Full text: Jahresbericht 2011 (2011)

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Aktivitäten 
und der Blick eine zentrale Rolle; Giacomettis «Pointe 
à l’œil» spitzt den Komplex ikonisch zu. Mit der Rück- 
kehr zum naturstudium um 1934 beginnt die Suche nach 
der Vergegenwärtigung des Gesehenen als solchem im 
Werk; der kritische Punkt wird in den Mikroskulpturen 
erreicht, die das Wahrnehmen des in weiter Ferne er- 
scheinenden Menschen erfassen sollen. Während diese 
mit ihren Vorstufen aus dem gewünschten nächtlichen 
Dunkel des grossen Mittelraumes aufleuchteten, wurden 
im Durchgang die beiden unterschiedlich konzipierten 
Versionen der «Quatres figurines» entsprechend ihrer 
nah- resp. Fernsichtigkeit inszeniert. In den anschlies- 
senden Seitenlichtsälen entfaltete sich der «phänome- 
nologische Realismus» Giacomettis in seinen Haupt- 
werken von dem programmatischen «Cage» über den 
Höhepunkt im «Chariot» bis zu den reifen Büsten und 
Bildern. Ein paar Zitate aus seinen Schriften und Ge- 
sprächen, ein ausführlicheres Führungsblatt und kurze 
Kommentare sollten dem Betrachter das Arbeiten am 
Sehen nahebringen. 
Unterstützt durch die Truus und Gerrit van Riemsdijk 
Stiftung. Christian Klemm 
hundkAtzmAus im kunsthAus zürich 
In der Ausstellung «HundKatzMaus im Kunsthaus Zü- 
rich» wurden in den Räumen rund um den Hodlersaal 
Tierbilder aus der Sammlung gezeigt. Die Sichtung der 
Bestände zeigte, dass Tiere ein äusserst beliebtes The- 
ma der Kunst waren und sind und dass auch keine der 
klassischen Bildgattungen ohne Tiere auskommt. Als 
Ordnungskategorien wählten wir aber weder die Bild- 
Gattungen noch kunsthistorische Epochen oder Tierar- 
ten, sondern entschieden uns für einen kulturhistori- 
schen Ansatz, da ein Tierbild nie einfach ein Tier zeigt, 
sondern immer den Blick eines Menschen auf das Tier. 
Dieser ist abhängig von Zeit und Ort der Entstehung 
eines Werkes, von dessen Funktion und von der Persön- 
lichkeit des Künstlers. 
Die unterschiedlichen Arten, ein Tier anzuschauen, er- 
gaben sieben Kapitel: Das erste zeigte den naturwissen- 
schaftlichen, objektiven Blick, dann folgte der Blick des 
Jägers und später der sich historisch wandelnde Blick 
auf Haus- und nutztiere. In Paradiesdarstellungen und 
Idyllen finden wir einen verklärenden Blick auf die Tiere 
und auf vielen Bildern mit literarischen Quellen spiegelt 
sich im Tier die menschliche Seele mit ihren Wünschen 
und Trieben. Den Pferden und Vögeln war ein eigenes 
Kapitel gewidmet. Vertreten war die ganze Vielfalt an 
künstlerischen Medien, die sich in der Sammlung des 
Kunsthauses finden: Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie 
und sogar Video, darunter viele Werke, die sonst kaum 
gezeigt werden. 
Die Ausstellung wurde unterstützt von der Vontobel- 
Stiftung. Sibyl Kraft
	        
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