Full text: Jahresbericht 2012 (2012)

Atmosphäre erzeugende Sound hier das Kernthema von 
Marclays Werk «The Clock» ist. Wie oft wir den «Big Ben» 
sehen, Armbanduhren, Sanduhren, Wecker, Pendulen, 
Digitaluhren, übersteigt unser F a ssungsvermögen. Auch 
weil wir ständig abgelenkt werde n und uns vom Strudel 
eines Fragments, einer neuen cineastischen Trouvaille, 
einer Mikrogeschichte wegtragen lassen. Der Sound, den 
Marclay über die ein zelnen Schnittsequenzen hinauszie- 
hen lä sst, wirkt wie ein unsichtbares, betörendes Amal- 
gam zwisch en den ganz unt erschiedliche n Welten, die der 
U hrzeit zuliebe aufeinanderprallen. 
So sehen wir uns vom «Suspense» getragen und 
sind immer wie der auf die eingefleischten Reflexe zurück- 
geworfen, welche die Bilder in eine stringente Geschichte 
münden lassen wo llen. «The Clock» ist so auch eine sur- 
realistische Colla ge, die mit unser em Unbew uss ten tolle 
Sp iele treibt, und dabei vor uns ern Augen ein menschli- 
ches Panoptikum öffnet: Was machen «die Leute» denn so 
um 8 Uhr morgens? Und was um Mitte rnacht? Um drei Uhr 
früh? Um drei am Nachmittag? Zumindest aus der Sicht 
von Hollywood? 
Wenn nun 2012 dieser e rfr euliche Ankauf für unser e 
Sammlung in Partnerschaft mit der Luma Foundation 
möglich wurde, so hat das Kunsthaus Zürich diesem 
Künstler bereits 1997 eine Ausstellung, «Arranged and 
Conducted by», im Ra hmen des Preises Junge Kunst ge- 
widmet. Und 1998 wurde das Video «Telephones» von 
1995 erwor ben, das heute wie eine Skizze zu «The Clock» 
anmutet. 
Bice Curiger
	        
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