66
AKTIVITÄTEN
käre Grenze zwischen den rotierenden Eigenbewegungen
und der räumlich-skulpturalen Präsenz durch minimale
Eingri ffe und einfache Anordnung sinnfällig zu machen.
Mirjam Varadinis
KLASSISCHE MODERNE UND ALTE MEI STER
Das Jahr stand im Zeichen einer grosszügigen Schen-
kung, dem Legat Bruno Giacometti. Ihr verdankt die
Grafische Sammlung einen substanziellen Zuwachs an
Aquarellen, Zeichnungen und druckgrafischen Werken,
mehrheitlich von Giovanni Giacometti und seinem be-
rühmten Sohn Alberto, vereinzelt auch von Albertos Brü-
dern Diego und Bruno. Zahlenmässig überwiegen die
Arbeiten von Giovanni mit 491 Zeichn ung en und Aquarellen
sowie 129 grafischen Blättern, vor allem Holzschnitte
in verschiedenen Zustandsdrucken. Im Konvolut der 94
Zeichnungen von Alberto befinden sich bemerkenswerte
Kopien, die der frühreife Künstlersohn zwischen seinem
12. und 15. Lebensjahr nach Cimabue, Mantegna, Joos van
C leve, Holbein und Hodler anfertigte. Wie ein roter Faden
zieht sich das St udium der alten Meister durch Albertos
Schaffen; in den 1920er Jahren folgen Studien nach roma-
nischer, vereinzelt auch altägyptischer und sumerischer
Plastik (Gudea); in den Arbeiten der 19 30er Jahre setzen
die eigenwilligen Umsetzungen nach Rodin, Cézanne
und Matisse markante Akzente. Unter den künstlerisch
anspruchsvolleren Zeichnungen fallen bei einer ersten
Sichtung die Skizzen nach Familienangehörigen, vor
allem aber die Selbstbildnisse auf. Einmal ig ist der in time,
familiäre Charakter mancher Blätter dieses Legats, der
durch eine Gruppe erlesener Meisterzeichnungen abge-
rundet wird, darunter die Bleistiftzeichnungen «Quatre
grandes femmes et tête», um 1960, und «Le fauteuil», um
1963. Eine erste provisorische Bestandsaufnahme des
umfangreichen Legats verdanken wir dem ehemaligen
Sammlungskonservator Christian Klemm; schon kurz
nach dem Eintreffen des Legats beschloss sein Nach-
folger Philippe Büttner, eine repräsentative Auswahl, im
ursprünglichen Zustand gerahmt, dem Publikum vor-
zuf ühren. Er wurde bei dieser anspruchsvollen Aufgabe
von unserer Assistentin Monique Meyer, unserem tech-
nischen Mita rbe iter Armin Simon, dem Team der Papi er-
restauratorinnen unter der Leitung von Jean Rosston und
dem Zeichnungskonservator tatkräftig unterstützt. Wei-
tere Accr o chage-Aktionen mit namhaften Werken aus der
Grafischen Sammlung waren im Baselitz-Saal von März
bis Juli und im Kabinett ab August zu sehen.
Diverse V eranstaltungen begleiteten unsere diesjährigen
Altmeister-Ausstellungen, darunter das im letzten Jahres-
bericht angekündigte und erfolgr eich durchgeführte int er-
nationale Kolloquium zur Landschaftsdarstellung um
1800, das in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen
I nstitut für Kunstwissenschaft realisiert werden konnte;
ausgewählte Symposiumsbeiträge erscheinen 2014 in
der Buchreihe «outlines». Weniger Anklang fanden die
beiden ausgeschriebenen Exkursionen in die Sächsische
Schweiz. Nur eine kleine Gr uppe wagte den Sprung; sie wurde
von Frank Rich ter , dem bekannten Autor zahlreicher Bü-
cher über die Landschaftszeichnung in Dr esden , r eichl ich
belohnt.
Als Auftakt zum 100-jährigen Bestehen der Grafischen
Samm lung im Jahr 2015 stellte der Konservator der Zei ch-
nung en am Tag der offenen Tür (27.10.) im Studiensaal eine
Auswahl von Me iste rwerken vor.
Unter Aufsich t unserer Assis ten tin wurden den Besuchern
im Studiensaal der Grafischen Sammlung durchs Jahr
insgesamt 2 915 Werke vorgelegt; darunter 1 562 Zeich-
nungen, 1 117 Drucke, 143 Skizzen- und Mal erbü cher , 48
Briefe und Dokumente, 41 Fotografien, 2 Vid eos und 2 Mul-
tiples. An interne Ausstellungen wurden 91 Zeichnungen,
77 Drucke, 12 Fotografien und 4 Videos, an externe Aus-
stellungen w urden insgesamt 12 Zeichnungen, 8 Drucke
und 1 Fotografie ausgeliehen. Bernhard von Waldkirch