreites.
10Die expressive Kontrastierung von sich in der Bildflä che fast
berühre nden Köpfen, front al und in P rofil, geh ört zu den Beson-
derheit en Terbrugghens; um 1624 war sie auf ihrem Höhepunkt: in
der «Befreiung Pe tri» (Den Ha ag), den «Spielern» (Minneapolis), der
« Pflege Sebas tia ns» (Oberlin ). Sie geht aber auf die Frühz eit zu rück
und zeigt die Wirks amkeit der fläc hig parzellierenden Bildstruktur
der Spätgotik, die Terbrugg h en vor allem durch Dürer und Lucas von
Leyden vermittelt wurde und gerade in der Zürcher «Verkü ndigung»
in versc hieden er Weise noch spürbar ist.
11 Besonders bezeichnend für diese Intension ist der St offzipfel, der
anscheinend über die Schulter geführt nach hinten ausschwingt, in
der Gesamtwirkung aber mit dem vorderen Teil der gelben Fläc he
zu sammensc hmilzt . – Die für einen Erzengel eher ungewöh nli che
freie Schulter deutet möglicherweise auf die Absic ht, die Kleidun g
einer antiken Toga anzu näh ern.
12Wiesehressichhiertatsächlichumein«Ganzes»,umeinBildals
Span nungs feld, handelt, zeigt der schon von Leonardo empfohl ene
«Baselitz-Test»: Ste llt man das Bild auf den Kopf, wird evident, wie spannungsvoll und kohärent dies Feld ist.