44
AKTIVITÄTEN
Für die Sammlung des Kunsthauses war das Jahr 2012 von
besonderer Bedeutung. Zum einen aufgrund des bedeuten-
den Legates eines gr ossen Förderers des Hau ses, Bruno
Giacometti (1907 – 2012), auf das weiter unten eingegan -
gen wird. Zum anderen aber natürlich auch wegen der am
25.11.2012 vom Stadtzürcher Stimmvolk beschlossenen
Umsetzung des von David Chipperfield entworfenen Erwei-
terungsbaus. Denn dieses Gebäude wird zu einem nicht un-
wesentlichen Teil der Sammlung gewidmet sein, die damit
endlich mehr Raum von grosser Qualität erhält.
Im Zus amm enhang mit dem Projekt des Erweiterungsbaus
hat die Sammlung 2012 auch einen besonderen Auftritt im
Bührlesaal gehabt: Die Ausstellung «Das Neue Kunsthaus»,
über die auf S. 61 / 62 berichtet wird, bestand zu wesentlichen
Teilen aus Sammlungswerken.
Im Verlauf des Jahres wurden zudem folgende Sonderprä-
sentationen gezeigt: Von März bis Juli war im gr ossen Ge-
mälderaum im ersten Stock des Müllerbaus eine Auswahl
expressionistischer Sammlungswerke aus v ersch iedenen
Generationen zu sehen: Zu Baselitz, Kiefer und A. R. Penck
stiessen dabei Gemälde und Zeichnungen von deren Vorgän-
gern aus dem Kreis der deutschen Expressionisten, vor allem
von Kirchner sowie von Oskar Kokoschka, und Gemälde und
Skulpturen zw eier Vertreter der Künstlergruppe Rot-Blau,
Hermann Scherer und Albert Müller. Zwischen den Werken
der Künstler verschiedener Generationen expressionistisch
gestimmter Kunst ergab sich in der Zusammenschau ein Ge-
samtklang, der den zeitlichen Abstand oft vergessen machte.
Der gleiche Saal im Müllerbau wurde in der Folge zeitgleich
zur Präsentation des Legates von Bruno Giacome tti mit
Hauptwerken der Reifezeit von Alberto Giacometti bestückt.
Dies erlaubte es, den Besuchern der Ausstellung «Das Neue
Kunsthaus» an einem konkreten Raum aufzuzeigen, auf wel-
che Weise bestehende Bausubstanz bei Annahme der Vorla-
ge zum Erweiterungsbau würde genutzt werden können. Die
SAMMLUNG
Verschiebung von Alberto Giacomettis Werken der Reifezeit
in den ersten Stock ermöglichte es, die eigentlichen Giaco-
metti-Säle im Erdgeschoss zu entlasten und sie in grosszü-
giger Weise mit den Arbeiten der Jahre bis zum 2. Weltkrieg
zu bestücken. Für diese Arbeiten eignen sich die Räume im
Erdgeschoss hervorragend, während diejenigen der Reifezeit
in vielen Fällen mehr Platz benötigen, als ihnen dort gewid-
met werden kann. Hier wird mittelfristig eine andere Lösung
anzustreben sein. Die Giacometti-Präsentation im 1. Stock
wurde zusätzlich durch eine Präsentation der kunsttechnolo-
gischen Untersuchung der 2006 von Bruno und Odette Giaco-
metti geschenkten Gipse Alberto Giacomettis bereichert, die
von unseren Restauratoren vorbereitet wurde.
Eine weiter e Sonderpräsentation erstaunte die Besucher
während der Dauer der von Bice Curiger kuratierten Ausstel-
lung «Deftig Barock» in den der holländischen, französischen
und italienischen Kunst gewidmeten Sälen der Altmeister-
sammlung. Da viele Werke in den Bührlesaal gewandert wa-
ren, schlug Kunsthaus-Kurator Tobia Bezzola vor, die Lücken
nicht mit anderen Altmeisterwerken zu schliessen, sondern
zumeist grossformatige zeitgenössische Fotografien aus der
Sammlung an die Stelle der fehlenden Werke zu hängen. Auf
diese Weise wurde sichtbar , so Bezzola, «wie die Fotografie
auf vielfältige Weise traditionelle Bildmuster , Bildformeln
und Motive der Malerei beerbt hat». Eine Fortsetzung dieser
Akt ion mit zeitgenössischen Werken anderer Gattungen ist
für S ommer 2013 geplant, wenn wiederum einige Samm-
lungswerke weggehen werden, da sie an die zweite Station
der Ausstellung «Deftig Barock» in Bilbao geliehen werden.
Abgesehen von temporären Präsentationen konnte neben Al-
berto Giacometti mit der Neuinstallierung des bedeutenden
Sammlungsensembles an Plastiken von Cy Twombly ein wei-
terer skulpturaler Ak zent gesetzt werden. Die bisherige Auf-
stellung, bei der jedes Werk einzeln auf einem Sockel stand,
kam zwar den Vorlieben des Künstlers entgegen; zugleich zugleich