Bildraum anders als in unserem Bild nach hinten öffnet,
lässt dieser Vergleich dennoch den Schl uss zu, dass de
Champaigne das «un gem alte» Bild Chris ti hier unter Bild-
b eding ungen präsentiert, die auf d iejenigen des Porträts
verweisen. Wagt de Champaigne hier ein «ungemaltes»
Porträt Ch risti?
Louis Marin hat die Verwandtschaft der Struktur
des Porträts im Louvre und unseres Bil des des Schweiss-
t uches (das er in Form der Stic he kannte)
beschrieben.13
Sei ner Ans icht nach haben wir es hier mit Äusser ung en
einer eigentlichen, in de Champaignes Werk fassbaren jan-
s enistis chen Ästhetik zu tun. In der Tat w issen wir, dass
der Maler ab 1648 der katholisch-theologischen, der Kunst
reserviert gegenüberstehenden Reformbewegung des
Jansenismus sehr nahestand, die in Frankreich im 17. und
18. Jahrhundert eine starke Prä senz
entfaltete.14
Die ab
1653 von der Sorbonne, den Bischöf en und der Kurie , spä-
ter resolut auch von Ludwig XIV. bekämpfte Bewegung be-
zog sich auf Augustinus und des sen Gnadenlehre, die dem
Menschen keinerlei Einfluss auf den Erhalt der göttlich en
Gnade zubilli gte, wobei die Jansenisten hier in Konf likt zu
den Auffassungen der J esuiten sta nden. Die Jansenisten
pochten überdies auf die Schuldigkeit des Menschen, Welt-
verneinung und Bussübungen.
Marin zufolge erzeu gt de C hampaigne in Bi ldern wie
den genan nten im Sinne des Trompe-l’œil eine täuschend
echte Anwesenheit des Dargestellten; er strebe aber
danach, diese mit den Mitteln des Bildes zugleich wied er
zu annullier en. Dadurch bleibe der Blick des Betrachters
nicht am letztlich eitl en Gemalten hängen, s ondern gelange
im Sinne des J ansenismus zum E igentlic hen, für das das
Bild lediglich ein Zeichen sei.
In der späteren Forschung wurde Marins jansenis-
t ische Lektüre de Cham pa ignes, etwa von Sand rine Lely, Lely,