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Aktivitäten
Im Berichtsjahr wurde der langjährige Sammlungskon-
servator Christian Klemm pensioniert. Fast 30 Jahre lang
hat er die Sammlung gepflegt, erweitert, erforscht, pub-
liziert und in immer neuer Weise zur Geltung gebracht.
Das Kunsthaus verdankt ihm Wesentliches. Wir da nken
ihm ganz herzlich für die mehr als grosszügige Unter-
stützung bei der Einarbeitung und danach und wünschen
ihm viel Zeit für die weitere intensive Beschäftigung mit
Meisterwerken der Kunst von Claude Lorrain bis Alberto
Giacometti und darüber hinaus.
Wenden wir uns im Sinne einer Würdigung einen Mo-
ment der Sammlung anhand ihrer Präsentation in den
Museumsräumen zu, wie sie im Moment von Christian
Klemms Abschied zu bewundern war. Besonders klar zu
erkennen ist die sorgfältige, stets kunsthistorisch prä zis
legitimierte Handschrift des scheidenden Konservators
in den bei den Bauteilen des Moser-Baus (1910 / 1925). In
bewährter Weise beherbergen sie in dichter Hängung die
reichen und wohl ausgewogenen Sammlungsteile vom
Mittelalter bis zu zentralen gegenständlichen Positionen
der erste n Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit Gewinn nutzt
die Präsentation die klare und zugleich facettenreiche
Anlage des Baus und seine sorgfältige Ausstattung. Die
Sammlung, die im Kunsthaus weniger auf das Anhäufen
von Einzelperlen setzt, sondern auf dichte, zusammen-
hängende Ensembles, profitiert enorm von diesen Qua-
litäten.
Die sammlerische Grundhaltung der Konzentration auf
abgerundete Ensembles findet in den modernen Bestän-
den ihre Fortsetzung, die derzeit im Erweiterungsbau der
1970er Jahre (Müller und Blumer, 1976) gezeigt werde n.
Als Beispiele erwähnt seien die exzellenten Werkgruppen
von Abstraktem Expressionismus und Pop Art. Dennoch
ist unübersehbar, dass die in diesem Teil des Gebäudes
platzierten Werke insgesamt einen schwereren Stand ha-
SAMMLUnG
ben. Der Bau gestaltet sich als eine Art monumentales
Treppenhaus mit wuchtigen Balkonen, Geländern und
einer sehr präsenten Beleuchtungs- und Bedachungs-
Struktur. Die Architektur ist an sich einer grosszügigen
Offenheit verpflichtet, zelebriert ihre Strukturen aber sehr
dominant. Entsprechend verm ag sie nur begrenzt Raum-
einheiten zu definieren, die die Werke in den Vordergru n d
rücken und ihnen ungestörte Wirkungsorte gönnen.
Präsenz der GeGenwArtskunst heute und
morGen
Von dieser architektonischen Konstellation ist beson-
ders auch die eigentliche Gegenwartskunst betroffen,
die ebenfalls im Müller-Bau beheimatet ist. Dies umso
mehr, als in diesem Bereich vermehrt in die Breite ge-
sammelt wird. Das Kunsthaus antwortet damit auf die
neuen Herausforderungen der Gegenwartskunst, die ih-
rer natur nach extrem viel gestal tig ist. Verbunden mit der
geschilderten architektonischen Situation einerseits und
dem Man gel an Raum andererseits führt diese vermehrte
Öffnung in die Breite dazu, dass die Umrisse der dichten,
aber h eterogen en Sammlung an Werken der Gegen warts-
kunst derzeit nicht optimal zu erkennen sind.
In einigen Jahren auf grosszügige Weise in den klaren
Räumen des geplanten Erweiterungsbaus von Chipper-
field Architects installiert, wird dieser Teil der Sammlung
aber sein Profil und Potenzial vollends zu erkennen ge-
ben. Dies dür fte sich wiederum auch auf den Prozess des
Sammelns selber auswirken, der dann aufgrund umfas-
send sichtbar gewordener Synergien mit dem Rest der
Sammlung wird gestaltet werden können.
Solche möglichen Synergien waren am Ende des Be-
richtsjahres Thema einer gemeinsam mit Mirjam Varadi-
nis realisierten Präsentation von Sammlungsbeständen.
Sie wurde im Erdgeschoss des Müller-Baus realisiert, realisiert,