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Aktivitäten
instAllAtionen
Im Jahr 2011 wur den über durchschnittlich viele Insta l latio-
nen im Kunsthaus gez eigt und mehr Werke als in den letz-
ten Jahren für Ausstellungen angefragt. Zudem hat sich
der Sammlungsbestand um einige neuankäufe erweitert.
Ein spannendes und anspruchsvolles Jahr also für alle
Beteil igt en der Videoinstallations-Gruppe, die die Arbeiten
praktisch und konzeptionell begleitete: Es wurde aufwän-
dig inventarisiert, wie bei Christoph Büche ls «Deutsche
Grammatik (Hausmeister)», einer volls tänd ig eingerich-
teten 5,5-Zimmer-Wohnung, oder der 96-teiligen Arbeit
«Spu tnik» von Roman Ondák. Auch galt es, ausführlich zu
dokumentieren, z.B. beim Werk «Milgramʼs Wake» von Cat
Tuong nguyen. Im V orfeld der Ausstellung «J unge Kunst»
wur den via Künstler oder Gal erien weitergehende Recher-
chen nötig. Ausserdem mac hte die Dia-Arbeit «S leepers»
von Francis Alÿs als Teil dieser Ausstell ung eine Auseinan-
dersetzung mit den F ragen der Erhaltung von Diapositiv en
und ihrer Archivierung n ötig. Die spannendsten Au fgaben
boten aber die Werke «Yoghurt on Skin, Velvet on TV» von
Pipilotti Rist und «Sichtbare Welt» von Fischli / W eiss. Um
die Aufführbarkeit dieser Werke mittelfristig zu gewähr-
l eisten, mussten sie beide technisch umgerüstet werden.
Dies bedingte eine inten sive Auseinandersetzung mit den
Werken. An dieser Ste lle sei den Künstlern, besonders
Pipilotti Rist und Käthe Walser, herzlich gedankt. Uner-
müdlich standen sie in den letzten Jahren für Ges präche
zur Verfügung und boten bei der technischen Umrüstung
unerlässliche Hilfe . Mit Spannung erwartet wurde in der
Folge die Ausstellun g «Pipilotti Rist: Eyeball Mass age» in
der Hayward Gal lery in Lon don, in der das Werk nach fast
14 Jahren zum ers ten Mal wieder gez eigt wer den konnte.
neben all diesen praktischen Arbeit en wurde w eiter an der
Erarbeitung eines Leitfadens zur digitalen Archivierung von
Videobändern gearbeitet. Aber auch den Fragen der Er-
haltung von T on-Elementen oder Diapositiv en musste aus
aktuellem Anlass n a chgegangen werden. noch sind viele
Fragen unbeantwortet und mü ssen daher im kommenden
Jahr erneut aufgegriffen werden. Schon in naher Zukunft
wird aber auch im Kunsthaus das Computer-basierte File
Teil der Erhaltungsstrategie für audio visuelle Arbeiten sein
müssen . Kerstin Mürer
GrAfische und fotoGrAfische restAurierunG
Seit Mitte 2011 beherbergt das Kunsthaus das Ernst
Scheidegger Foto-Archiv, welch es in Zusammenarbeit mit
dem Archiv-Verwalter umziehen musste.
Die gr osse Ausstellung «FotoSkulptur» , die wir vom MoMA
in new York übernommen haben, um fasste viele Leihga-
ben und ze igte eine Vielfalt an Fototechniken vom Anfang
der Fotografie bis in die Gegenwart. Bei der Einrichtung
galt es, die Vielfalt der Werke sachgerecht und sicher
auszustellen. Probleme gab es im Fall eines Werkes von
Joseph Be uys. Hier rieb eine alte, raue Glaskante gegen
das harte Eisen des Rahmens und riss. Die doppelseitige
Glasabdeckung eines originalen Beuys-negativs muss-
te sorgfältig ersetzt und die Verpackung für die sichere
Heimreise entsprechend angepasst werden.
Wenn heikle Pastell-Werke aus der Sammlung reisen,
muss eine spezielle Doppel-Kiste angefertigt werden und
das Werk wird während der Reise betreut. Dies galt auch
für unser Pastell «Béatrice» von Odilo n Redon, das an die
gr osse Redon-Retrospektive in Paris und Mo ntpel lier aus-
geliehen wurde.
Ebenfalls eine Intervention nötig machten sechs übergros-
se Siebdrucke auf Kunststoffplatten mit heikl er Oberfläche
von Katharina Fritsch. Diese A rbeiten aus der Sammlung
sind ungerahmt und in unregelmässigem Format und
brauchten daher dringend eine bessere Verpackung. Es
wurden sechs tragbar e Kisten hergestellt, die au ssen aus
leichten, sta bilen Holzpla tte n und innen aus passgenau-
em Archiv-W ellkarton zusammengeschraubt wurden. Die
dem Bild zugeneigten Innenflächen wurden mit breitem,
reinem Ba umw oll-Mo lton überspannt. Die Arbeiten wer-
den mit der neuen Verpackung nun richtig gestützt und
können auch gesta pelt werden. Die Zusammenarbeit mit
unseren hausinternen Schreinern und einer freischaffen-
den Mitarbeiterin, Brigit naef aus Zürich, war optim al, um
das Projekt zu planen und in kurzer Zeit zu vollenden.
Die Papier- und Fotoarbeiten aus der Joseph Beuys-
Ausstellung erforderten zahlreiche grössere und kleinere
Interventionen. Dies machte es erst möglich, sie auszu-
stel len und war auch insofern wesentlich, als diese Werke
anschliessend in die Sammlung aufgenommen wurden.
Jean Rosston