57
AKTIVITÄTEN
oder Skelettdarstellungen, mit denen Posad a in sarkasti -
scher Weise auf die mexikanische Oberschicht anspielte. Ein
häufiges Thema waren auch aufwühlende Sze nen von Folter,
Tod und Vertreibung. Mit diesen Darstellungen verwiesen die
Künstler auf die weit verbreitete Armut und prangerten so-
ziales Elend und politische Ungerechtigkeiten in Mexiko an.
Ein Grossteil der 43 Arbeiten wurde zum ersten Mal in der
Schweiz öffentlich gezeigt. Den Grundstock für die Samm-
lung mexikanischer Druckgrafik, aus dem u. a. diese Auswahl
gezeigt wurde, legte der Schweizer Fotograf Armin Haab
(1919 –1991). In den 1980er Jahr en schenkte er der Zür cher
Kunstgesellschaft seine über Jahrzehnte aufgebaute, rund
350 Blätter umfassende Sammlung mexikanischer Grafik.
Die Sammlung Haab ist einzigartig in Europa und gibt einen
gültigen Überblick über die Entwicklung der figurativen Gra-
fik in Mexiko während des Zeitraums von ca. 1850 bis 1975.
Die Ausstellung wurde unterstützt von der ArtEdu Stiftung
und dem Mexikanischen Honorarkonsulat. Milena Oehy
ARISTIDE MAILLOL
Die Präsentation des Sammlungs-Bestandes an Werken
des franz ösis chen Bildhauers Aristide Maillol (1861 – 1944)
vereinigte sechs Bronze-Plastiken und eine Terrakotta-
Figur, die eine Begegnung mit zentralen Aspekten von
Maillols Schaffen ermöglichten. Anlass war ein abge-
schlossenes Restaurierungsprojekt, im Rahmen dessen
der gesamte Bestand untersucht und wo nötig konser-
vatorisch behandelt worden war. Er präsentiert sich nun
in einem ausgezeichneten Zustand. In einem Fall – der
lebensgrossen Bronze «Venus au collier» von 1918 –1928
– wurde ein grösserer Eingriff der Restauratoren nötig.
Die Präsentation wurde im 1. Stock im Foyer des Moser-
baus und im anschliessenden Durchgangsraum zum
Müllerbau eingerichtet. Blickfang war Maillols monu-
mentale Bronze «Hommage à Cézanne», die im Foyer des
Moserbaus einen neuen Platz gefunden hat. Werke von
Rodin ergänzten die Plastik Maillols. Demgegenüber bot
der Durchgangsraum die Gelegenheit, auch mittelgros-
se und kleinere Arbe iten Maillols zur Geltung zu bringen,
die mit Werken von Rodin, Bourdelle, Renoir, Matisse und
Lehmbruck ergänzt wurden. Maillols «klassische Moder-
nität», die auf der Einfügung der Figuren in klare Volumen
basie rt, kontrastierte in der Präsentation wirkungsvoll mit
Rodins sowohl äusserlich wie innerlich stärker bewegte n
Figuren.
Das Restaurierungsprojekt stand unter der Leitung von
Chefrestaurator Hanspeter Marty, die praktischen Arbei-
ten wurden von Rolf Fritschi ausgeführt. Ermöglicht wur-
de das Projekt durch die Stiftung BNP Paribas Schweiz.
Philippe Büttner
ADRIAN ZINGG. WEGBEREITER DER ROMANTIK
Mit einer breit gefächerten Ausstellung über Adr ian Zingg
schl oss das Kunsthaus Zürich 2012 seine dreiteilige Reihe
zur Erfindung und P opularis ierung einer spezifisch bürger-
lichen Landschaftsauffassung um 1800 in Zeichnung und
Druckgrafik ab. V orausg egang en waren 2010 zwei Ausstel-
lungen über Salomon Ges sner und Carl Wilhelm Kolbe. Die
künstlerischen Leistungen dies er Autodidakten stande n
lange Zeit im Sch atten des Goldenen Zeitalters der Land-
schaftsmalerei im 17. Jahrhundert. Dabei wurde übersehen,
dass die Kunst geschichte di esen und zahl r eichen ander en
Wegbereitern die Entwicklung einer autonomen Land-
schaftsästhetik verdankt, die sich im 19. Jahrhu ndert von
Eur opa bis nach Nordamerika und Russland ausbreitete.
Wer sich intensiv mit di eser Ep ochens chw elle auseinander-
setzt, stellt fest, dass monografische Forschungsarbeiten
zu ei nzelnen Künstlern nach wie vor Mangelware sind. Doch
schon heute k önnen wir erk ennen, dass es vor allem Zeich -