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Aktivitäten
und der Blick eine zentrale Rolle; Giacomettis «Pointe
à l’œil» spitzt den Komplex ikonisch zu. Mit der Rück-
kehr zum naturstudium um 1934 beginnt die Suche nach
der Vergegenwärtigung des Gesehenen als solchem im
Werk; der kritische Punkt wird in den Mikroskulpturen
erreicht, die das Wahrnehmen des in weiter Ferne er-
scheinenden Menschen erfassen sollen. Während diese
mit ihren Vorstufen aus dem gewünschten nächtlichen
Dunkel des grossen Mittelraumes aufleuchteten, wurden
im Durchgang die beiden unterschiedlich konzipierten
Versionen der «Quatres figurines» entsprechend ihrer
nah- resp. Fernsichtigkeit inszeniert. In den anschlies-
senden Seitenlichtsälen entfaltete sich der «phänome-
nologische Realismus» Giacomettis in seinen Haupt-
werken von dem programmatischen «Cage» über den
Höhepunkt im «Chariot» bis zu den reifen Büsten und
Bildern. Ein paar Zitate aus seinen Schriften und Ge-
sprächen, ein ausführlicheres Führungsblatt und kurze
Kommentare sollten dem Betrachter das Arbeiten am
Sehen nahebringen.
Unterstützt durch die Truus und Gerrit van Riemsdijk
Stiftung. Christian Klemm
hundkAtzmAus im kunsthAus zürich
In der Ausstellung «HundKatzMaus im Kunsthaus Zü-
rich» wurden in den Räumen rund um den Hodlersaal
Tierbilder aus der Sammlung gezeigt. Die Sichtung der
Bestände zeigte, dass Tiere ein äusserst beliebtes The-
ma der Kunst waren und sind und dass auch keine der
klassischen Bildgattungen ohne Tiere auskommt. Als
Ordnungskategorien wählten wir aber weder die Bild-
Gattungen noch kunsthistorische Epochen oder Tierar-
ten, sondern entschieden uns für einen kulturhistori-
schen Ansatz, da ein Tierbild nie einfach ein Tier zeigt,
sondern immer den Blick eines Menschen auf das Tier.
Dieser ist abhängig von Zeit und Ort der Entstehung
eines Werkes, von dessen Funktion und von der Persön-
lichkeit des Künstlers.
Die unterschiedlichen Arten, ein Tier anzuschauen, er-
gaben sieben Kapitel: Das erste zeigte den naturwissen-
schaftlichen, objektiven Blick, dann folgte der Blick des
Jägers und später der sich historisch wandelnde Blick
auf Haus- und nutztiere. In Paradiesdarstellungen und
Idyllen finden wir einen verklärenden Blick auf die Tiere
und auf vielen Bildern mit literarischen Quellen spiegelt
sich im Tier die menschliche Seele mit ihren Wünschen
und Trieben. Den Pferden und Vögeln war ein eigenes
Kapitel gewidmet. Vertreten war die ganze Vielfalt an
künstlerischen Medien, die sich in der Sammlung des
Kunsthauses finden: Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie
und sogar Video, darunter viele Werke, die sonst kaum
gezeigt werden.
Die Ausstellung wurde unterstützt von der Vontobel-
Stiftung. Sibyl Kraft