u.a. auf der Präsenz und Dars tellu ngs weise von auch sonst bei
de Heer beliebten Motiven wie den Libellen und dem Roten
Admiral sowie der Art des Bildaufbaus. In der Tat ist darauf hin -
gewiesen worden, dass de Heer separat studierte Bildelemente
(wie hier die In sekten oder den Kohlk opf) zu einer Gesamtkom-
position zusammenzufügen pflegte. Charakteristisch für sie
wäre also ein additiver Bildaufbau. Tatsächlich lässt sich dies-
bezüglich in unserem Bild eine sehr ähnliche Arbeitsweise
erkennen wie in zwei signierten und 1640 bzw. 1644 d atierten
Gemälden der Künstlerin im Fries-Museum in Leeuwarden,
die Muscheln und Insekten
zeigen. 3
Auch die Ko mbinat ion von
monumental im Vordergrund gezeigten kle inf o rmatigen Moti-
ven mit einer Land schaft im Hinter grund lässt sich in anderen
Werken der Künstler in
nac hwei sen.4
Die Zuschreibung an de
Heer scheint also durchaus verfechtbar .
Bei der Erwerbung des Bildes spielten Qualitäten mit
eine Rolle, die mit dem erwähnten additiven Bildaufbau zu tun
haben, aber über diesen hinausgehen. Betrachten wir den Kohl
ge nauer , der im Vordergrund in der Erde s teckt. Sein Zus tand
scheint nicht mehr sehr vital, ein Blatt ist abgefallen. Zusam -
men mit den prächtigen Insekten und der Schnecke, die ihn
aufsuchen, kündet er im Sinne des Vanitas-Stilllebens poetisch
von der nahen Nachbarschaft von Schönheit und Verfall. Be-
trachtet man ihn genauer, wirkt der Kohl fast wie ein entstell-
tes Gesi cht oder ein Schä del. In seinem beg innend en V erfall
verweist er also auf den des Menschen. Mimikry-artig ver-
schiebt sich hier die Identität dessen, das dargestellt wird. In
nochmals ander er Weise wird dies sichtbar , wenn man beach-
tet, wie der «Bildheld», der Kohl, in Nahansicht vor der Land-
s chaft platzie rt ist, die sich hin ter einer Schwell e in die Ferne
verliert. Der Vordergrund geht auf diese Weise für das Auge
abrupt in den H intergru nd über. Dadurch aber tritt der Kohl
vom Massstab her gesehen in einen besonderen Bezug zur
Landschaft hinten: Mit ihr in Beziehung gesetzt, wirkt er seiner
Grösse nach eher wie ein Baum als wie ein Gemüse. Das Still-
71 1971_Kun sthaus Jahresbericht 2013 Teil 1_14 0328.in dd 28 31.03.1 4 14:22