Full text: Jahresbericht 2012 (2012)

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AKTIVITÄTEN 
nungen zu der «Wahrheit» präsentiert. Zu diesem Anlass 
erscheint auch eine kleine Publikation über das Gemälde 
und die Restaurierung. Viola Möckel 
GRAFIK UND FOTOGRAFIE 
Die Vielfalt der grafischen Kunst könnte der Leitfaden des 
Jahres gewesen sein. Auf der einen Seite wurden Serien 
von zwei bis 97 zusammengehörenden Werken von einem 
Künstler für die grafische Sammlung und die Fotosamm- 
lung erworben. Auf der anderen Seite kann eine neue Er- 
werbung aus nur einem einzigen Werk bestehen: gross 
oder klein, mit oder ohne Montage oder Rahmen. 
Ein Werk von Thomas Hirschhorn, «Preparatory Draw ings 
for ‹Crystal of Resistance›», 2012, entstand aus 93 Tei- 
len, inklusive drei Collagen und 88 Druckgrafiken. Jeder 
Teil wurde genau aufgenommen, dokumentiert und für 
die Lagerung in der Sammlung vorbereitet. Die Collagen 
und Druckgrafiken sind von ähnlichen Dimensionen, nicht 
montiert, und liessen sich in archivbeständigen Mappen 
und Schachteln ordnen. 
Von Urs Fischer haben wir ein Werk erworben, «Café», 
2011 – 2012, das aus 38 Teilen entstanden ist. Jeder Teil 
wurde mit Glas gerahmt und weist andere Dimensionen 
auf. Die Vielfalt der Präsentation macht das Werk inte- 
ressant. Auf der anderen Seite hingegen benötigt die 
Aufbewahrung viel und unregelmässigen Platz im Depot. 
Das Werk von Josh Smith, «Parkett Book Collage», 2009, 
ist einteilig, präsentiert sich aber als dreidimensionales 
Objekt und ist nicht gerahmt. Es ist auf beid en Seiten col- 
lagiert, bemalt und gefirnisst und lässt sich nicht aufhän- 
gen. Silikonbeschichtetes Melinex wurde in einer Unikat- 
verpackung einbezogen, um die Oberflächen zu schützen. 
Ein älteres Mixed-Me dia -W erk auf Papier, «Composition: 
deux femmes I», 1929, von Georges Rouault wies noch 
eine säurehaltige, ausgetrocknete Montage auf und be- 
fand sich lose und gefä hrdet in seinem alten historischen 
Rahmen. Während der Restaurierungsarbeiten kam die 
bemalte, interessante Rückseite zum Vorschein. Bei der 
Neugestaltung der Montage wurde eine doppelseitige 
Präsentation bevorzugt: Zwar wieder genau im Stil der 
alten Montage, aber aus besserem Passepartout-Karton 
und passend zum alten Rahmen. Diese Einrahmung er- 
jektphase, in der neben dem Substanzerhalt auch ästheti- 
sche Eingriffe wie Retuschen und Ergänzungen umgesetzt 
werden sollen. Kerstin Mürer / Tobias Haupt 
«DIE WAHRHEIT» VON FERDINAND HODLER 
Ferdinand Hodler schuf zwei Fassungen seiner bedeu- 
tenden Komposition «Die Wahrheit». Beide Werke werden 
im Kunsthaus Zürich aufbewahrt. Im vergangenen Jahr 
wurde nun die erste Fassung dank der grosszügigen Un- 
terstützung von The Bank of America Merrill Lynch Art 
Conservation Proje ct aufwändig restauriert. 
Das monumentale, 196 x 273 cm grosse Gemälde malte 
Hodler 1902. Bedingt durch die Maltechnik war es be- 
reits schon wenige Jahre nach der Entstehung zu erste n 
konservatorischen Problemen gekommen. Beginnender 
Haftungsverlust der Malerei auf der Leinwand hatte zu 
Ausbrüchen in der Malschicht geführt und wurde damals 
grosszügig übera rbeitet . Inzwischen wiese n fast alle Bild- 
bereiche eine schlechte Haftung auf. Die Malschicht war 
stark craqueliert, stand teilweise schüsselförmig auf und 
puderte in dünnschichtigen Partien ab. 
Der Zustand des Werkes erforderte eine umfangreiche 
Stabilisierung und Festigung der Malschicht. Vorab wur- 
de durch Tests ein Festigungsmittel bestimmt sowie eine 
Methode des Applizierens entwickelt, durch die beim Ein- 
bringen keine Veränderung der matten Bildoberfläche 
hervorgerufen wur de. Die Festigung der fein craquel ierten 
Malschicht war eine zeit- und arbeitsaufwändige Aktion, 
ebenso die daran anschliessenden Kittungs- und Re- 
tuschearbeiten der kleinteiligen Malschichtausbrüche. 
Frühe r ausgeführte Retuschen und Übermalungen hat- 
ten sich farblich verändert und störten den ästhetischen 
Gesamteindruck. Sie wurden ebenfalls wieder farblich 
integriert. Die Restaurierungsarbeiten begl ei teten kunst- 
technologische Untersuchungen zur Herstellung des Ge- 
mäldes, zu Unterzeichnungen sowie zu verwe nd eten Ma- 
terialen. In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen 
Institut für Kunstwissenschaft konnten zudem Fragen 
zum Malschichtaufbau und der Zusammensetzung der 
verwe nd eten Farben beantwortet werden . 
Das Werk wird vom 18. Januar bis 14. April 2013 gemein- 
sam mit der zweiten Fassung sowie ausgewählten Zeich-
	        
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