war immer beda cht, nicht s vom Alkohol zu schluck en, sodass
das flüssige Gold ihr aus dem Mund qu oll. Beide Künstlerinnen
verwendeten die daraus entstandenen Fotografien für sich.
Wangechi Mutu verarbeitete sie in ihren charakteristischen
Colla gen; Marilyn M inter zu einer Serie von sechs Gemälden
und F otografien. Da der Emaillack so schnell trocknet, bear-
b eitet Mi nter – und mi ttlerweile ihre Assistenten – die Ober-
flä che oft direkt mit den Fingern, um in monatelang er Arb eit
wei che Über gänge zwisch en den Farbschattierungen zu erhal-
ten. So ent stehen sinnliche, haptische Oberflächen, die den
Blick in sich aufsaugen und zu verführen suche n.
Mit dieser Neuerwerbung wird die Werkgruppe von Mari-
lyn Mint er im Kuns thaus Z ürich um eine jüngere Arbeit e rwei-
tert, sod ass drei wichtige Etappen ihres Schaffens vertreten
sind. 2007 wurde das neunteilige Werk «Cor al Ridge Tower
Ser ies» (1969 –1995) angekauft. Die Schwarzweiss-Porträts
ihrer suchtkranken, im Bett rau chend en, sich schmin k enden
Mutter gelten als das erste wichtige Werk Minters. Die Aufnah-
men entstanden noch während ihres Studiums, bli eben jedoch
über zwa nzig Jahre unentwickelt l iegen – trotz der Ermunt e-
rung von Diane Arbus, die schon 1969 bei einem Besuch an der
Universität von Louisiana die Arbeiten sah. 2008 erschien «Pa-
mela Ande rson» (2007) als Edition bei Parkett. Die unretou-
chiert e Fotografie zeigt die triefendnasse Schauspielerin, bei-
nahe ungeschminkt und kaum wiedererkennbar, inklusive
Sommer sprossen und kl einen Pickeln im Aussch nitt. Die Auf-
nahme ist bezeichnend für den Blick von Marilyn Minter: «Mir
geht es nicht darum, die Verwerfung der Glamour-Industrie
aufzuzeigen. Glamour und Schönheit geben jedem von uns
grosse Freude. Aber für mich liegt der Fehler im Vorgaukeln
von Perf ektion. Ich versuche zu zeigen , wie ich denke, und Bil-
der darüber zu machen, wie sich das Schauen selbst
anfühlt.»1
Claire Hoff mann
1 Marilyn Minter, Zitat aus: Belinda Grace Gardner, «Reality Check. Marilyn Minters deran-
gierter Glamour» in: Marilyn Minter, Ausst.-Kat. Deichtorhallen Hamburg 2011, S. 28.
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