Full text: Jahresbericht 2011 (2011)

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Aktivitäten 
frAnz Gertsch. jAhreszeiten.   
werke 1983 Bis 2011 
Seit fünf Jahrzehnten arbeitet der Berner Maler und 
Holzschneider Franz Gertsch unbelastet von den Moden 
der Salons und Bie nnalen. Manchmal hat sich sein Weg 
zufällig mit den Pfaden der Trendsetter ge kreuzt (Docu- 
menta 5, 19 72), dann schien er sich wiede r weit davon zu 
entfernen. Für Gerts chs Kunst s pielt dies keine Rolle. Ob 
gefeiert und im Scheinwerferlicht, ob in der Abgeschie- 
den heit sein es Ate liers in den Voralpen: Gertsch s Malerei 
entwickelt sich aus sich s elbst. Er hat nie mit Metama ler ei 
he rumgetän delt wie seine gefeierten deutschen Kollegen. 
Seine Bilde r reden nicht über ihr Verhältnis zu and eren 
Bildern, sie klagen nicht, echte Malerei sei ausgestor- 
ben oder vielleicht erst in fern er Zukunft zu erwarten . Bei 
Gertsch ist die bildneri sche immer schon auch konzepti- 
onelle Herausforderung. Die fotografischen Vorlagen sind 
Sprun gbr etter , Katalysatoren eines Prozesses, der seiner 
eigen en, inneren Logik folgt und auf absol ute Stimmigk eit 
aller Elemente z ielt. Die un erbittlic he Disziplin des Schaf- 
fens enttäus cht dabei romantische Erwa rtungen. Hier ist 
nic hts wild und impulsiv. Wie ein Anstreicher hoch oben 
auf seinem G erüst, erfüllt Gertsch geduldig das Pensum 
sein er Arbeitstage – manchmal nur ein paar Quadratzen- 
timeter –, Pinselstrich um Pinselstrich, mit gelassener 
Gedul d. Die Reinheit des verwendeten Materials ist dabei 
Pr ogramm: Von den F arben, oft aus Mineralien wie Lapis- 
lazuli, Azur it und Malachit hergestellt, über Bindemittel 
bis hin zu Leinwand oder handgeschöpftem japanischem 
Papie r wird alles sorgfältig ausgewählt und auf das Motiv 
a bgestim mt. Die Gemälde der letzten zwanzig Jahre sind 
mit selbs t hergestellten F arben (Pulverpigmente mit Acryl- 
emulsion gebunden) auf ungrundierte Baumwolle (C otton 
Duck) gemalt, vereinzelt verwendet Gertsch Eitempera- 
malerei. Als singulär kann sein H olz sch nittwerk gelten . In 
einer unerhörten Präzision der Ausführung – das gilt für 
das Steche n ebe nso wie für das Drucken – und in Monu- 
mentalfor maten, die an die Gr enzen des Machbaren, selbs t 
schon bei der Papierherstellung stossen , hat Gertsch die- 
sem tra ditio nellen Me dium neue Dimensionen erschlos- 
sen. Anlass und Höhepunkt der Ausstellung war die erst- 
m alige Präsentation von Franz Gertschs erst im Frühjahr 
2011 vollendeten, ma g istralen «Vier Jahreszeiten-Zyklus». 
Diese r bildete den Leitfaden durch einen fast lückenlosen 
Rückblick auf Gertschs Schaffen seit 1983, der 30 Werke 
umfasste. Auf einen Prolog folgten vier jeweils den einzel- 
nen J ahr eszeitenbildern gewidmete sep arate, stimmungs- 
voll geprägte Säle: «Herbst», «Winter», «Frühling» und 
«Sommer». Den vier «Jahreszeiten»-Bildern wurden da- 
bei jeweil s die wich tigs ten vier der seit den 1 980er Jahren 
e ntstandene n Porträtgemälde frontal gegenübergestellt, 
während die Holzschnitte der letzten fünfundzwanzig Jahre 
die Querwän de bespiel ten. 
Unterstützt von Swiss Re – Partner für zeitgenössische 
Kun st. Tobia Bezzola
	        
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