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AKTIVITÄTEN
1911 und 1922 und einigen markanten späteren Werken.
Zahlreiche Leihgaben wurden aus internationalen Mu-
seen, insbesondere aus Russland, angefragt und nach
teils langwierigen Verhandlungen zugesagt, darunter die
legendären Wandmalereien der Innendekoration für das
jüdische Theater in Moskau, die sich heute im Staatlichen
Russischen Museum in St. Petersburg befinden und für
die eigens ein massstabsgetreuer Raum gebaut wurde.
In einer grosszügigen lichten Inszenierung im Bührlesaal
waren schliesslich Hauptwerke dieser für Chagall und
die Entwicklung der Moderne entscheidenden Werke zu
sehen, die ein grosses Publikum aus der Schweiz und
dem Ausland anzogen. Chagall erwies sich, wie der Titel
ankündigte, als Meister der Moderne mit faszinierenden
maltechnischen und stilistischen Experimenten zwischen
Fauvismus, Kubismus und Orphismus, jener Mischung
aus anekdotischen, biblischen, autobiografischen und
rätselhaft-symbolischen Bildelementen, die seinen un-
verwechselbaren Stil prägten, den er durch sein gesamtes
langes Schaffen pflegte und differenzierte. Die Ausstel-
lung, obwohl sie zu den aufwändigsten und teuersten der
letzten Jahre gehörte, zeigte den Publikumsliebling in ei-
nem neuen Licht und war schliesslich ein schöner Erfo lg
für das Kunsthaus und den Künstler.
Ein Kulturengagement der Credit Suisse – Partner des
Kunsthaus Zürich.
Wir danken Farrow & Ball für die Wandfarben in der Aus-
stellung. Christoph Becker
HARIS EPAMINONDA. SOUTH OF SUN
Die Ausstellung « South of Sun» war Haris Epaminondas
erste Einzelausstellung in der S chweiz. Die 1980 in Zypern
geborene Künstlerin pr oduzierte dafür ihr bisher aufwä n-
digste s filmisches Werk. Der vierteilige Film «Chapters»
(2013 – 2014), der in Zusamm enarbeit mit Mo dern Art Ox-
ford, der Fondazione Querini Stampalia, Venedig, sowie
dem Zentrum für zeitg en össische Kunst «Point» in Nicosia
entstand, feiert e in Zürich Premiere. Gedreht hatte ihn die
in Berlin lebende Künstlerin auf Zypern.
Für «Chapters» arbeitete die Künstlerin zum ersten Mal mit
Schauspi elern und leitete eine ganze Filmcrew. Zuvor hatte
Haris Epaminonda meist vorgefundenes Bild- und Filmma-
terial für ihre Werke verwen det oder ganz einfache, kurze
Filmsequenzen gedreht. «Chap ters» jedoch beste ht aus
insges amt sechs Stunden Film. Diese Fülle von Material
zeig te die Künstlerin auf vier Projektionen verteilt im Kabi-
nettraum. Jede Pr ojekt ion war unterschiedlich lang, sodass
sich die Bi lder mit jedem Loop neu kombinierten. Statt einer
linearen und einmal f e s tgeschriebenen Erzähl struktur zu
folgen, entführte einen «Chapters» auf eine assoziative Rei-
se, die sich durch Zufall, Zeit und den Blick der Zuschauer
ständig veränderte.
Eine wichtige Rolle sp ielte dabei der Sound, der e igens für
den Film k o mponiert wurde. Haris Epaminonda arbeitete
dafür mit dem Duo «Part Wild Hors es Mane on both Sid es»
aus Engl and zusammen, das aus den Tonkünstlern Kelly
Jayne Jones und Pas cal Nichols besteht. Mit den beide n
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