Full text: Jahresbericht 2013 (2013)

war immer beda cht, nicht s vom Alkohol zu schluck en, sodass 
das flüssige Gold ihr aus dem Mund qu oll. Beide Künstlerinnen 
verwendeten die daraus entstandenen Fotografien für sich. 
Wangechi Mutu verarbeitete sie in ihren charakteristischen 
Colla gen; Marilyn M inter zu einer Serie von sechs Gemälden 
und F otografien. Da der Emaillack so schnell trocknet, bear- 
b eitet Mi nter – und mi ttlerweile ihre Assistenten – die Ober- 
flä che oft direkt mit den Fingern, um in monatelang er Arb eit 
wei che Über gänge zwisch en den Farbschattierungen zu erhal- 
ten. So ent stehen sinnliche, haptische Oberflächen, die den 
Blick in sich aufsaugen und zu verführen suche n. 
Mit dieser Neuerwerbung wird die Werkgruppe von Mari- 
lyn Mint er im Kuns thaus Z ürich um eine jüngere Arbeit e rwei- 
tert, sod ass drei wichtige Etappen ihres Schaffens vertreten 
sind. 2007 wurde das neunteilige Werk «Cor al Ridge Tower 
Ser ies» (1969 –1995) angekauft. Die Schwarzweiss-Porträts 
ihrer suchtkranken, im Bett rau chend en, sich schmin k enden 
Mutter gelten als das erste wichtige Werk Minters. Die Aufnah- 
men entstanden noch während ihres Studiums, bli eben jedoch 
über zwa nzig Jahre unentwickelt l iegen – trotz der Ermunt e- 
rung von Diane Arbus, die schon 1969 bei einem Besuch an der 
Universität von Louisiana die Arbeiten sah. 2008 erschien «Pa- 
mela Ande rson» (2007) als Edition bei Parkett. Die unretou- 
chiert e Fotografie zeigt die triefendnasse Schauspielerin, bei- 
nahe ungeschminkt und kaum wiedererkennbar, inklusive 
Sommer sprossen und kl einen Pickeln im Aussch nitt. Die Auf- 
nahme ist bezeichnend für den Blick von Marilyn Minter: «Mir 
geht es nicht darum, die Verwerfung der Glamour-Industrie 
aufzuzeigen. Glamour und Schönheit geben jedem von uns 
grosse Freude. Aber für mich liegt der Fehler im Vorgaukeln 
von Perf ektion. Ich versuche zu zeigen , wie ich denke, und Bil- 
der darüber zu machen, wie sich das Schauen selbst 
anfühlt.»1 
  
Claire Hoff mann 
1  Marilyn Minter, Zitat aus: Belinda Grace Gardner, «Reality Check. Marilyn Minters deran- 
gierter Glamour» in: Marilyn Minter, Ausst.-Kat. Deichtorhallen Hamburg 2011, S. 28. 
71 1971_Kun sthaus Jahresbericht 2013 Teil 1_14 0328.in dd   13 31.03.1 4   14:20
	        
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